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Droht dem Jemen die Spaltung?

22. Februar 2015

Die Flucht des jemenitischen Präsidenten Hadi in den Südjemen stellt das Land vor eine Zerreißprobe. Im Norden herrscht die Huthi-Miliz, der Süden steht hinter dem Präsidenten.

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Demonstration Jemen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/A. Mahyoub

Nach der Flucht des jemenitischen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi in den Südjemen zeichnet sich eine neue Spaltung des Landes ab. Tausende Demonstranten forderten in Tais, die im Süden des Landes gelegene Hafenstadt Aden zur neuen Hauptstadt des Landes zu erklären. "Sanaa ist unter Kontrolle von bewaffneten Milizen, es kann nicht länger unsere Hauptstadt sein", sagte ein Demonstrant der Deutschen Presse-Agentur. Beobachter erwarten bald eine Ansprache Hadis zur künftigen Stellung Adens.

Die aktuelle Hauptstadt ist Sanaa. Von 1962 bis zur jemenitischen Einheit 1990 war Sanaa auch die Hauptstadt der Jemenitischen Arabischen Republik (Nordjemen). Aden war bis zur Einheit die Hauptstadt der Volksdemokratischen Republik Jemen (Südjemen). Die damals sozialistisch orientierte Regierung in Aden lehnte sich stark an den Ostblock an.

Aufruf zur Einheit

Der aus Aden stammende Hadi war am Samstag nach einem mehrwöchigen Hausarrest in Sanaa in seine alte Heimat geflohen. Sanaa wird seit Monaten von schiitischen Huthi-Rebellen kontrolliert. Die Rebellen zwangen den Präsidenten vor gut zwei Wochen zum Rücktritt. Beim Versuch, auch weitere sunnitische Gebiete im Süden und Westen des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen, stießen sie aber auf den Widerstand örtlicher Milizen und der Extremistengruppe Al-Kaida.

Am Samstagabend hatte Hadi den Umsturz der Rebellen zum "Putsch" erklärt und sich als einzig rechtmäßigen Präsidenten des Landes bezeichnet. In der Erklärung, die Hadi offiziell als Präsident abgab, nannte er alle von den Huthi getroffenen Maßnahmen "nichtig und illegitim". Hadi forderte die internationale Gemeinschaft auf, den "Staatsstreich" der Miliz zurückzuweisen.

Vereinte Nationen vermitteln

Zivile und militärische Einrichtungen sollten die Entscheidungen der Verfassungsorgane befolgen und diese schützen, allen voran die Armee und Sicherheitskräfte, erklärte Hadi. Eine Nationalkommission solle in Aden oder Tais tagen, solange bis Sanaa wieder "eine sichere Hauptstadt für alle Jemeniten" sei, und dort den Prozess der Ausarbeitung einer neuen Verfassung beaufsichtigen.

Anfang 2012 war im Jemen nach Massenprotesten der Langzeitherrscher Ali Abdullah Saleh zurückgetreten. Übergangspräsident Hadi schaffte es nicht, die Stabilität wiederherzustellen. Die beiden Landesteile waren erst 1990 vereint worden. Die Vereinten Nationen bemühen sich seit Monaten, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln, doch scheiterten ihre Vorschläge zur Machtteilung bislang.

gmf/sti (afp, dpa)