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Italiens früherer Präsident Ciampi gestorben

16. September 2016

Als "Präsident mit Herz" war Carlo Azeglio Ciampi in Italien bekannt. Er galt als einer der Gründungsväter des modernen Italien. Das Land verdankt ihm den Euro. Zwischen ihm und Berlusconi krachte es oft.

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Carlo Azeglio Ciampi - Ministerpräsident von Italien. (Foto: picture-alliance/dpa/U. Baumgarten)
Bild: picture-alliance/dpa/U. Baumgarten

Der ehemalige Staatspräsident von Italien, Carlo Azeglio Ciampi, ist im Alter von 95 Jahren in einem Krankenhaus in Rom gestorben. Regierungschef Matteo Renzi nannte Ciampi auf dem Kurznachrichtendienst Twitter einen Mann, "der Italien mit Leidenschaft gedient hat". Staatschef Sergio Mattarella bezeichnete ihn als einen "großen Europäer". Italiens Außenminister Paolo Gentiloni würdigte den verstorbenen Politiker als "großen italienischen Staatsmann". Auch Papst Franziskus würdigte Ciampi als Politiker, der seine öffentliche Verantwortung "mit vornehmer Diskretion und ausgeprägtem staatsmännischen Sinn" wahrgenommen habe. In einem Beileidstelegramm an seine Witwe Franca Pilla Ciampi erinnerte Franziskus zudem an die Freundschaft, die Ciampi mit Papst Johannes Paul II. (1978-2005) verband.

Späte politische Karriere

Ciampi, als "Präsident mit Herz" bekannt, war in Italien sehr beliebt. Der frühere Chef der Zentralbank des Landes ging erst spät in die Politik: Anfang der 90er Jahre wurde er Ministerpräsident einer Übergangsregierung, trat dieses Amt aber nur ein Jahr später an Berlusconi ab. Danach war Ciampi einige Jahre Minister, bevor er 1999 zum Präsidenten gewählt wurde. Das Land verdankt auch ihm die Aufnahme in die Währungsunion, die er Ende der 90er Jahre als Haushaltsminister unter dem damaligen Regierungschef Romano Prodi wider alle Erwartungen erreicht hatte.

In seiner Amtszeit als Präsident stellte er sich mehrfach gegen umstrittene Gesetzesvorhaben der damaligen Regierung von Silvio Berlusconi, mit dessen Mitte-Rechts-Koalition ging er öfter auf Konfrontationskurs. Ciampi war ein Europa-Enthusiast - wegen seiner Glaubwürdigkeit wurde er auch gerne als "Präsident eines besseren Italiens" betitelt. Für seine Verdienste in der Europapolitik bekam Ciampi den Internationalen Karlspreis. Dem gebürtigen Toskaner, der die deutsche Sprache und Literatur liebte, lag viel an den deutsch-italienischen Beziehungen. 2006 trat "Signor Euro" aus Altersgründen ab und übergab das Amt an Giorgio Napolitano, der bis 2015 Staatspräsident war.

pab/sti (afp, dpa)