1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ein Impfstoff gegen Aids?

Sandra Petersmann9. Juli 2002
https://p.dw.com/p/2THA
Noch ist keine Rettung in SichtBild: AP

Natürlich braucht die Welt einen Impfstoff gegen Aids. Und viele Forscher suchen ja auch danach, sagt Dr. Peter Piot. Aber das ist alles nicht so einfach. Und es wäre falsch, so zu tun, als wäre die Wissenschaft schon so weit. Sie ist es nicht.

"In unserem Szenario gehen wir davon aus, dass es in den nächsten fünf, wahrscheinlich sogar 10 Jahren noch keinen Impfstoff geben wird. Also ist der beste Impfstoff der soziale Impfstoff. Und damit meine ich Bildung und Aufklärung."

Die ersten Versuche gab es gegen Ende der 1980er Jahre in Amerika, als erstmals ein Impfstoffkandidat am Menschen getestet worden ist. Seither haben Forscher weltweit mit über 30 Stoffen experimentiert, aber der Erfolg ist durchwachsen und es geht nur langsam voran.

"Wir können deshalb auch nicht davon ausgehen, dass der erste sichere Impfstoff gleich einen hundertprozentigen Schutz bieten wird. Ich gehe davon aus, dass vielleicht die Hälfte der Menschen, die sich impfen lassen, anschließend dann auch gegen das HI-Virus geschützt sind. Aber die andere Hälfte eben nicht. Und deshalb müssen wir unbedingt weiter auf safer sex setzen. Vor allem in den Ländern, wo jeder dritte Erwachsene positiv ist. Ein Impfstoff wird kein Allheilmittel sein. Aber es wird uns irgendwann bei unserem Kampf helfen."

Peter Piot von UN-Aids ist sich sicher, dass die Welt schon weiter sein könnte, wenn Politik und Wissenschaft früher und anders reagiert hätten.

"Es gibt viele Gründe, warum wir noch keinen Impfstoff haben. Wir haben viel zu viel Zeit verschwendet. Wir haben nicht genug in die Forschung investiert. Und wir haben die Stoffe nicht am Menschen getestet. Leider ist das aber der einzige Weg, wie wir herausfinden können, ob ein Impfstoffkandidat wirkt oder nicht. Und dann kommt noch dazu, dass HIV das schlauste Virus ist, das es gibt. Es verändert sich immer wieder, und es ist ständig auf der Flucht und versteckt sich. Also brauchen wir einen flexiblen Impfstoff, der darauf reagieren kann."

Viele machen sich einfach nicht klar, betont der Mikrobiologe aus Belgien, dass HIV ein Virus ist, das die Menschen genau da trifft, wo sie am verwundbarsten sind. Also müssen die Forscher komplett umdenken und ganz neue Wege gehen.

"Das Virus dringt in den Körper ein und zerstört ganz gezielt genau die Zellen, die uns gegen Infektionskrankheiten schützen und die wichtig sind, damit ein Impfstoff überhaupt funktionieren kann."

Aber wir nehmen die Herausforderung an, und werden alles Machbare versuchen, versichert Peter Piot. Irgendwann werden wir soweit sein. Und dann gilt für den Impfstoff das gleiche, was jetzt schon für die lebensverlängernden Aids-Medikamte gelten sollte - was aber in der Realität nicht der Fall ist. Ein Impfstoff muss allen Menschen zugute kommen, und nicht nur denen, die dafür zahlen.