Ein Jungfernflug und abgehobene Preise
11. Dezember 2009Als der A400M am Freitag (11.12.2009) mit zweijähriger Verspätung zu seinem Jungfernflug abhob, hatte er bereits die ersten Pannen hinter sich. Reichlich verspätet und deutlich verteuert rollte der Prototyp der neuen Transportmaschine von Airbus auf die Startbahn des Flughafens in Sevilla, wo er demnächst produziert werden soll. Aus dem europäischen Prestigeobjekt Airbus ist erneut ein Politikum geworden, wie es schon beim A380 der Fall war. Für den zivilen Jumbo-Jet hatte Airbus ebenfalls deutlich mehr Zeit und Geld als geplant benötigt.
Der Fall des A400M macht nun erneut klar, dass Planung und Realität bei Airbus derzeit wenig miteinander zu tun haben. Als die sieben Erstbestellerstaaten - Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Belgien, Luxemburg, Spanien und die Türkei - im Jahre 2003 insgesamt 180 Transportflugzeuge vom Typ A400M bestellten, wurde ein Festpreis von 20 Milliarden Euro festgelegt. Geplanter Liefertermin für die ersten Flugzeuge: Ende 2009.
Bis zu 7,4 Milliarden Euro teurer
Mittlerweile ist klar, dass die ersten Maschinen nicht vor 2012 ausgeliefert werden können und dass nach Schätzung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers die Gesamtkosten auf rund 27,4 Milliarden Euro hochschnellen werden. Den vor sechs Jahren vereinbarten Festpreis kann Airbus jedoch nicht einfach erhöhen. Dennoch will der Flugzeughersteller die Kosten auch auf die Bestellländer abwälzen: Über den ursprünglich vereinbarten Festpreis hinaus fordert der Airbus-Mutterkonzern EADS von den Abnehmerstaaten jetzt weitere fünf Milliarden Euro, wie die Bundesregierung bestätigte.
Die Mehrkosten für die verteuerten Militärflieger müssten dann vom Steuerzahler getragen werden. "Wir wünschen uns, dass die Kunden die gestiegenen Produktionskosten ausgleichen", sagte der Chef der Rüstungssparte Airbus Military, Domingo Ureña-Raso. "Wir würden unsererseits das Entwicklungsrisiko übernehmen. Das wäre ein fairer Beitrag."
EADS: 11.000 Jobs hängen am A400M
Deutschland, das mit 60 Maschinen den größten Anteil der Bestellungen tätigte, hat bisher 8,3 Milliarden Euro einschließlich der Finanzierungskosten eingeplant. Genau wie Frankreich kann sich die Bundesrepublik schlecht aus dem Projekt zurückziehen, wie es zuletzt Südafrika getan hat. Denn Deutschland und Frankreich brauchen die neuen Transportmaschinen um veraltete Transport-Flugzeuge abzulösen. Der A400M soll bei der Bundeswehr die in die Jahre gekommene Transall ersetzen und für die deutsche Luftwaffe Versorgungsflüge in Afghanistan übernehmen. Und noch ein Druckmittel besitzt EADS: Nach Darstellung des Konzerns sichert das Projekt 11.000 Jobs allein in Deutschland.
Autor: Joscha Weber (dpa, ap, rtr)
Redaktion: Ursula Kissel