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Ein Politikneuling wird Präsident Islands

26. Juni 2016

Der Wahlsieg des Historikers Gudni Jóhannesson zeigt den Überdruss der Isländer mit ihrer politischen Klasse. Allerdings fiel der Sieg des Favoriten knapper aus als erwartet.

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Islands neuer Präsident Jóhannesson (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/B. Harðarson

Der Parteilose liegt nach der Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen mit 39,1 Prozent der Stimmen uneinholbar vor der Unternehmerin Halla Tómasdóttir mit 27,9 Prozent. Die übrigen sieben Kandidaten liegen weit dahinter. Auf der Nordatlantik-Insel waren rund 245.000 Bürger zur Wahl aufgerufen, die einfache Mehrheit genügt zum Wahlsieg.

"Jetzt scheint der Sieg da zu sein und ein neues Kapital beginnt. Vielen Dank", sagte Gudni Th. Jóhannesson am frühen Sonntagmorgen in Reykjavík zu seinen Anhängern. Der fünffache Vater hat neben dem Wahlerfolg noch einen Grund zum Feiern: Er wird 48 Jahre alt.

In Umfragen hatte Jóhannesson in den vergangenen Wochen mit weitem Abstand vorn gelegen. Sein Wahlsieg fiel somit etwas schwächer aus als erwartet. Dennoch ist der Erfolg des Quereinsteigers ein Ausdruck des tiefen Misstrauens, das viele Isländer gegen ihre politische Klasse hegen. Zumal dieses Misstrauen durch die "Panama Papers" über Briefkastenfirmen in Steueroasen vor kurzem neue Nahrung erhalten hatte.

"Panama Papers" sorgen für Wirbel

Ministerpräsident Sigmundur David Gunnlaugsson war nach den Enthüllungen zurückgetreten. Er war unter Druck geraten, nachdem sein Name im Zusammenhang mit einer Briefkastenfirma auf den britischen Jungferninseln aufgetaucht war.

Auch die Familie des bisherigen isländischen Präsidenten Ólafur Ragnar Grímsson war durch die "Panama Papers" ins Zwielicht geraten an. Grímsson hatte deshalb nach 20 Jahren im Amt des Staatsoberhauptes auf eine erneute Kandidatur verzichtet.

Jóhannesson wurde einem breiten Publikum auf der Insel durch seine politischen Analysen im Fernsehen bekannt. Sein Ziel ist es nach eigenen Worten, den Isländern das Vertrauen in ihr System wieder zurückzugeben. Der Dozent an der Universität von Island will als Präsident über den Parteien stehen und eher "einigend als spalterisch" wirken. Das Staatoberhaupt hat in Island hat weitgehend repräsentative Funktionen, er gilt als Garant der Verfassung und der Einheit des Inselstaates.

wl/rb (dpa, afp, rtr)