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Drama um Menschenrechtsaktivistin beendet

18. Dezember 2009

Dank internationaler Vermittlungsbemühungen durfte die Bürgerrechtlerin Aminatu Haidar in ihre Heimat zurückkehren. Damit endet ihr Hungerstreik, mit dem sie letztlich ihre Einreise in die Westsahara erzwang.

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Aminatu Haidar kurz vor ihrer Rückkehr in die Westsahara (Foto: AP)
Zurückgekehrt: Aminatu HaidarBild: AP

Ein auf der Kanaren-Insel Lanzarote gestartetes spanisches Militärflugzeug landete am Freitagmorgen (18.12.2009) in El Aaiún in der Westsahara. An Bord: Aminatu Haidar, begleitet von ihrer Schwester Laila und einem Arzt. Angehörige empfingen die 42-Jährige am Flughafen.

Nationalität "marokkanisch"?

Die Bürgerrechtlerin war vor über einem Monat in den Hungerstreik getreten, um zu erzwingen, dass Marokko sie in die Westsahara einreisen lässt. Aminatu Haidar ist als "Gandhi der Westsahara" bekannt, weil sie friedlich für die Selbstbestimmung der Wüstenregion kämpft.

Haidar wollte bereits im November wieder in ihre Heimat, nachdem sie in den USA eine Auszeichnung entgegengenommen hatte. Die marokkanischen Behörden verweigerten ihr damals jedoch am Flughafen von El Aaiún die Einreise, weil sie es ablehnte, ihre Nationalität als "marokkanisch" anzugeben. Haidars Pass wurde beschlagnahmt.

Aminatu Haidar am Flughafen von Lanzarote (Foto: AP)
Haidar verweigerte wochenlang die NahrungsaufnahmeBild: AP

Seit der Abschiebung hielt sich die Menschenrechtsaktivistin auf dem Flughafen von Lanzarote auf. Am Tag ihres Abfluges hatte sich ihr Gesundheitszustand infolge des Hungerstreiks dramatisch verschlechtert. Sie wurde mit Magenschmerzen und Erbrechen in die Intensivstation einer Klinik auf der spanischen Insel gebracht.

Haidar: "Sieg des internationalen Rechts"

Als sie das Krankenhaus am Donnerstagabend verließ, sagte Aminatu Haidar: "Dies ist ein Sieg für das internationale Recht, für die Menschenrechte und für die Sache der Westsahara."

Auf der Suche nach einer Lösung hatte Spanien unter anderem die Vereinten Nationen und die USA eingeschaltet. Auch der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy setzte sich in einem Gespräch mit Marokkos Außenminister Taib Fassi Fihri dafür ein, dass die marokkanischen Behörden Haidar einreisen lassen und ihr den Pass wiedergeben. Am Donnerstag teilte dann König Mohamed VI. Sarkozy mit, dass Marokko der Rückkehr Haidars zustimme. Was die marokkanische Regierung zum Einlenken bewegte, ist noch unklar; in Rabat hatte man sich lange Zeit unnachgiebig gezeigt.

Marokko annektierte die Wüstenregion

Kartenausschnitt: Westsahara, Marokko, Kanarische Inseln

Der Status der Westsahara ist seit Jahrzehnten umstritten. Bis 1975 war die Region eine spanische Kolonie. Nach dem Abzug der spanischen Truppen annektierte Marokko das Gebiet. Die Regierung in Rabat hält der Bürgerrechtlerin vor, die Interessen der Bewegung Polisario zu vertreten, die einen unabhängigen Staat in der Westsahara anstrebt.

Polisario erhält Unterstützung aus Algerien und verlangt ein Referendum über die Selbstbestimmung der Region. Der bewaffnete Kampf der Polisario wurde 1991 unter Vermittlung der Vereinten Nationen mit einem Waffenstillstand beendet. Das in dem Waffenstillstandsabkommen vereinbarte Referendum ist bisher jedoch am marokkanischen Widerstand gescheitert, mehrere Gesprächsrunden der UN mit den Konfliktparteien seit Juni 2007 blieben ergebnislos. Marokko will dem Gebiet mit seinem reichen Phosphat-Vorkommen allenfalls weitreichende Autonomie, aber keinesfalls Unabhängigkeit zugestehen.

Autorin: Brigitta Moll (afp, dpa)

Redaktion: Christian Walz