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Ein Premium-Politiker packt aus

22. April 2009

Dr. Udo Brömme, von Beruf Menschenfischer, legt ein Buch vor, das den Verdruss bekämpft. Der vermeintliche CDU-Politiker verrät darin die "Geheimrezepte eines Premium-Politikers".

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Der Fake-Politiker Dr. Udo Brömme mit seinem Buch (Foto: Andreas Main)
Der Fake-Politiker Dr. Udo Brömme mit seinem BuchBild: Andreas Main

Schon auf dem Buchdeckel lächelt dieser junge Mann sein Siegerlächeln. Dr. Udo Brömme hebt den Daumen seiner Hand nach oben. Das strahlt Zuversicht aus. Die "Geheimrezepte eines Premium-Politikers", so der Untertitel des Buches von Udo Brömme, werden nicht nur den Bundestag und die Politikerkaste aufrütteln. Hier zieht einer mit einer bestechenden Botschaft in den Super-Wahlkampf des Super-Wahljahres 2009: Zukunft ist gut für alle!

Aufgewachsen in Bückel bei Pelzau

So geht es im Inneren des Buches weiter. Zunächst erzählt uns dieser strahlende Nachwuchspolitiker von seiner Kindheit in der Eifel, die vor allem durch Fischstäbchen, eine Vertriebenenfamilie und Schützenvereine geprägt wurde. Brömme bekennt: "Es sind diese idyllischen Erfahrungen aus frühen Kindertagen, die mich auch heute unumstößlich an den Wert der Familie glauben lassen". Schon in Grundschultagen verabscheut Brömme "kindischen Quatsch von antiautoritätsinfizierten Junglehrern, die aber leider in immer reicherer Zahl von den Gammleruniversitäten in deutsche Schulen geschwemmt werden."

Dr. Udo Brömme, fiktiver Bundestagsabgeordneter der CDU, heißt im richtigen Leben Ralf Kabelka (Foto: Andreas Main)
Dr. Udo Brömme, fiktiver Bundestagsabgeordneter der CDU, heißt im richtigen Leben Ralf KabelkaBild: Andreas Main

In diesen Passagen des Buches blitzt die bundesdeutsche Realität der 70er-Jahre auf. Brömme alias Ralf Kabelka (siehe Porträt unten: "Ölig, cremig, flott: Dr. Udo Brömme treibt wieder sein Unwesen") weckt hier Erinnerungen an das Aufwachsen in Provinzorten, an denen die Studenten-Revolte fast vorbeiging und alles beim Alten blieb. Es ist ein besonderes Verdienst, dass Brömme nicht nur aus dem Nähkästchen plaudert, sondern auch in seinen Fotoalben geblättert hat: Brömme in seiner geliebten Lederhose, die er auch oft zum Schlafen anbehalten hat, Brömme mit Schultüte und später Brömme mit Kommunionskerze und noch später Brömme mit Bonanzarad. In alledem fühlt sich der Rezensent ertappt. Überspringen wir an dieser Stelle, wie Dr. Udo Brömme seine beeindruckende Karriere beschreibt: von der Jungen Union in der Eifel nach Köln, dann Landtagsabgeordneter in Düsseldorf, nun Mitglied des Bundestages.

Das wichtigste Politikerbuch im Superwahljahr 2009

Im Bundestag fällt er vor allem im Sommer auf. In seinem Buch legt er auch "Top-Ten-Sommerloch-Vorschläge" vor: etwa die "Salatpflicht für Junk-Food-Konsumenten" oder die "Busensteuer bei Brustvergrößerungen" vor. Dann packt Brömme aus: Wäre er Journalist, so müsste hier von einem Glanzlicht des Enthüllungsjournalismus gesprochen werden. Aber hier enthüllt sich ein Politiker selbst: Er legt sein Tagebuch offen. Er erzählt und dokumentiert, wie er bei einem Grünen-Parteitag vor Kameras und Podium auf und ab läuft - in der Hand ein Plakat mit Claudia Roth im "schrecklichen lilafarbenene Fummel." Auf dem Plakat wird groß und provokant gefragt: "WHY?"

Oder Brömme erzählt, wie ihn Ex-Kanzler Gerhard Schröder, auf einem Elektro-Roller sitzend, beinahe umgefahren hätte. Und dieser mutige Politiker und Buchautor scheut sich nicht, die von Angela Merkel empfangenen SMS offen zu legen. Kostprobe: Merkel schreibt, dass sie gerade Kerner gucke: "Tiefensee ist da. Das arschloch L J. poft nebenan schon wieder seit neun. Am" Darauf antwortet Brömme: "Dann schlaf gut! Hdgdl, Udo Küsschen". Auf solche Enthüllungen aus dem Innersten der Macht hat die Welt gewartet. Auch den Schaltzentralen von Washington über Paris bis Peking sei dieses Buch empfohlen - hiermit lässt sich Ihr Präsident bestens briefen über den Zustand deutscher Politik.

Autor: Andreas Main

Redaktion: Dеnnis Stutе