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Ein Lebenszeichen von Milliardär Guo Guangchang

Hao Gui/Jun Yan11. Dezember 2015

Zum zweiten Mal war Guo Guangchang, Milliardär und Vertrauter chinesischer und westlicher Spitzenpolitiker, von der Bildfläche "verschwunden". Nun soll er wieder aufgetaucht sein.

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Guo Guangchang (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

In der Hauptverwaltung der Börse in Hongkong ging am Freitagmorgen eine Mitteilung der Beteiligungsgesellschaft Fosun International Limited (Hongkong) ein. Der Handel mit den Aktien des Unternehmens und einer Tochtergesellschaft solle ab 9 Uhr Ortszeit ausgesetzt werden. Zur Begründung hieß es zunächst nur: "Es wird eine Stellungnahme mit internen Informationen veröffentlicht."

Die Mitteilung war von Liang Xinjun, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden von Fosun International, unterschrieben. Doch wo ist Vorstandschef Guo Guangchang, in Europa als "chinesischer Warren Buffett " bekannt? Ist er nicht mehr handlungs- und geschäftsfähig?

In der Nacht auf Samstag kam die Entwarnung. In einer Pflichtmitteilung der Fosun-Tochtergesellschaft, der Fosun Pharma in Shanghai, teilte das Unternehmen mit, die Justizbehörden hätten Guo geladen, um eine Straftat aufzuklären. "Herr Guo Guangchang ist in der Lage, sich auf angemessene Art und Weise an den wichtigsten Entscheidungen des Konzerns zu beteiligen." Die Aktien sollen am kommenden Montag normal gehandelt werden.

Tom Tailor gehört zu Fosun. (Foto: dpa)
Tom Tailor gehört zu FosunBild: picture-alliance/dpa

Am Ohr von Merkel und Hollande

Der 48-jährige Guo ist einer der reichsten Männer Chinas. Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt sein Privatvermögen auf 6,9 Milliarden US-Dollar, in der weltweiten Reichen-Statistik steht er damit an Stelle 191.

1992 gründete Guo nach dem Abschluss an der Fudan-Universität in Shanghai mit drei weiteren Kommilitonen die Fosun Gruppe, der er seit 1994 vorsteht. Er hat den Konzern zu einer Beteiligungsgesellschaft umgebaut. Zu seinem Portfolio gehören Immobilien-, Pharma- und Einzelhandelsunternehmen. Davon sind 21 an der Börse notierte Unternehmen. Laut chinesischen Statistiken erzielte Fosun jährliche Renditen von bis zu 30 Prozent.

In Deutschland gehören Fosun die Modemarke Tom Tailor und die Traditionsbank Hauck&Aufhäuser in Frankfurt. Fosun ist am griechischen Einzelhandelsunternehmen Folli Follie, dem französischen Reisenanbieter ClubMed, der portugiesischen Versicherung Fidelidade und dem italienischen Modekonzern Raffaele Caruso beteiligt, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch der global operierende kanadische Zirkusunternehmen Cirque du Soleil gehört zu Fosun.

Guo Guangchang sitzt außerdem im Beratenden Ausschuss der Deutsch-Chinesischen Wirtschaft. Er wolle sich künftig auch verstärkt im kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern engagieren, sagte Guo gegenüber Bundeskanzlerin Merkel und ihrem Amtskollegen Li Keqiang Ende Oktober in China. Gemeinsam mit dem Alibaba-Chef Jack Ma frühstückte er im November mit dem französischen Präsident Francois Hollande.

Cirque du Soleil auf der Oscar-Verleihung 2012, ein Markenzeichen der Fosun Gruppe. (Foto: AP)
Cirque du Soleil auf der Oscar-Verleihung 2012, jetzt ein Markenzeichen der Fosun GruppeBild: dapd

Spekulationen über Guos Rolle in Korruptionsfall

2013 war Guo schon einmal "verschwunden". Das behauptete zumindest Chinas Wirtschaftspresse. Ihm sei die Reise ins Ausland verboten worden, hieß es. Darauf fielen die Aktienkurse seiner Unternehmen. Später erklärte Guo, Spekulanten hätten die Falschnachricht absichtlich verbreitet, um die Aktien günstig kaufen zu können.

2015 gerieten Guo und seine Fosun-Gruppe in den Blick der Staatsanwaltschaft. In China werden derzeit neben der Korruption auf politischer Ebene auch unseriöse Finanztransaktionen mit aller Härte bekämpft. So tauchte Guos Name in einem Urteil gegen einen anderen Manager, Wang Zongnan, im August 2015 auf.

Guo ist Mitglied im Beratenden Ausschuss der Deutsch-Chinesischen Wirtschaft. (Foto: Reuters)
Guo ist Mitglied im Beratenden Ausschuss der Deutsch-Chinesischen WirtschaftBild: Reuters/M. Someya

Wang war Geschäftsführer eines Shanghaier Staatsunternehmens und soll nach Ansicht des Gerichts "sein Amt missbraucht haben, um der Fosun-Gruppe Vorteile zu verschaffen." Guo soll Wangs Eltern zwei Wohnungen verkauft und einen Rabatt von 60 Prozent gegenüber dem Marktpreis (umgerechnet 360.000 Euro) gewährt haben. Wegen Bestechlichkeit wurde Wang zu 18 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Fosun bestritt jedoch, Wang bestochen zu haben.