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Dresdner erinnern an die Zerstörung ihrer Stadt

13. Februar 2016

Vor 71 Jahren ging eine der schönsten deutschen Städte im Feuersturm unter. Bis zu 25.000 Menschen starben bei alliierten Bombenangriffen. Heute ist der Jahrestag auch ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und Fremdenhass.

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Gedenken an die Zerstörung Dresdens (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

In Dresden wird mit zahlreichen Veranstaltungen an die Bombardierung und Zerstörung der Stadt 1945 erinnert. Auf dem Heidefriedhof gedachten viele Menschen der Opfer des Krieges und der Luftangriffe. Mit einem sogenannten Mahngang haben rund tausend Menschen an NS-Verbrechen in der Stadt erinnert. Dabei gingen sie an Orte, die als Schauplätze der NS-Herrschaft für deren menschenverachtende Ideologie stehen. Das Bündnis Dresden Nazifrei will damit einem Opfer-Mythos entgegentreten. Regelmäßig versuchen Neonazis den Jahrestag der Zerstörung Dresdens durch alliierte Bomber für ihre Ideologie auszunutzen.

Teilnehmer eines Mahngang des Bündnisses "Dresden Nazifrei" (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/S.Kahnert

Zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 hatten alliierte Bomberverbände tausende Sprengsätze und Brandbomben über Dresden abgeworfen. Bis zu 25.000 Menschen starben. Die Altstadt wurde fast vollständig zerstört.

Verstehen, wie es dazu kommen konnte

Oberbürgermeister Dirk Hilbert betonte bei einer Kranzniederlegung auf dem St.-Pauli-Friedhof, dass bei dem Gedenken an die Bombenopfer nicht vergessen werden dürfe, wer den Krieg herbeigeführt habe. Auf dem Friedhof liegen von Nazis ermordete Kinder osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen. Wer verstehen wolle, was am 13. Februar 1945 passiert sei und wie es dazu gekommen sei, müsse zuhören können, sagte Hilbert bei einem Bürgerdialog. Er wünsche sich, dass die Dresdner dies wieder mehr tun, meinte er mit Blick auf die Spaltung der Stadtgesellschaft nach über einem Jahr Pegida.

Vielerorts treffen sich Menschen zum stillen Gedenken, zum Beispiel in und vor der Frauenkirche, die bei den Luftangriffen zerstört und vor einigen Jahren wieder aufgebaut wurde. Heute gilt die Frauenkirche als Symbol für Frieden und Versöhnung.

Die Frauenkirche in Dresden (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ZB/T. Eisenhuth

Für Weltoffenheit und Toleranz

Begleitet vom Geläut der Kirchenglocken haben sich am Abend etwa 13.000 Menschen die Hand zu einer Menschenkette gereicht. Mit der Aktion, in die sich auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich einreihte, verbanden die Dresdner beide Elbseiten der Innenstadt, um ein Zeichen für ein Miteinander und gegen Krieg und Gewalt zu setzen. Diesmal führte die Menschenkette auch über den Theaterplatz vor der Semperoper, der in den vergangenen Monaten immer wieder vom fremden- und islamfeindlichen Pegida-Bündnis für Kundgebungen genutzt wurde.

Gedenken an die Zerstörung Dresdens (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

Pegida geht seit Oktober 2014 fast wöchentlich auf die Straße und macht Stimmung gegen Muslime, Flüchtlinge, Politiker und Medien. Erst vor einer Woche hatte das antiislamische Bündnis mit bis zu 8000 Anhängern in Dresden demonstriert.

Jahrelang war das Gedenken an die Bombardierung Dresdens von Rechtsextremen für ihre Propaganda missbraucht worden. Zeitweise marschierten sie zu Tausenden durch die Stadt. Auf dem Höhepunkt der rechten Aufmärsche hatten sich 2010 mehr als 6000 Neonazis in Dresden versammelt. Jahr für Jahr hatten sich aber auch tausende Gegendemonstranten mit Blockaden den Rechtsextremen entgegen gestellt.

Im vergangenen Jahr waren rechte Kundgebungen ausgeblieben, auch diesmal gibt es bislang keine offiziellen Anmeldungen. Die Polizei hat etwa tausend Beamte im Einsatz. Bislang bewertet sie die Lage als ruhig.

rb/wl (afp, dpa, epd)