DSV-Adler wollen Wiedergutmachung
28. Dezember 2012Die deutschen Skispringer wollen ihren Fans wieder etwas bieten. Denn die letzten vier Jahre gingen klar an Österreich: Gregor Schlierenzauer (Titelverteidiger), Thomas Morgenstern (2011), Andreas Kofler (2010) und Wolfgang Loitzl (2009) heimsten die letzten Gesamtsiege der Vierschanzentournee ein. Doch unter Deutschlands Bundestrainer Werner Schuster haben sich die DSV-Adler seit 2008 wieder an die Weltspitze zurückgearbeitet. "Wir haben den Umbruch mit viel Akribie vorangetrieben", sagt Schuster, der bei den Athleten sehr beliebt ist.
Wie in jedem Jahr gelten jedoch vor allem die Österreicher beim ersten großen Höhepunkt des WM-Winters als Favoriten, Schlierenzauer geht sogar mit dem Gelben Trikot des Gesamtweltcup-Führenden in die vier Springen. "Das gibt mir einen Extra-Kick", sagt er. Doch er weiß um die neuerstarkte deutsche Konkurrenz und vermutet, dass die 61. Auflage der Tournee erst im letzten Springen in Bischofshofen am 6. Januar 2013 entschieden wird. "Es wird eine geile Tournee, weil die Deutschen wieder so stark mitmischen. Sie bieten uns ganz schön Paroli." Am liebsten wäre ihm ein deutsch-österreichisches Duell, bei dem die Österreicher am Ende vorn seien, wenn es um die Wurst gehe. "Die Deutschen sind auf dem Vormarsch, das wird ein harter Fight", glaubt auch der zweite österreichische Topfavorit Kofler.
Wieder ein Duell auf Augenhöhe?
Im deutschen Team ruhen die Hoffnungen vor allem auf Severin Freund, aktuell Zweiter im Gesamtweltcup und Favorit auf den ersten deutschen Tourneesieg seit Sven Hannawald 2002. "Wenn ich mir einen Sieg aussuchen könnte, wäre es der in der Tournee-Gesamtwertung", hatte Freund bereits im Herbst als Saisonziel ausgegeben. Auch Bundestrainer Werner Schuster sieht Freund unter den besten drei: "Schlierenzauer, Kofler und Freund sind die dominierenden Leute in dieser Saison."
Nach tollen Leistungen im Weltcup rechnet sich Schuster bereits beim Auftaktspringen in Oberstdorf an diesem Sonntag Chancen auf einen Podestplatz aus. "Die Chancen dafür stehen gut." Die Qualifikation am Samstag können neben Freund auch Richard Freitag und Debütant Andreas Wellinger wegen ihrer Top-Platzierungen im Weltcup entspannt angehen. Für den 17-jährigen Schüler Wellinger ist sowieso alles nur noch Zugabe, sagt er: "Meine Ziele für diese Saison habe ich bereits weit übertroffen. Ich fühle mich sehr wohl im Team und bin gespannt, wie wir uns schlagen."
Routinier Schmitt wieder am Start
Überraschend wieder mit dabei ist Altstar Martin Schmitt. Er wird zum 17. Mal an der Vierschanzentournee teilnehmen und sprang mit einem Sieg beim Continentalcup in Engelberg in letzter Minute in das deutsche Team. Für Schmitt war es der erste Sieg seit fünf Jahren. "Das bedeutet mir sehr viel. Ich habe schon in der Probe gemerkt, dass heute etwas geht", sagte er.
Die Qualifikation am Samstag ist für den 34-Jährigen das erste Weltcup-Springen seit dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen vor einem Jahr. Danach wurde er von Bundestrainer Schuster wegen zu schwacher Leistung aussortiert. Doch auch dieses Mal könnte es für Schmitt wieder nur zu einer "Zweischanzentournee" reichen, denn nach den zwei ersten Springen stehen den Deutschen in Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen nur noch sechs statt vorher zwölf Plätze zur Verfügung. Schuster muss danach aussortieren. "Martin muss richtig gut springen", weiß Bundestrainer Schuster. "Aber bei Martin weiß man nie."
Trainer darf Anlauf verkürzen
Neue Regeln gibt es auch. Unter anderem kann der Anlauf bei Veränderungen der Windbedingungen verkürzt werden. Trainer können ihre Schützlinge eine Luke tiefer als von der Jury festgelegt abfahren lassen und damit Bonuspunkte kassieren. Das kann ein wichtiges taktisches Mittel sein, was über Sieg und Niederlage entscheiden könnte.
Neben den Deutschen und Österreichern kämpfen auch noch andere Athleten um den Gesamtsieg. Der Norweger und Gesamtweltcup-Sieger der Vorsaison Anders Bardal sowie der Pole Kamil Stoch und der Slowene Jaka Hvala werden als Geheimfavoriten gehandelt. "Die internationale Konkurrenz ist groß", erklärt Schuster. Sein österreichischer Kollege Alexander Pointner pflichtet ihm bei: "Man darf die Routiniers nicht außer acht lassen. Einen Simon Ammann sollte man nie vergessen." Der viermalige Olympiasieger aus der Schweiz sei auch immer für einen Sieg gut.
29. Dezember: Qualifikation Oberstdorf (16.00 Uhr)
30. Dezember: Springen Oberstdorf (16.00 Uhr)
31. Dezember: Qualifikation Garmisch-Partenkirchen (13.45 Uhr)
1. Januar: Springen Garmisch-Partenkirchen (14.00 Uhr)
2. Januar: Ruhetag
3. Januar: Qualifikation Innsbruck (13.45 Uhr)
4. Januar: Springen Innsbruck (13.45 Uhr)
5. Januar: Qualifikation Bischofshofen (16.15 Uhr)
6. Januar: Springen Bischofshofen (16.30 Uhr)