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Drastischer Bevölkerungsrückgang in Russland

28. Mai 2009

Wenn der Trend anhält, leben im größten Land der Welt in 50 Jahren weniger Menschen als aktuell in der Bundesrepublik Deutschland. Was tun gegen den Bevölkerungsschwund, fragen sich die Experten.

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Bild: AP

Seit dem Zerfall der Sowjetunion geht die Bevölkerung Russlands zurück. Innerhalb von 16 Jahren verringerte sie sich um 12,5 Millionen auf rund 142 Millionen Menschen. In jüngster Zeit wird diese Entwicklung in Russland als ernstes Problem wahrgenommen. Die Suche nach möglichen Gegenmaßnahmen ist im Gange. Den Ansatz, Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung zu erzielen, halten viele Experten für falsch. Der Direktor des Instituts für demographische Studien, Igor Beloborodow, sagte im Gespräch mit der Deutsche Welle, die Demografie sei eine soziale und politische Frage, die Migration jedoch eine wirtschaftliche. Diese Dinge dürfe man nicht vermischen.

Zuwanderung aus Zentralasien

"In den letzten 16 Jahren sind nach offiziellen Angaben mehr als sechs Millionen Menschen nach Russland zugewandert", betonte Beloborodow. Laut Angaben des Föderalen Migrationsdienstes Russlands kamen die meisten Zuwanderer aus Kasachstan. Auf dem zweiten Platz steht Kirgisistan, auf dem drittem mit großem Abstand Belarus. Wie der Leiter der Abteilung für Staatsangehörigkeitsfragen beim Föderalen Migrationsdienst, Michail Utjaskij, mitteilt, ist nur ein Drittel der Immigranten arbeitsfähig. Fast 60 Prozent derer, die die russische Staatsangehörigkeit erhielten, seien Unterhaltsempfänger. Rentner hätten sogar einen Anteil von zehn Prozent an der Gesamtzahl der Zuwanderer.

Hauptproblem bleibt ungelöst

Die Verbesserung der demografischen Situation in Russland werde durch die Migranten nicht gelöst, meint auch der Soziologe von der Staatlichen Universität Moskau, Anatolij Antonow. Europa erlebe ebenso wie Russland einen Bevölkerungsrückgang und wolle die demografische Krise mit Zuwanderung lösen. "Aber das kann nicht ewig so weitergehen, vor allem nicht in Russland mit seiner verhältnismäßig geringen Bevölkerung, die auf großem Territorium lebt", meint Antonow.

Der Trend scheint nicht zu stoppen: Mit jedem Jahr nimmt laut Antonow in Russland die Anzahl der Menschen im gebärfähigen Alter ab. Hinzu komme, dass nur sechs Prozent der Familien mehr als zwei Kinder hätten. Selbst mit Zuwanderung werde sich die Bevölkerung laut Prognosen bis zum Jahr 2060 auf 60 bis 70 Millionen Menschen verringern, sprich halbieren. Antonow ist der Überzeugung, dass man genau an diesem Punkt, nämlich bei der Erhöhung der Geburtenrate, ansetzen müsse, wenn man die demografische Struktur verbessern wolle.

Autor: Jegor Winogradow / Markian Ostaptschuk
Redaktion: Birgit Görtz