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Ein Krieg ohne Ende?

Peter Philipp7. Oktober 2002

Seit den Anschlägen auf das World Trade Center waren 26 Tage vergangen, da begannen am 7.10.01 um 20.57 Uhr die ersten amerikanischen Bomber ihre Angriffe in Afghanistan. Wie erfolgreich war "Anti-Terror-Krieg" bisher?

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"In" und nicht "gegen" Afghanisten richteten sich die Angriffe, denn sie galten als Teil des neu erklärten Krieges gegen den Terrorismus und sie zielten auf die Urheber des Terrors vom 11. September und deren Beschützer: Osama Bin Laden, die Al Qaida und die in Afghanistan herrschenden Taliban.

Der Krieg der Supermacht dauerte genau zwei Monate. Dann waren die Taliban entmachtet und auf dem Petersberg bei Bonn wurden die Weichen gestellt für den Weg Afghanistans in eine bessere Zukunft. Der Krieg war indes nicht beendet und er ist auch heute nicht zu Ende. Denn sein wichtigstes Ziel ist nicht erreicht: Osama Bin Laden ist verschwunden und es gibt keine Beweise, dass er tot ist. Das Al-Qaida- Netz dürfte weiter sein Unwesen treiben. Es ist zu gut ausgeklügelt und nur allzu leicht finden sich Helfer und Helfershelfer, um beim Kampf gegen die USA und die von ihnen repräsentierte "Arroganz des Westens" zur Seite zu stehen.

Immer noch wird gestorben in Afghanistan. Aber man spricht nicht gerne davon. Wie man auch so gerne die Zahl der zivilen Opfer ignoriert, die nach vorsichtigen Schätzungen fast viertausend beträgt – mehr als am 11. September. Statt dessen zeigt man das Positive: Die wieder erwachende Lebensfreude der Afghanen, die Rückkehr der Millionen Flüchtlinge, der Wiederaufbau des Schul- und Gesundheitswesens, die ersten Ansätze von Normalisierung. Was immer das in Afghanistan bedeuten mag, wo doch das Chaos seit Jahrzehnten die "Norm" war.

Von einer Demokratie, erst recht von "westlicher Lebensart", bleibt das Land aber weit entfernt. Das eine wird sicher lange dauern und das zweite braucht und will man in Afghanistan nicht. Die Gefahr eines Rückfalls in die dunklen Tage der Taliban oder die des gegenseitigen Mordens der Mujaheddin ist keinesfalls gebannt. Zumindest nicht, wenn die Afghanen sich selbst überlassen blieben. Das bedeutet aber, dass die Amerikaner noch lange im Land bleiben müssen, mit allen Risiken, eines Tages dasselbe Schicksal zu erfahren wie einst die Sowjets. Die internationale Truppe, mit deutscher Beteiligung und bald auch unter deutschem Kommando, wird daran nichts ändern können.

Unterdessen drängt George W. Bush bereits auf den nächsten Feldzug. Im Vergleich zu dem, was ihn im Irak erwartet, war der Krieg gegen die Taliban "peanuts". Auch im Irak werden die USA wohl siegen können. Vorausgesetzt, man spricht nicht über die Opfer und vorausgesetzt, man macht sich nicht allzu viele Gedanken über den "Tag danach". Sonst wäre Afghanistan eine Warnung, sich jetzt nicht ins nächste Abenteuer zu stürzen.