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Ein Händedruck für den Frieden?

5. Januar 2002

Inmitten des Kaschmir-Konflikts hat Pakistans Präsident Pervez Musharraf auf dem Südasiengipfel in Nepal eine Geste der Versöhnung an Indien gerichtet. Er hat Indiens Premier Atal Behari Vajpayee die Hand gereicht.

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Pervez Musharraf (links) und Indiens Premierminister Atal Bihari Vajpayee (rechts)Bild: AP

Er reiche Vajpayee die Hand "in aufrichtiger Freundschaft", sagte Musharraf nach seiner Rede vor den Konferenzteilnehmern in Kathmandu. "Lassen sie uns gemeinsam eine Reise des Friedens, der Harmonie und des Fortschritts in Südasien beginnen", sagte Musharraf. Vajpayee begrüßte die Initiative Musharrafs, betonte aber, der Geste müssten Taten folgen.

Der Händedruck der beiden mächtigsten Staatsführer Südasiens, das weckt wieder Hoffnungen auf eine friedliche Beilegung des Konflikts. Indiens Premierminister Vajpayee ging in seiner Rede auf den Händedruck ein. Er sei froh,
dass Präsident Musharraf ihm die Hand der Freundschaft gereicht hat. Er, Vajpayee, habe Musharrafs Hand vor allen Versammelten geschüttelt. Jetzt müsse Musharraf dieser Geste Taten folgen lassen, nämlich mit allen Mitteln verhindern, dass von Pakistan aus Terroristen Gewalt über Indien brächten.

Die Konfliktpositionen

Damit wiederholte Vajpayee die alte Forderung Indiens, nämlich Pakistan solle nicht weiter militante Kaschmir-Separatisten unterstützen. Die werden nach indischer Sicht zunächst in Koranschulen zu Fundamentalisten erzogen, dann vom pakistanischen Geheimdienst zu Terroristen ausgebildet, um im indischen Teil Kaschmirs Terroranschläge zu verüben. Auch der Anschlag auf das indische Parlament in Neu Delhi vor drei Wochen soll auf das Konto dieser Extremisten gehen.

Musharraf machte allerdings in seiner Rede deutlich, dass er auch weiterhin zwischen Terrorismus und dem, was er "legitimen Widerstand und Freiheitskampf" nannte, unterscheiden wird. Damit wird er in Indien auf taube Ohren stoßen. Trotz der freundschaftlichen Geste in Nepal wird der Dialog also nicht sofort beginnen. Indiens Aussenminister Jaswant Singh hatte bereits eingeräumt, dass Indien "Pakistan etwas mehr Zeit geben muss, um die Terrorgruppen zu zerschlagen."

Entspannung in Sicht

Damit erkennt Indien indirekt an, dass Pakistan jetzt bereit hart gegen diese Gruppierungen vorgeht. Die pakistanischen Behörden haben in den letzten Tagen hunderte Extremisten festgenommen, Büros geschlossen und Konten gesperrt.

Auch wenn sich die pakistanische und die indische Armee an der Grenzlinie in Kaschmir nach wie vor hochgerüstet gegenüberstehen und es bei einzelnen Gefechten zu Toten kommt: die Zeichen stehen deutlich auf eine Enspannung des Konflikts.

Der Streit um Kaschmir

Indien weigert sich, über den seit 50 Jahren schwelenden Konflikt um die überwiegend moslemische Region Kaschmir zu verhandeln, bis Islamabad seine Unterstützung für islamistische Rebellen beendet, die aus Pakistan operieren. Diese Unterstützung umfasst nach indischer Darstellung Ausbildung, Waffenlieferungen und Finanzhilfen für die Untergrundkämpfer. Pakistan hat erklärt, die Kämpfer würden lediglich ideologisch unterstützt.

Seit dem Anschlag in Neu-Delhi, bei dem 14 Menschen ums Leben kamen, verlegten beide Staaten Truppen und Raketen an die Grenze, zogen Diplomaten ab und unterbrachen die Verkehrsverbindungen.

In der Vergangenheit führten Indien und Pakistan bereits zwei Kriege um Kaschmir.