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Ebola-Epidemie: Neue Fälle, neue Regionen

Clara Walther22. Juli 2014

Rund 600 Menschen sind in Westafrika seit Jahresbeginn an Ebola gestorben. Die Epidemie hat ein bislang nicht bekanntes Ausmaß erreicht - und breitet sich immer weiter aus.

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Ebola-Epidemie: Menschen in Schutzanzügen in Afrika (Foto: ISAAC KASAMANI/AFP/Getty Images).
Bild: Isaac Kasamani/AFP/Getty Images

Die aktuelle Ebola-Epidemie in Westafrika scheint sich zu einer regionalen Katastrophe auszuweiten. Ende 2013 war die Krankheit erstmals in diesem Teil Afrikas aufgetreten - mittlerweile hat sich das Virus von Guinea auch auf Sierra Leone und Liberia ausgeweitet. "Die Epidemie ist außer Kontrolle geraten", erklärte der Einsatzleiter von "Ärzte ohne Grenzen", Bart Janssens, noch vor einigen Tagen. "Mit dem Auftauchen neuer Herde ist das Risiko einer Ausbreitung auf andere Gebiete heute real".

Und genau diese Prophezeiung ist nun eingetreten: In Liberia hat sich das Virus jüngst auf vier weitere Bezirke ausgebreitet - sieben der insgesamt 15 Regionen des Landes seien somit von der Seuche betroffen, teilte Tolbert Nyenswah vom Gesundheitsministerium in der Hauptstadt Monrovia am 17. Juli 2014 mit. Allein in Liberia seien seit März mindestens 105 Menschen an Ebola gestorben.

Und auch die Epidemie-Opfer im restlichen Westafrika steigen mit aktuell 603 Todesfällen (Stand Mitte Juli) weiter an. 280 Tote - das war die entsetzliche Bilanz der Epidemie von1976 in Zaire. Damals war das Ebola-Virus entdeckt und benannt worden. Seitdem hatte es immer wieder kleinere Ausbrüche der meist tödlich-verlaufenden Krankheit in Zentral-Afrika gegeben. Doch die aktuelle Epidemie über drei Landesgrenzen hinweg, stellt die Helfer vor Ort vor völlig neue Herausforderungen.

Affen- und Rattenfleisch weg vom Speiseplan

Schon seit Monaten bemühen sich die Regierungen der drei Länder, die weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. In Guinea haben die Behörden den Verkauf und Verzehr von wilden Tieren verboten. Affen, Fledermäuse, Antilopen und Ratten gelten hier als Delikatesse - aber sie sind auch potentielle Träger des Krankheitserregers. Oft reisten Menschen aus anderen Landesteilen in die von der Seuche betroffenen Gebiete, um das Fleisch wildlebender Tiere zu kaufen. Dies könnte zu einer weiteren Ausbreitung führen, hieß es.

Stephan Becker, Leiter des Instituts für Virologie an der Universität Marburg, geht außerdem davon aus, dass sich besonders viele Menschen bei der Beerdigung von Ebola-Toten infizieren. In Afrika werden die Verstorbenen vor ihrer Beerdigung intensiv gewaschen, gepflegt und umarmt. Bei diesen Abschieds-Ritualen könne es zu einer Ansteckung mit dem Virus kommen. Denn übertragen wird die tödliche Krankheit durch Blut und andere Körperflüssigkeiten.

Misstrauen in der Bevölkerung

Seit Monaten sind Mitarbeiter von Stephan Becker in Westafrika, um beim Kampf gegen Ebola zu helfen. Im Rahmen des European Mobile Laboratory Project fahren die deutschen Wissenschaftler in die Dörfer, um Kranke und Tote auf den Virus zu testen. Die Tests haben einen handfesten Grund: Denn wer infiziert ist, sollte nicht zu Hause gepflegt werden, sondern eine Quarantäne-Station aufsuchen. Ein infizierter Leichnam sollte unter besonderer Vorsicht und ohne Berührungen zur letzten Ruhe gebettet werden. Nur so können Ansteckungen verhindert und die Epidemie eingegrenzt werden.

"Wir merken bei unserer Arbeit allerdings, dass die Bevölkerung uns gegenüber misstrauisch ist", erklärt Ebola-Experte Stephan Becker. "Die Menschen auf den Dörfern glauben nicht an eine Virus-Erkrankung, sondern an einen bösen Fluch - und gegen einen Fluch ist die westliche Medizin in ihren Augen machtlos." Viele Menschen hätten außerdem die Befürchtung, beim Aufsuchen einer Quarantäne-Station ihr eigenes Todesurteil zu unterschreiben. 60 Prozent aller Ebola-Infizierten sterben. "Aber immerhin 40 Prozent der Erkrankten können gerettet werden", betont Stephan Becker. "Den Menschen kann mit einer intensivmedizinischen Betreuung mit Sicherheit besser geholfen werden als zu Hause."

Und so kämpfen die Hilfskräfte nicht nur gegen den Ebola-Virus, sondern auch gegen die Skepsis der einheimischen Bevölkerung. Stephan Becker würde sich deshalb mehr Aufklärungskampagnen wünschen. Und mehr einheimische Mitarbeiter, die gemeinsam mit den ausländischen Experten Ebola-Tests durchführen und auf die Ansteckungsgefahr aufmerksam machen. Seiner Meinung nach, ist ein Ende der Epidemie noch lange nicht in Sicht. "Ich gehe davon aus, dass die Situation noch über Monate anhält", erklärt er gegenüber der Deutschen Welle.

Bis heute kein Impfstoff

Die Ebola-Experten aus Marburg sind nicht alleine vor Ort. Alleine die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" hat zurzeit 300 Spezialisten in Westafrika im Einsatz. Das Haupteinsatzgebiet der Hilfskräfte ist in Guinea, dem Land, das zurzeit am stärksten von der Epidemie betroffen ist. Bis heute gehört Ebola zu den ansteckendsten Krankheiten weltweit. Einen wirksamen Impfstoff gibt es nicht.