Ein Fest im Rausch der Farben
In Indien hat das farbenfrohe Holi-Fest eine lange Tradition: Unabhängig von Kaste, Alter und Geschlecht feiern die Menschen den Frühlingsbeginn. Neuerdings wird die bunte, laute Party auch in Deutschland organisiert.
Ein Wolkenmeer aus Farben
Sie sehen aus wie nach einer Farbenschlacht im Hinterhof eines Kindergartens oder als wären sie in den Topf eines Malers gefallen. Von Kopf bis Fuß mit buntem Pulver bestäubt feiern in deutschen Städten derzeit Tausende das Fest der Farben. Ihren Ursprung hat die Feierlichkeit in Asien.
Die Herkunft der Farben
Holi - so heißt das farbenfrohe Fest, das in Indien und Nepal am Vollmondtag des Monats Phalguna (Februar/März) gefeiert wird. Es symbolisiert das Ende des Winters und steht für den Sieg des Guten über das Böse. Mehrere Tage dauern die Feierlichkeiten, bei denen man sich gegenseitig mit gefärbtem Wasser und buntem Pulver namens "Gulal" bewirft.
Ein Fest bricht mit der Tradition
Für einen Moment im Jahr scheint das alte Gesellschaftssystem Indiens außer Kraft gesetzt. Unabhängig von Kaste, Geschlecht und Alter können alle am spirituellen Holi-Fest teilnehmen. Eine gespaltene Gesellschaft übt sich in Toleranz und Gemeinsinn - zumindest für wenige Tage im Jahr.
Die deutsche Interpretation
Er ist im Urlaub im nordindischen Delhi, als er zum ersten Mal vom traditionellen indischen Frühlingsfest erfährt. "Die Menschen haben gemeinsam gefeiert und waren ausgelassen. Die Harmonie und Freude war quasi mit den Händen greifbar", erzählt Jasper Hellmann. Zurück in Deutschland organisierte der 29-Jährige mit zwei Freunden vergangenen Sommer in Berlin das erste Farben-Fest.
Bunter geht's nicht
Unter freiem Himmel, dröhnendem Jubel und lauter Musik werfen die Feierwütigen zu jeder vollen Stunde Tüten mit Farbpulver in die Luft - oder auch mal einem Nachbarn ins Gesicht. Die erste Farb-Explosion gibt es um 15 Uhr, die letzte um 21:50 Uhr. Ein Beutel mit Pulver kostet zwei Euro. Es ist gefärbtes Maismehl, das laut Veranstalter weder Mensch noch Umwelt schadet.
Zu Risiken und Nebenwirkungen
Allergiker sollten lieber Zuhause bleiben oder sich das Spektakel aus der Ferne anschauen. Zwar sind die Farben generell ungefährlich, doch für Allergiker "nicht unbedenklich", wie der Veranstalter warnt. Um die Atemwege zu schützen, tragen einige Besucher Mundschutz oder bedecken ihr Gesicht mit einem Tuch oder T-Shirt.
Ob das bei 60 Grad rausgeht?
Zwar gibt es keinen speziellen Dresscode, doch die meisten Teilnehmer sind weiß gekleidet - zumindest zu Beginn der Veranstaltung. So kommen die Farben am besten zum Ausdruck. Wichtig dabei: Am besten nicht die neuesten Klamotten anziehen. Wer weiß, ob der Farben-Spaß nachher in der Waschmaschine rausgeht.
Von der Spiritualität zur Kommerzialität
Mit Religion hat das Holi-Fest in Deutschland kaum etwas zu tun. Aber das sei auch nicht das Ziel gewesen, sagen die Veranstalter. Die Spiritualität bleibe hier ganz bewusst außen vor. Vielmehr gehe es um Gemeinsinn, Gleichheit, Toleranz und Frieden.
Gewinnversprechend
Die Eintrittskarte kostet 17 Euro. Davon wurden 12.000 allein für das Farb-Spektakel in Frankfurt verkauft. Und das Interesse scheint ungebremst. Diesen Sommer sind deutschlandweit insgesamt 14 Veranstaltungen geplant. Im vergangenen Jahr waren es grade mal vier.