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Ein Bericht für alle Seiten

Peter Philipp 27. Januar 2003

UN-Chefinspekteur Hans Blix hat eine gemischte Bilanz der irakischen Zusammenarbeit mit den Waffenkontrolleuren gezogen. Peter Philipp kommentiert.

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Es war zu erwarten gewesen: Der Chef der UN-Waffeninspektoren, Hans Blix, und der Leiter der Internationalen Atomenergie-Behörde, Muhamed el Baradai, versichern dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, dass man gute Fortschritte gemacht, aber nichts gefunden habe, was darauf schliessen lasse, dass der Irak tatsächlich an unerlaubten Massenvernichtungswaffen arbeite oder solche besitze. Und beide Männer plädieren dafür, den Inspektoren mehr Zeit zu geben.

Blix und Baradai schützen den Irak allerdings nicht vor Kritik: Er kooperiere zwar, aber nicht im erhofften Umfang, und man erwarte von Bagdad eine intensivere Mitarbeit. So fehlen zu mehreren Fragenkomplexen klare Informationen von Seiten der Iraker. Sonst aber habe man die Operation der Inspektoren erheblich ausweiten können und man hoffe, die Arbeit ungestört fortzusetzen.

Der Bericht von Blix und Baradai kommt allen Seiten entgegen und kann nun von allen für ihre eigenen Zwecke benützt werden. Washington wird die Kritik an mangelnder irakischer Kooperation dazu verwenden, Bagdad einen groben Verstoß gegen die Auflagen des UN-Sicherheitsrates zu unterstellen. Und auch Bagdad sieht sich bestätigt. Man hat immer schon behauptet, dass es die gesuchten Waffen und Waffen-Programme nicht gibt. Und die Inspektoren haben nichts gefunden. Und die Kritiker in Europa sehen sich bestärkt in ihrem Brüsseler Beschluß von Montagmittag: Die Mission der Ispektoren solle fortgesetzt werden und der Irak solle mehr kooperieren.

Wie aber kann es, wie soll es nun weitergehen? Der Sicherheitsrat wird zunächst einmal über den Bericht beraten, aber es zeichnete sich ja bereits in den letzten Tagen ab, dass man dazu tendierte, den Inspektoren mehr Zeit einzuräumen. Selbst aus Washington waren solche Andeutungen zu hören gewesen. Wobei es freilich nahe liegt, anzunehmen, dass solche amerikanische Großzügigkeit in klarer Verbindung steht zu der Zeit, die Washington noch braucht, um seine Truppen in der Region auf die notwendige Stärke zu bringen. Und es dürfte auch mitspielen, dass der Februar nicht als geeigneter Monat für einen Krieg gilt: Da findet nämlich die "Hadsch" statt, die Pilgerfahrt Abertausender Moslems aus aller Welt nach Mekka.

Vordergründig werden nun aber erst einmal intensive Kontakte zwischen Washington und anderen Hauptstädten stattfinden. Und in ihrem Mittelpunkt wird schon nicht mehr die Frage stehen, ob die Frist verlängert wird, sondern um wie lange. Um einige Wochen oder um einige Monate. Im zweiten Fall dürfte der Krieg bis in den Herbst verschoben, wenn nicht ganz verhindert sein.

In den Vereinten Nationen hat man einen ersten Schritt in diese Richtung unternommen, voreilige Zufriedenheit ist aber fehl am Platz: Für Washington "tickt die Uhr" weiter und George W. Bush scheint nicht bereit, den Zeiger anzuhalten.