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Umweltschutz bei der WM in Südafrika

4. Juni 2010

Deutschland hat 2006 vorgemacht, dass sportliche Großereignisse und Umweltschutz sich nicht ausschließen. Davon ist die WM in Südafrika indes noch weit entfernt.

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Futuristisch und umweltfreund: das Moses-Mabhida-Stadion in Durban (Foto: Katrin Gänsler)
Bild: DW

Das nagelneue Moses-Mabhida-Stadion in Durban ist ein echter Blickfang. Schon Monate vor Anpfiff der Weltmeisterschaft hat es jede Menge Touristen angezogen und begeistert durch seine ungewöhnliche futuristische Architektur. Doch nicht nur das: Es ist auch nach strengen Öko-Richtlinien gebaut worden. Im Mittelpunkt stand dabei ein grünes Design, erklärt Nicci Diederichs, die seit dreieinhalb Jahren WM-Umweltprogramms für Durban koordiniert. "Wir wollten Tageslicht und natürliche Zirkulation nutzen. Klimaanlagen sollten so wenig wie möglich eingebaut werden, und das, obwohl Durban eine heiße Stadt ist."

Außerdem ist man auf die Suche nach Energiefressern gegangen. Anders als erwartet sind das nicht die Flutlichter im Stadion gewesen, sondern die Lampen rund um das Gebäude, die jetzt besonders energiesparend sind. Doch auch Wasser – am Kap der guten Hoffnung ein besonders hohes Gut – wird gesammelt und aufbereitet.

Ein kleines Einkommen durch Umweltschutz

Umwelt-Koordinatorin Nicci Diederichs (Foto: Katrin Gänsler)
Durbans Umwelt-Koordinatorin Nicci DiederichsBild: DW

Allerdings ist es für Nicci Diederichs und ihr Team nicht nur bei einem grünen Stadion geblieben. 45 Autominuten vom Zentrum entfernt wird gerade eine 800 Hektar große Fläche wieder aufgeforstet. Seit November 2008 sind bereits mehr als 82.000 Bäume gepflanzt worden. Und davon profitieren nicht nur Umwelt, sondern auch die Menschen, die in dieser Gegend leben. Sie haben kleine Privat-Baumschulen aufgebaut und ziehen die Mini-Bäume auf, die sie anschließend verkaufen. Bares gibt es jedoch nicht dafür. "Es ist vielmehr ein Tausch gegen Schulgebühren, Fahrstunden oder Lebensmittel", erklärt Nicci Diederichs das Konzept.

Neben Durban gilt auch Kapstadt als besonders grün. Dazu beitragen wollte von Anfang an auch die Konrad-Adenauer-Stiftung, die mit lokalen Partnern 41 umweltfreundliche WM-Projekte entwickelt hat. Dazu gehört unter anderem, eine Quelle am Tafelberg zu reaktivieren, um so die Parkanlagen rund um das Greenpoint Stadium zu bewässern. Ein weiteres Ziel ist es, ein Informationszentrum zum Umwelt- und Klimaschutz zu schaffen.

Bewusstsein für Fahrradfahrer fehlt

Mülleimer an einem Palmenweg in Südafrika (Foto: Katrin Gänsler)
Alles in einen Eimer: In Afrika ist Mülltrennung ein FremdwortBild: DW

Geld dafür hätte es von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) geben können, die für nachhaltige WM-Projekte insgesamt zehn Millionen Euro Schenkungen und 42 Millionen Euro Kredite vergeben hat. Aber die Finanzierung scheiterte auf politischer Ebene. Denn Verhandlungspartner der KfW ist die nationale ANC-Regierung. Sie entschied sich jedoch gegen spezielle Projekte in der Region Western Cape, die seit den letzten Wahlen vom politischen Gegner, der Democratic Alliance, regiert wird. Werner Böhler, Leiter des Konrad-Adenauer-Büros in Johannesburg, hat das mehrfach kritisiert. "Denn jetzt werden die zehn Millionen überwiegend für den Bau von Fahrradwegen verwendet." Fahrradwege hören sich zwar erst einmal grün und gut an. Doch für Werner Böhler ist das eine Fehlinvestition. Denn für Fahrradfahrer gibt es seiner Meinung nach bislang überhaupt kein Bewusstsein, was vor dem eigentlichen Bau geschaffen werden müsste.

Einheitliche Farben für die Mülltrennung

Ihm fehlt jedoch noch ein weiterer Aspekt: Weder FIFA noch die Regierung haben eine landesweite Green-Goal-Kampagne mit einheitlichem Auftritt und gemeinsamen Zielen wirklich voran getrieben. Und der ist schon bei vermeintlich banalen Dingen wie der Mülltrennung notwendig. Sie hat in Afrika keine Tradition, weshalb einheitliche Farben unbedingt notwendig sind. "Wenn vorne nur ein Etikett auf den Tonnen klebt, dann wird der Müll kreuz und quer rein geschmissen", befürchtet Böhler und ist sicher: Solche Vorgaben müssen einheitlich auf nationaler Ebene gemacht werden.

Autor: Katrin Gänsler
Redaktion: Arnulf Boettcher