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Neuer Zyklon möglich

14. Mai 2008

Südwestlich von Rangun könnte sich ein neuer Wirbelsturm entwickeln, warnen Meteorologen. Die Hilfe für die hunderttausenden Opfer des ersten Zyklons läuft nur schleppend an. Das Spendenaufkommen ist gering.

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Verteilung von Lebensmitteln in Rangun(Quelle: AP)
Verteilung von Lebensmitteln in RangunBild: AP

Birma droht möglicherweise ein neuer Zyklon. Wie das US-Zentrum für Taifunbeobachtung am Mittwoch (14.05.2008) berichtete, das mit den Vereinten Nationen zusammenarbeitet, könnte sich ein Tief rund 30 Seemeilen südwestlich der Hafenstadt Rangun in den kommenden 24 Stunden zu einem neuen Zyklon entwickeln. Die Prognosen anderer Wetterbeobachtungsstellen blieben diesbezüglich widersprüchlich. Der Zyklon "Nargis" war am 2. und 3. Mai über Birma hinweggefegt. Mindestens 60.000 Menschen kamen ums Leben, oder sind vermisst.

Wenig Spenden für Birma

Wasserflaschen werden aus einem Flugzeug geräumt (Quelle: dpa / US Marines)
Auch das US-Militär konnte inzwischen erste Hilfslieferungen nach Birma fliegenBild: picture-alliance/ dpa

Die UNO befürchtet, dass insgesamt bis zu 100.000 Menschen dem Sturm zum Opfer fielen. Bis zu zwei Millionen Menschen sollen obdachlos sein. Die Spenden für Birma fließen jedoch nur zäh, klagen Hilfsorganisationen. Die potenziellen Spender seien misstrauisch, ob ihr Geld auch vor Ort bei den Menschen ankommt, vermuten die Helfer. Bei der Caritas sind knapp 100.000 Euro an Spenden eingegangen. Das stünde "in keiner Relation" zur benötigten Hilfe, so Achim Reinke von Caritas International. "Das reicht gerade mal für 1500 Zeltplanen." Auch Ärzte ohne Grenzen erhält weniger Spenden als etwa bei der Tsunami-Katastrophe 2004. "Mehrere tausend Euro" habe man bislang sammeln können, sagte ein Sprecher. Das Rote Kreuz hat bis Dienstag Spenden von 280.000 Euro bekommen.

Die Hilfsorganisation versichern unterdessen, dass ihre Hilfe die betroffenen Menschen auch wirklich erreicht. "Unsere einheimischen Mitarbeiter waren ab dem ersten Tag im Einsatz", sagte Caritas-Sprecher Reinke. Sie hätten Wasser gekauft sowie Decken und Nahrungsmittel für die Überlebenden bereitgestellt. Die Welthungerhilfe habe Reis und Notunterkünfte bereitgestellt, sagt Sprecherin Simone Pott der "Frankfurter Rundschau". Die Welthungerhilfe sei seit 2002 in Birma tätig.

Birma bitte Nachbarn um Hilfe

Verwüsterteter Tempel Yangon mit Mönch (Quelle: AP)
Der Zyklon Nargis hat auch Tempel in Birma verwüstetBild: AP

Die Militärjunta von Birma hat unterdessen die Nachbarländer Bangladesch, China, Indien und Thailand um Hilfe gebeten. 160 Katastrophenhelfer würden benötigt, berichtete das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) am Mittwoch in Bangkok. Hunderte Experten der Vereinten Nationen und privater Hilfsorganisationen aus anderen Ländern warteten allerdings noch immer vergeblich auf Einreisegenehmigungen. Die Nachbarstaaten sind die wichtigsten Handelspartner von Birma und haben sich in der Vergangenheit mit Kritik an der herrschenden Militärjunta zurückgehalten.

Die Vereinten Nationen fordern jetzt die Einrichtung einer Luftbrücke, um Hilfsgüter in großen Mengen anliefern zu können. Ansonsten drohe eine "zweite Katastrophe", sagte die OCHA-Sprecherin Elisabeth Byrs am Dienstag in Genf. Die EU-Kommission hat Birma weitere 15 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Zugleich riefen die EU-Entwicklungshilfeminister die Machthaber in Rangun in einer gemeinsamen Erklärung auf, "internationalen humanitären Experten einen freien und uneingeschränkten Zugang anzubieten". Die Bundesregierung verdoppelte ihre Hilfe auf vier Millionen Euro.

Militärisches Eingreifen umstritten

In Berlin wird auch über militärische Schritte gegen die Militärjunta diskutiert. Der SPD-Außenexperte Gert Weisskirchen schloss am Dienstag im Südwestrundfunk (SWR) einen Einmarsch wie 1999 im Kosovo ohne Einigung im UN-Sicherheitsrat nicht aus: "Wenn diese Angst und Sorge und Nöte der Menschen, die man jetzt erkennen kann, anhalten würde, müsste man, denke ich, zu solchen Überlegungen kommen." Er räumte allerdings ein, dass dies "völkerrechtlich umstritten wäre". In einem anderen Interview lehnte Weisskirchen eine Militärintervention in Birma jedoch ab: "Man kann doch den 1,5 Millionen Menschen nicht helfen, indem man ausländische Soldaten einmarschieren lässt, die dann die Katastrophen-Opfer womöglich noch in Kampfhandlungen verwickeln. Diese Vorstellung ist absurd."

Für militärische Schritte sprach sich der Bundestags-Fraktionsvize der Linken, Wolfgang Neskovic, aus. "Es gibt einen übergesetzlichen Notstand, der militärisches Einschreiten rechtfertigen würde. Zur Not auch ohne Sicherheitsratsbeschluss", sagt er dem "Tagesspiegel". Das Militär könne sicherstellen, dass Hilfsgüter weiter verteilt werden können. Die Union warnte dagegen vor eine Militäreinsatz. "Bevor man vorschnell einen Militäreinsatz erwägt, muss es erst einmal ein richtiges Bild über die Lage geben", sagte der stellvertretende Vorsitzende der Unions-Fraktion, Andreas Schockenhoff (CDU), der "Berliner Zeitung". (det)