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Ein Albtraum kehrt zurück

21. März 2002

Das Attentat von Bologna schockiert die Italiener, weil es ihnen zeigt, dass auch in ihrem Land weiterhin tödliche Gewalt als Mittel der Politik einsetzbar ist.

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Die linken Roten Brigaden ("Brigade Rosso"), die früher Italien mit Terror überzogen, sollen nicht nur weiter existieren, sondern sich auch in viele kleine Gruppen aufgespaltet haben, die unabhängig voneinander agieren. Italienische Geheimdienstler warnen zudem schon länger vor rechten Terrorgruppen. Viele Italiener haben jetzt Angst, dass der Mord an Marco Biagi der Auftakt einer neuen Terrorwelle sein könnte.

Von Anfang an schien klar, dass das Attentat politisch motiviert war. Inzwischen haben sich die Roten Brigaden zur der Tat bekannt. Es wäre für die politische Auseinandersetzung in Italien verheerend, wenn sich Regierungs- und Oppositionspolitiker vor diesem Hintergrund auf ein ideologisches Wortgefecht einließen.

Unwürdige Schuldzuweisungen

Erste Ansätze unwürdiger Schuldzuweisung gab es bereits vor Eingang des Bekenner-Anrufs. Ministerpräsident Silvio Belusconi sagte in einer ersten Erklärung, der Mord an Marco Biagis sei die Folge einer Spirale des politischen Hasses und einer unheilbringenden Sprache, die eines Bürgerkriegs würdig seien.

Hass säen seiner Ansicht nach seit Wochen Gewerkschaften und linke Oppositionsparteien. Sie laufen Sturm gegen seinen Plan, den Kündigungsschutz in Italien weitgehend abzuschaffen. Ein Vorhaben, in das auch Biagi involviert war.

Proteste an jedem Wochenende

Nicht nur Arbeiter und Anhänger linker Parteien versammeln sich seit Jahresbeginn regelmäßig auf Straßen und Plätzen. Auch ganz normale Bürger protestieren - und das jedes Wochenende. Es sind keine Krawallmacher, sondern brave Bürger in Anzug oder Kostüm. Über Handy und E-Mails verabreden sie sich zu Menschenketten, ohne Banner und Slogans äußern sie ihren Widerwillen über die Regierungspolitik.

Das Attentat auf ihn schockiert alle. Angst vor Terror dämpft jedoch nicht die Empörung vieler Italiener auf die Regierung. Hoffentlich bleibt es dabei, dass sich niemand dazu hinreißen läßt, jetzt wieder Gewalt in die politische Auseinandersetzung Italiens hineinzutragen.

Patricia Arnold