1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Bassist Helmut Hattler

15. Januar 2011

"Wir heißen Kraan und fangen jetzt aaan", schallte es in den 70ern über die Bühnen Europas. 40 Jahre später präsentiert Kraan-Bassist Hellmut Hattler bereits sein fünftes Solo-Album "Gotham City Beachclub Suite".

https://p.dw.com/p/Qpjm
CD-Cover: Hattler Gotham City Beach Club Suite (Foto: DW)
Bild: 36Music (Broken Silence)

Als kleiner Junge musste der Ulmer Hellmut Hattler Violine spielen. Doch gleichzeitig zupfen und dabei in die Noten gucken, ging nicht, sagt er heute. Bei ihm funktionierte Musik erst dann, wenn er die Augen beim Spielen schließen konnte. Deshalb führte ihn der Weg weiter zum E-Bass. Und da warteten auch schon seine beiden Freunde Jan Fride (Schlagzeug) und Peter Wolbrandt (Gitarre) auf ihn. Die hatten eine Band und ab sofort also auch einen Bassisten.

Vom bloßen Nachspielen hielt Hellmut Hattler im Jahre 1970 allerdings nichts. Er wollte selbst komponieren. Auf die Frage "Was denn?" zauberte er seine orientalischen Skalen aus dem Ärmel. Die hatte er sich beim Radiohören beigebracht, als er auf der Langwelle bei "Radio Bagdad" hängen blieb. Mit diesem exotischen Können und den Jazzfertigkeiten seiner Freunde zog er kurz vor dem Abitur auf das Gut Wintrup im Teutoburger Wald. Hier spielten Kraan Tag und Nacht und ließen sich von nichts beeinflussen, außer von sich selbst. Ihr Vermieter Graf von Metternich beobachtete wenig später mit Begeisterung, wie sich dieses Anarcho-Trio in die Herzen der Krautrock-Fans spielte.

Tab Two: Mit Rap und elektronischen Beats zu Tina Turner

Die Hellmut Hattler Band (Foto: hellmut-hattler.de)
Die Hellmut Hattler BandBild: www.hellmut-hattler.de

Die Einsiedlerzeit auf dem Landgut war Ende der 70er Jahre beendet, die Band ebenfalls. In der Musikwelt dominierten mittlerweile andere Dinge als 13-minütige Instrumentaltitel von hochvirtuosen, aber auch drogenbeeinflussten Rockpionieren. Trotzdem gab es immer wieder Comeback-Bemühungen, bis 1987 schließlich ein Trompeter zur Besetzung stieß: Joo Kraus, ebenfalls aus Ulm. Gemeinsam mit ihm löste sich Hellmut Hattler 1990 aus der Band heraus und gründete das Duo "Tab Two" (Trumpet & Bass).

Mit elektronischen Beats und Rap lieferten die beiden den deutschen Beitrag zur Acid Jazz-Bewegung. Auch international erspielten sie sich einen guten Ruf und wurden schließlich sogar von Tina Turner als Songwriter angefragt. Auf dem letzten gemeinsamen Album "Between us" hörte man dann zum ersten Mal weibliche Gesangsstimmen, die bereits den Wechsel zu dem andeuteten, was im neuen Jahrtausend folgen sollte.

Musik, zu der selbst Batman tanzt und chillt

Hellmut Hattler am Bass (Foto: picture-alliance/ Eibner)
Hellmut Hattler am BassBild: picture-alliance / Eibner-Pressefoto

Trompeter Joo Kraus sagte sich 1999 durch ein einfaches "Nein" von weiteren Plänen mit Hellmut Hattler los, was dieser zum Anlass für sein erstes Solo-Album nahm: "No eats yes" gewann den Deutschen Schallplattenpreis ECHO und präsentierte einen neuen Trompeter: Sebastian Studnitzky. An die Stelle des Sprechgesangs traten nun zwei Sängerinnen, und ein größeres Augenmerk sollte Hattler in Zukunft auf die elektronischen Komponenten seiner Musik legen.

Mit Hilfe des ehemaligen Tab Two-Fotografen Peter Musebrink bastelt Hellmut Hattler seitdem an Sounds, die zwischen Lounge und Club wohliges Wummern und tanzbare Impulse erzeugen können. Auf dem Album zum zehnjährigen Jubiläum versetzt Hattler seine Hörer in Batmans Heimat "Gotham City". Dort sollen die Menschen relaxen, tanzen, ruhig auch mal nachdenklich werden und am Ende eine wilde Bollerwagen-Party feiern. Eine wahre "Gotham City Beachclub Suite".

Autor: Daniel Hauser

Redaktion: Matthias Klaus