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"Duck and Cover"

Eckhard Tollkühn13. Februar 2003

Was tun, wenn der Terror naht? Am besten sich "ducken und verstecken", empfiehlt die US-Regierung nicht zum ersten Mal. Und das Klebeband nicht vergessen, mahnt DWTV-Korrespondent Eckhard Tollkühn ...

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Unter dem Esstisch kriechen oder wenn es den nicht gab, einfach einen Pappkarton über den Kopf stülpen: So sollten sich Schulkinder in den USA während des Kalten Krieges gegen Atomangriffe schützen. Es ist wohl ein Zeichen der Ohnmacht im Angesicht nahenden Terrors, wenn die US-Sicherheitsbehörden jetzt der Bevölkerung raten, sich mit Klebeband vor ABC-Waffen zu schützen. Der allgemeine Terroralarm wurde inzwischen auf die zweithöchste Stufe erhöht. Vor allem Washington und New York seien Ziele möglicher Terroristenanschläge, mutmaßen die Behörden.

Besonders am Wochenende sei die Gefahr eines Attentats mit chemischen, biologischen oder auch radioaktiven Waffen hoch, heißt es. Vage Warnungen, aber dafür ganz konkrete Hinweise an die Bevölkerung, was man dagegen tun könne. Jeder Haushalt sollte sich vorsichtshalber mit genügend Wasser und Lebensmittel für drei Tage eindecken. Dazu ein Dosenöffner, eine Taschenlampe und ein Transistorradio mit ausreichend Batterien, um behördliche Anweisungen mitzukriegen. Und jetzt kommt’s: Klebeband, Schere und Plastikplane. Daraus soll man sich dann wohl einen privaten Atombunker basteln.

Ein bisschen Eigenverantwortung müsse schon sein, meinte ein Beamter des neuen Ministeriums für Innere Sicherheit fast entschuldigend. "Es ist wichtig, dass die Menschen wissen, wie sie sich nach einem terroristischen Anschlag verhalten, ebenso wie sie sich seit Jahren auf Hurrikane, Tornados oder Überschwemmungen vorbereiten." Und eilig fügt der Beamte hinzu: "Das heißt natürlich nicht, dass die Leute jetzt denken müssen, die Regierung lasse sie im Stich." Doch genau das wirft der demokratische Oppositionsführer im Senat Tom Daschle der Regierung vor. Der Staat müsse als Zivilschutz schon ein bisschen mehr bieten, als die Empfehlung, sich mit Klebeband einzudecken, sagte der Senator.

Recht hat er. Das Klebeband, um das es geht, heißt hierzulande Duct Tape. Wie der Name sagt, wurde das silbrige, drei Zentimeter breite Band ursprünglich entwickelt, um die Nahtstellen von Heizungsschachtsegmenten abzudichten. Mittlerweile ist es zu einem täglichen Gebrauchsgegenstand geworden, und zu einem humoristischen Bestandteil amerikanischer Folklore. Es gibt sogar Bücher über die schier unbegrenzten Verwendungsmöglichkeiten von Duct-Tape.

Teenager finden es schick, ihre Tennisschuhe mit Duct Tape zu flicken. Schläuche, Windschutzscheiben, Buchrücken und Polstermöbel lassen sich mit Duct Tape reparieren. Und wie man hört, wird es zuweilen als Heftpflaster und sogar als Verhütungsmittel eingesetzt. Duct Tape ist zu einem geflügelten Wort bei der Problemlösung geworden. "Got a problem? Use duct tape." Nimm einfach Klebeband. Man geht nicht mehr ohne.

Geniale Terror-Bekämpfer in den USA haben Duct Tape jetzt sogar zum Patentrezept gegen den Terrorismus erhoben. Das Ergebnis: Panik im Baumarkt. Die Regale mit Duct Tape und Plastikplanen leergefegt. Glücklich schätzen sich jene, die die letzte Rolle ergattert haben. In den 50er Jahren "Duck and Cover", jetzt Duct Tape. So billig und einfach kann der Staat die innere Sicherheit und der Bürger seine innere Ruhe wiedergewinnen.