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E-Mobilität: Prämienflaute und Streikgefahr

17. April 2017

In Deutschland gibt es viel weniger E-Autos, als von der Politik geplant. Eine Trendwende ist nicht in Sicht: Die E-Auto-Prämie ist noch ein Ladenhüter und beim E-Mobility-Pionier Tesla droht ein Streik.

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Deutschland E-Mobil BMW i3
Bild: picture-alliance/ZB/J. Woitas

Dem US-Elektroautobauer Tesla droht ein Streik in Deutschland. Die Antwort des Unternehmens auf die Forderung nach Aufnahme von Tarifverhandlungen bei der erst kürzlich übernommenen Automatisierungssparte Grohmann im rheinland-pfälzischen Prüm sei nicht zufriedenstellend gewesen, sagte ein Vertreter der IG Metall in der "Welt am Sonntag".

"Wir prüfen nächste Woche, ob Streiks möglich sind." Die Gewerkschaft fordert die Übernahme des Tarifvertrages für die Metallindustrie sowie einen "Zukunftssicherungsvertrag". Derzeit liege das Lohnniveau bei Tesla Grohmann Automation etwa 25 bis 30 Prozent unter dem Tarifgehalt, sagte Betriebsratschef Uwe Herzig dem Blatt. Ein Angebot von Tesla, den Lohn aller Mitarbeiter um 150 Euro monatlich zu erhöhen, reiche nicht aus.

Tesla Ladestation
Tesla droht in Deutschland ein StreikBild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

Zudem seien viele Mitarbeiter verunsichert, weil Tesla entgegen früheren Zusagen alle Aufträge anderer Kunden abgebrochen habe. Künftig soll in Prüm ausschließlich für Tesla gefertigt werden. "Was ist, wenn die Wette auf das Elektroauto schiefgeht?", fragte Herzig.

Tesla teilte der Zeitung mit, das Unternehmen arbeite daran, "dass jeder bei Tesla Grohmann Automation fair und wettbewerbsfähig über dem Branchenniveau bezahlt wird". Dafür wolle man die Mitarbeiter auch mit Aktien entlohnen.

Die Prämie kommt einfach nicht an

Die staatliche Förderung der E-Mobilität in Deutschland läuft weiterhin ins Leere: Das Interesse an der Prämie für den Kauf von Elektroautos bleibt gering. Aus dem Fördertopf für die Prämie mit 1,2 Milliarden Euro seien bisher erst 55 Millionen Euro abgerufen worden, berichtete die Branchenzeitung "Automobilwoche". Bis Ende März seien 15.348 Anträge eingegangen, davon 8655 für reine Batterie-Fahrzeuge.

Der sogenannte Umweltbonus kann seit Juli 2016 beantragt werden. Bekommen können die Prämie Käufer von neuen Elektroautos bis zum Listenpreis von 60.000 Euro. Für reine E-Autos gibt es eine Kaufprämie von 4000 Euro, für Hybridfahrzeuge von 3000 Euro. Dabei übernimmt der Autobauer die Hälfte, den Rest zahlt der Staat.

Mit der Prämie soll die Nachfrage nach E-Autos angekurbelt werden. Bis zu 300.000 Fahrzeugkäufe könnten theoretisch subventioniert werden. Zum Vergleich: In Deutschland sind laut Kraftfahrtbundesamt derzeit rund 45,8 Millionen Autos zugelassen. Anfang 2017 waren darunter 165.405 Hybridautos, was einem Anteil von 0,36 Prozent entspricht. Der Anteil von reinen Elektroautos liegt nur bei 0,07 Prozent (34.000 Fahrzeuge).

Zeichen der Hoffnung

Das Niveau ist also niedrig, aber es gibt seit Monaten hohe prozentuale Steigerungsraten. Nach Zahlen des Car-Instituts an der Universität Duisburg-Essen brachte der März sogar einen neuen Höchstwert mit 2642 neu zugelassenen reinen Elektroautos. "Eine gute Nachricht", findet Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Allerdings: "Es sind nicht die mächtigen deutschen Konzerne, sondern Unternehmen wie Tesla und die gute alte Post, die Bewegung in die Zukunftstechnologie bringen."

Der US-Anbieter Tesla Motors kommt demnach auf über 25 Prozent Marktanteil, die Post mit ihrem selbstgebauten Elektrolieferwagen Streetscooter immerhin schon auf über sieben Prozent. Dazwischen rangieren laut Car-Institut Renault (24,2 Prozent), BMW (15,4) und Nissan (7,5). Für Dudenhöffer ein Beleg dafür, wie weit die deutschen Autobauer beim Zukunftsthema Elektromobilität noch hinterherfahren.  

Inger Sethov  Norwegen Elektroauto
Leuchtendes Beispiel: In Norwegen sind Elektroautos ein echter Renner - davon kann die Politik in Deutschland nur träumen.Bild: DW/L.Bevanger

Kritik am Gesetzgeber

Nach Meinung des Branchenexperten wurde zu lange am Diesel festgehalten. Audi werde wohl der erste deutsche Autobauer sein, der im Jahr 2018 mit einem E-Auto mit 500 Kilometer Reichweite - also ebenbürtig zu Tesla - startet. BMW und VW werden für 2019 erwartet und bei Daimler werde es mit 500 Kilometer elektrischer Reichweite wohl bis zum Jahre 2020 dauern. "Die deutschen Autobauer müssen sich sputen", meint Dudenhöffer.

Es gibt aber auch andere Stimmen. Für Carl Martin Welcker, Präsident des Maschinenbauverbands VDMA, ist längst nicht entschieden, welche Technologie am besten für die künftige Mobilität geeignet ist. Alternative Antriebsarten wie Brennstoffzelle oder synthetische Kraftstoffe dürften nicht aus dem Auge verloren werden, forderte Welcker im Interview mit "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten". "Was wir derzeit sehen ist, dass sich die Politik festgelegt hat - und dass in Deutschland nur noch in diese eine Richtung gefördert wird. Damit unterbleibt der Innovationswettbewerb, den sich der Maschinenbau und die Autoindustrie wünschen."

dk/gri (dpa/afp/rtr)