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Die Neujahrsvorsätze für 2012

2. Januar 2012

Entschleunigung ist 2012 der wichtigste Neujahrsvorsatz der Deutschen. Wie man auch die anderen durchhält, verraten professionelle Lebensberater.

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Ein Mann raucht eine Zigarette (Foto: AP)
Klassischer Neujahrsvorsatz: Nicht mehr rauchen!Bild: AP

"Mit dem Rauchen aufzuhören, ist kinderleicht", soll der amerikanische Schriftsteller Mark Twain einmal gesagt haben, "ich habe es schon hundertmal geschafft." Und wie Mark Twain beschließen zu Neujahr auch die meisten Deutschen, bessere Menschen zu werden: Drei Viertel der Bevölkerung fassen gute Vorsätze – welche das erste Halbjahr aber oft nicht überdauern.

Immer mehr Menschen holen sich deshalb Unterstützung bei privaten Lebensberatern. "In Deutschland ist das Coachingwesen in den Siebzigern entstanden", erzählt Alexander Buck, Coach für Führungsnachwuchs in München. Und gerade in den letzten Monaten sei die Nachfrage noch einmal gestiegen: Finanzkrise, Zeitverträge und berufliche Mobilität strapazierten Familien und Sozialbeziehungen. Abteilungsleiterinnen und Servicekräfte, Headhunter wie heiratswillige Junggesellen empfänden da die Sehnsucht nach einem - notfalls eingekauften - großen Bruder, der hilft, "das eigene Leben in Entscheidungssituationen zu strukturieren".

Deutsche sehnen sich nach Entschleunigung

Mutter mit Kind (Foto: bilderbox.com)
Mehr Zeit für die Familie: 2012 für die Deutschen besonders wichtigBild: bilderbox.com

Ehrgeizig lesen sich die "Top ten" der Neujahrsvorsätze der Deutschen nicht gerade, wohl aber sind sie symptomatisch für das Jahr 2011. "Entschleunigung" etwa, ein Begriff, der vor wenigen Jahren erst erfunden wurde, rangiert bereits unter den wichtigsten Zielen.

Stressabbau, mehr Zeit für die Familie und mehr Bewegung sind nach einer Forsa-Umfrage die landesweit wichtigsten Vorhaben für das Jahr 2012.

Kanadier retten die Welt, Amerikaner specken ab

Andere Nationen, andere Pläne: Wie die Huffington Post ironisch zusammenfasst, hätten sich die Kanadier vorgenommen, "das Leben leichter zu nehmen, weniger Pommes zu essen und eventuell die Welt zu retten". Gesundheitsfördernde Maßnahmen stehen auch in den USA weit oben: Wie "Psychology Today" schreibt, zählt dazu die Verringerung des Alkoholkonsums. Im Vereinigten Königreich, so berichtet die Washington Post am Neujahrstag, folge auf den Vorsatz, "das Leben mehr zu genießen" (Platz eins), das dazu widersprüchlich anmutende Vorhaben, "eine Diät zu machen" (Platz zwei). Und in Deutschland tut sich der Forsa-Studie nach ein Regionalgefälle auf: So bröckeln in Bayern und Baden-Württemberg die Vorsätze schneller als im (preußisch-disziplinierten?) Norden.

Ein junges Paar entspannt im Bett (Foto: pa/dpa)
"Entschleunigung" und Sehnsucht nach RuheBild: picture alliance/dpa

Der Tipp der Profis: Wer einen großen Traum hat, braucht einen guten Plan - und Selbsterkenntnis. "Menschen, die sehr ehrlich zu sich selbst sind, haben natürlich die besten Chancen, ihre Vorstellungen umzusetzen", sagt Julia Siebert vom Institut für Potenzialberatung in Köln. Wer "fitter werden" möchte, sollte sich damit anfreunden, künftig die Treppe zu benutzen. Wer "gesund leben" möchte, sollte kochen lernen.

Nur Realismus führt zum Ziel

Die Strategie muss klar und mit der eigenen Persönlichkeit vereinbar sein: Der Globetrotter, der sich die Familiengründung vornimmt, ohne seinen Freiheitsdrang zu zügeln, wird scheitern, und auch "der Sachbearbeiter, der aus dem Stand zum Firmenchef aufsteigen will, hat sich zu viel vorgenommen", sagt Buck. Doch kann das ehrgeizige Ziel dabei helfen, eine Lebensperspektive zu entwickeln.

Eine junge Frau mit Bauchnabel-Piercing kneift sich in die Fettpölsterchen (Foto: pa/ZB)
Abnehmen rangiert bei Frauen unter den "Top ten" der guten VorsätzeBild: picture-alliance/ ZB

Der Single wird in der Liebe eher überzeugen, so Buck, wenn er sich optisch seiner Zielgruppe angleicht. Sprich: Wenn sein Kunde im Schlabberlook daherkommt, aber Businessfrauen mag, "werde ich schon einmal vorsichtig nachfragen", sagt Buck. Zudem müssen die einzelnen Schritte zeitlich abgesteckt sein.

Wem der Coach zu teuer ist – eine Stunde kostet mindestens 100 Euro – kann Freunde einspannen. "Allein konkrete Zielvereinbarungen, die am besten auch mit Sanktionen und Belohnungen belegt werden, führen zum Erfolg", sagt Julia Siebert. "Vor allem aber muss die eigene Motivation stimmen, dann kann man fast alles erreichen." Und genau da mag es vielleicht bei Mark Twain gehapert haben, der das Rauchen letztlich doch mehr liebte als jeden Vorsatz: "Wenn ich im Himmel nicht rauchen darf", bekannte er, "dann gehe ich da auch nicht hin."

Autorin: Johanna Schmeller
Redaktion: Friedel Taube/Ursula Kissel