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Super Bowl

Christina Bergmann8. Februar 2007

100 Millionen Amerikaner können nicht irren. Also schaltete auch ich am letzten Sonntag den Fernseher ein. Und verstand gar nichts. Aber ich gebe zu: Ich war einfach nicht gut genug vorbereitet.

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Warum dürfen die dieses Ei manchmal tragen, manchmal werfen und manchmal schießen? Und wann zählt die Uhr rückwärts? Wann wird sie angehalten? Bekommt die eine Mannschaft jetzt Punkte abgezogen? Und wenn ja, warum? Und was passiert auf dem Spielfeld während der ständigen Werbepausen?

Fragen über Fragen. Ich kenne mich mit den Regeln von vielen Mannschaftsportarten leidlich aus. Selbst Baseball habe ich mittlerweile grundsätzlich kapiert. Aber Football? Ein Hilferuf per sms an meinen amerikanischen Freund brachte als Antwort nur virtuelles Schulterzucken. Aha, also sitzt doch nicht ganz Amerika vor der Glotze und schaut den Super Bowl. Diese Erkenntnis fand ich zwar irgendwie beruhigend - aber weiter brachte sie mich auch nicht.

Eine Werbesekunde kostet 83.000 Dollar

Der Super Bowl ist hier in den USA das Sportereignis des Jahres. Fragt man Soldaten, was sie in den letzten Tagen zuhause machen, bevor sie in den Irak müssen, sagen sie: Nun, der Super Bowl ist doch bald! Schon Tage, ach was, Wochen vorher bereiten die Medien sich und ihre Zuschauer auf den großen Tag vor. Eine halbe Minute Werbung während des Spiels kostet dann über 2,5 Millionen Dollar. Das sind mehr als 83.000 Dollar pro Sekunde. Es gibt inzwischen ganze Sendungen, die in den Tagen vor dem Spiel nur diese besonderen Super-Bowl-Werbe-Clips zeigen.

Das Rahmenprogramm zum Spiel selbst ist große Unterhaltung. In diesem Jahr sang Billy Joel zu Beginn die Nationalhymne, er saß mitsamt Klavier auf dem Spielfeld. In der Halbzeitpause gab es ein Mini-Konzert von Prince. Das wichtigste: Alle waren ganz brav. Keine entblößte Brust weit und breit, diesmal. Vor drei Jahren war ein Aufschrei durch die Nation gegangen: Janet Jacksons blanker Busen war in der Halbzeit zu bestaunen, was für ein Skandal! ihr Sangespartner Justin Timberlake hatte ein bisschen zu fest zugepackt. Kostüm-Fehlfunktion, hieß es später.

Peripher: das Sportgeschehen

Um den Sport selbst, das weiß ich jetzt, geht es beim Super Bowl nur am Rande. OK; es gab eine Wahl zum "besten Spieler der Partie“ und zum ersten Mal gewann ein afro-amerikanischer Trainer die silberne Trophäe. Rührende Momente. Angesichts des strömenden Regens schlugen sich auch alle recht tapfer, fand ich. Hinterher stand in der Zeitung, dass das Spiel zwischen den Indianapolis Colts und den Chicago Bears wegen der Nässe nicht so besonders war.

Deswegen wird im nächsten Jahr alles anders. Bis dahin habe ich die Football-Regeln gepaukt. Ich werde schon mindestens eine Woche vorher anfangen, die Sendungen über den Super Bowl zu sehen. Und das wichtigste: Ich werde das tatsächliche Spiel dann als gelungene Unterbrechung der Werbe- und Unterhaltungsshow zu schätzen wissen. Und mich über den Sieg der besseren Mannschaft freuen. Das waren diesmal übrigens die Jungs aus Indianapolis.