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Drei somalische Minister bei Anschlag getötet

4. Dezember 2009

Bei einem Selbstmordanschlag in der somalischen Hauptstadt Mogadischu sind 22 Menschen getötet worden, unter ihnen drei Minister. Der Attentäter zündete die Bombe bei einer Diplomfeier für Medizinstudenten.

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Helfer bringen einen Verletzten in Mogadischu in Sicherheit (Foto: AP)
Helfer bringen einen Verletzten in Mogadischu in SicherheitBild: AP

Nach Angaben der Friedenstruppe der Afrikanischen Union (AMISOM) waren unter den Todesopfern viele Studenten und zwei einheimische Journalisten. Sie hatten am Donnerstag (03.12.2009) in einem Hotel an einer Abschlussfeier für Medizinstudenten der Banadir-Universität in Mogadischu teilgenommen. Wie ein Regierungsvertreter sagte, kamen Gesundheitsminister Qamar Aden Ali, Bildungsminister Mohamed Abdullahi Waayel und der Minister für Hochschulbildung, Ibrahim Hassan Addow, ums Leben. Der Sportminister Suleyman Olad Roble wurde verletzt. Nach Auskunft eines Arztes wurden mindestens 40 Verletzte ins Krankenhaus gebracht.

Ein Junge geht durch den zerstörten Festsaal (Foto: dpa)
Vom Festsaal des Hotels ist nach der Explosion nicht mehr viel übrigBild: dpa

Wie ein Hotelangestellter sagte, war der Selbstmordattentäter unter den festlich gekleideten Gästen im Shamo-Hotel. Die Benadir-Universität war 2002 von somalischen Ärzten gegründet worden, um angesichts ständiger Gewalt den medizinischen Nachwuchs auszubilden. Viele Ärzte sind während des Bürgerkrieges getötet worden oder ins Ausland geflohen.

Die radikalislamische Shebab-Miliz wies die Verantwortung für den Anschlag zurück. Der Sprecher der Miliz, Sheikh Ali Mohamud Rage sagte, die Shebab-Miliz sei "in keinster Weise" in den Anschlag verwickelt.

Afrikanische Union und UN verurteilen Anschlag

Der AMISOM-Chef Wafula Wamunyini verurteilte den "unmenschlichen und feigen" Anschlag, der die somalische Übergangsregierung "einschüchtern und erpressen" sollte. Die Bluttat ist die jüngste in einer Reihe von Attentaten. Im Juni waren bei einem Selbstmordanschlag vor einem Hotel in der Stadt Beledweyne nahe der Grenze zu Äthiopien der Minister für Innere Sicherheit und 19 weitere Menschen getötet worden. Zu dem Anschlag bekannte sich die Shebab-Miliz. Im September kamen 21 Menschen bei einem Doppelanschlag auf das AMISOM-Hauptquartier in Mogadischu ums Leben.

Auch der UN-Sicherheitsrat verurteilte den Anschlag scharf. In einer einstimmig angenommenen Erklärung unterstrichen die Vereinten Nationen ihre Unterstützung für die somalische Bevölkerung und für die Übergangsregierung in Mogadischu. Der Sicherheitsrat rief die Oppositionsgruppen dazu auf, ihre Waffen niederzulegen.

Kontrolle weitgehend verloren

Die international unterstützte Übergangsregierung unter Führung des gemäßigten Islamisten Sharif Sheikh Ahmed hat über weite Teile des Landes die Kontrolle an islamistische Rebellen verloren, die in dem afrikanischen Land einen Gottesstaat errichten wollen. Große Gebiete der Hauptstadt sowie des Südens und das Zentrum des Landes sind in der Hand der radikalislamischen Shebab-Miliz, die sich offen zum Terrornetzwerk El Kaida bekennt und die Übergangsregierung bekämpft.

Bewaffnete Islamisten-Milizen warten auf den Einsatz (Foto: AP)
Bewaffnete Islamisten-Milizen warten auf den EinsatzBild: AP

Die Übergangsregierung stützt sich vor allem auf die etwa 5000 Soldaten der afrikanischen Friedenstruppe, die aus Uganda und Burundi stammen. In Somalia herrscht seit dem Sturz von Machthaber Siad Barre 1991 Bürgerkrieg.

Piraten nutzen chaotische Lage

Die weitgehende Anarchie in dem ostafrikanischen Land wirkt sich auch auf die Seefahrt um das Horn von Afrika aus, wo Piraten in den vergangenen Monaten zahlreiche Schiffe entführt haben, um Lösegeld zu erpressen. Ein niederländisches Kriegsschiff nahm derweil 13 somalische Piraten fest, die vor der Küste von Oman den unter der Flagge von Antigua und Barbuda fahrenden deutschen Frachter "BBC Togo" angegriffen hatten. Nach Angaben des niederländischen Verteidigungsministeriums hatte die Besatzung der "Togo" den Angriff abgewehrt. Die Soldaten hätten zudem zwei tansanische Fischer befreit.

Autor: Reinhard Kleber (afp, dpa, rtr, ap)

Redaktion: Martin Schrader

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