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Papa im Babyurlaub

Silja Schultheis20. Januar 2009

Das alte Rollenbild existiert in Tschechien noch: Kleinkindbetreuung ist Sache der Mütter und Großmütter. Aber es gibt einige Ausnahme-Väter, die die Kinder versorgen, während ihre Frauen Karriere machen.

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Ein Vater schubst sein Kind auf der Schaukel an (Foto: DW)
Noch gehen wenige Väter in Tschechien in VaterschaftsurlaubBild: DW-TV

Zu Besuch bei Familie Dasek im Prager Stadtteil Zizkov: Es ist Montagmittag; auf dem Sofa in der geräumigen, hellen Wohnküche füttert Jan Dasek gerade seinen jüngsten Sohn Benjamin, eineinviertel Jahre alt. Geduldig schiebt er ihm einen Löffel Obstbrei nach dem anderen in den Mund und wischt zwischendurch routiniert mit einem Tuch die Breispuren aus dem Gesicht.

Die beiden sind allein zuhause. Benjamins fünfjähriger Bruder Metod ist im Kindergarten, die beiden älteren Schwestern, acht und zehn Jahre sind in der Schule. Während Jan Daseks Frau als Managerin Karriere macht, bleibt er bei den Kindern. „Ich war begeistert von der Idee, mich um die Kinder zu kümmern“, sagt er.

Gute Bedingungen für Papas

Eine Brücke über die Moldau in Prag (Foto: Zoran Arbutina)
In Tschechien ist Kinderbetreuung oft noch FrauensacheBild: DW

Seitdem dreht sich Jans Leben fast ausschließlich um Wickeln, Füttern und Spielplätze. Als ausgebildeter Pädagoge ist er den ständigen Umgang mit Kindern gewohnt. Doch vor zehn Jahren habe er sich trotzdem gefragt, wie die Leute reagieren würden, erzählt er.“Die haben anfangs doch ganz schön komisch geguckt. Und genau das ist in meinen Augen der Hauptgrund dafür, dass immer noch so wenige tschechische Väter in Babyurlaub gehen.“

Dabei seien die Bedingungen für Papas im Babyurlaub gar nicht übel, meint Jan. „Heute darf man zusätzlich zum Erziehungsgeld unbegrenzte Nebeneinkünfte haben. Und der Arbeitgeber muss Eltern im Erziehungsurlaub drei Jahre lang den Arbeitsplatz freihalten“, sagt er.

Ein stolzer Papa unter Mamas

Ein Vater mit seinem Sohn im Park (Foto: AP)
Nicht immer bleibt die Mutter bei den KindernBild: AP

Um kurz vor eins holt Jan Dasek seine Kinder ab. Er ist der einzige Mann in der Umgebung, der um diese Zeit einen Kinderwagen durch die Straßen schiebt. Aber: Er höre über Freunde und Bekannte immer öfter von solchen Vätern wie ihm.

Die Kindergärtnerin begrüßt Jan Dasek. Dann stolpert Sohn Metod verschlafen zur Tür rein. Jan, das merkt man, ist stolz darauf, dass ihn die Kindergärtnerinnen inzwischen als „Mama“ respektieren. „Als hier zum Muttertag eine kleine Feier für die Mütter stattfinden sollte, hat die Kindergärtnerin mich dazu eingeladen und dann sogar noch einmal persönlich an den Termin erinnert“, erzählt er.

Jan wirkt zufrieden. Manchmal reize es ihn schon, ins Berufsleben zurückzukehren, sagt er. Vielleicht in zwei Jahren. Dann würde Jan gerne eine Ausbildung zum Psychotherapeuten machen.