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KonflikteUkraine

Drohnen attackieren das Atomkraftwerk Saporischschja

8. April 2024

Seit zwei Jahren halten russische Truppen das größte Kernkraftwerk der Ukraine besetzt. Der zunehmende Drohnenkrieg zieht es in Mitleidenschaft. Die IAEA spricht von einem schwerwiegenden Vorfall.

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ein Lager für abgebrannte Brennelemente im russisch kontrollierten Kernkraftwerk Saporischschja
Ein Lager für abgebrannte Brennelemente im russisch kontrollierten Kernkraftwerk SaporischschjaBild: Andrey BORODULIN/AFP/Getty Images

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat Drohnenangriffe auf das russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine registriert. Die Schutzhülle des sechsten Reaktors sei dreimal getroffen worden, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi auf dem Online-Dienst X mit. Es habe Gebäudeschäden gegeben. Laut IAEA war die nukleare Sicherheit nicht gefährdet. Dennoch sei dies "ein schwerwiegender Vorfall, der das Potenzial hatte, die Unversehrtheit der Reaktorschutzhülle zu verletzen", warnte die IAEA, die mit einem Beobachterteam ständig vor Ort ist.

Nach Angaben Grossis war dies das erste Mal seit November 2022, dass das Kraftwerk direkt getroffen wurde. "Das darf nicht passieren", schrieb er. Niemand könne einen militärischen oder politischen Nutzen aus Angriffen gegen Atomanlagen gewinnen.

Bericht über Explosion über Reaktorkuppel

Die russische Kraftwerksleitung berichtete von der Explosion einer Drohne über der Kuppel des sechsten Reaktors. Auf ihrem Telegram-Kanal machte die Werksleitung die ukrainische Armee für den Angriff verantwortlich. Gefährliche Schäden gebe es aber nicht, hieß es. Die Strahlung in und um das größte Atomkraftwerk in Europa entspreche der Norm.

Nach Angaben Russlands war schon früher am Sonntag eine Drohne an der Kantine des AKW eingeschlagen. Ein Lastwagen, der gerade entladen wurde, sei beschädigt worden. Dabei wurden nach einer Mitteilung des russischen Atomkonzerns Rosatom drei Mitarbeiter verletzt. Der IAEA lagen hingegen Informationen über ein Opfer vor. Überprüfbar waren die Angaben der russischen Seite nicht. Russische Stellen klagen seit Tagen über zunehmende Drohnenattacken auf das Werk und machen dafür die Ukraine verantwortlich. 

Das Atomkraftwerk im Süden der Ukraine wurde im Frühjahr 2022 von russischen Truppen besetzt. Die sechs Reaktoren liegen still, müssen aber weiter gekühlt werden. Immer wieder gab es Beschuss auf das Werk. Die internationale Öffentlichkeit ist in Sorge um die nukleare Sicherheit. 

Ukraine meldet Todesopfer in Region Saporischschja

Unterdessen wurden bei erneuten russischen Angriffen auf die südukrainische Region Saporischschja nach Angaben der örtlichen Behörden mindestens drei Menschen getötet. Im Bezirk Pologiwskyji seien drei Menschen getötet und drei weitere verletzt worden, teilte Regionalgouverneur Iwan Federow in Onlinenetzwerken mit. Innerhalb eines Tages hätten die russischen Streitkräfte acht bewohnte Gebiete in der Region 357 Mal beschossen, erklärte er. Bereits am Sonntag waren in der Stadt Gulyaipole in der Region Saporischschja ukrainischen Angaben zufolge drei Menschen durch russische Angriffe getötet worden.

Der Drohnenkrieg in der Ukraine

Russland hält die Region Saporischschja seit Beginn der Invasion in der Ukraine im Februar 2022 teilweise besetzt. Das Gebiet ist schwer umkämpft. Moskaus Armee will das annektierte Gebiet komplett unter seine Kontrolle bringen. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Täglich überzieht Moskau das Nachbarland mit Drohnen und Raketenangriffen. Kiew fordert deshalb vom Westen mehr Flugabwehrsysteme, um die Städte besser schützen zu können. Besonders im Osten und im Süden des Landes gibt es neben den Luftangriffen auch massive Artilleriegefechte, bei denen immer wieder Zivilisten getötet werden.

kle/pg (dpa, rtr)