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Dr. Tricia Striano, USA

Tricia Striano wurde in den USA geboren. Die Entwicklungspsychologin lebt seit 2000 in Deutschland. Im Jahr 2004 erhielt sie den Sofja-Kovalevskaja-Preis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.

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Mit dem Geld hat sie das Forschungslabor für Frühkindliche Entwicklung am Zentrum für Höhere Studien der Universität Leipzig aufgebaut.

Ihr Thema: das "soziale Lernen" bei Kleinkindern unter 1 Jahr: Wie lernt das kindliche Gehirn? Welche Regionen im Gehirn werden aktiviert? Und welche Rolle spielen dabei die Signale der Erwachsenen? Tricia Striano hat dabei nachgewiesen, dass schon in den ersten Lebensmonaten Kinder auf Signale anderer Menschen reagieren, wenn es darum geht, die Umwelt zu verstehen und die menschliche Sprache kennenzulernen.

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Bild: DW-TV

Tricia Striano im Interview bei Projekt Zukunft:

Jeden Tag mit kleinen Kindern zu arbeiten, das muss doch Spaß machen...

Ja, sie sind großartig. Selbst wenn ich mit schlechter Stimmung zur Arbeit komme: Wenn ich die Babys sehe, dann ist das wunderbar. Und die Eltern freuen sich auch, wenn sie kommen können und etwas über die Entwicklung ihres Kindes lernen.

Was hat Sie dazu gebracht, nach Deutschland zu kommen?
Ich bin im Juni 2000 hierher gekommen, direkt nach meiner Doktorarbeit - es war mein erster richtiger Job.Ich kam nach Leipzig, weil ich hier eine Möglichkeit hatte, meine Forschung zu betreiben, am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropology.
Damals dachte ich, dass ich 2 oder 3 Jahre in Deutschland bleibe und dann zurück in die USA gehe. Aber dann bekam ich den Sofja-Kovalevskaja-Preis, und mit dem Geld war ich in der Lage, mein eigenes Labor aufzubauen. Wissen Sie, als ich nach Leipzig kam. da gab es hier kein Kleinkind-Labor. Es war toll, so etwas aufzubauen, von Null an. Und es hat sich gelohnt: In den vergangenen 5 Jahren haben wir 5.000 bis 10.000 Kinder untersucht - das ist schon großartig.

Ihr Name klingt italienisch...
Ja, ich bin zwar in der der dritten Generation Amerikanerin, aber mein Name ist italienisch, aus Süditalien, und ich habe auch noch griechische Wurzeln.

Als Wissenschaftlerin in einer Führungsposition sind Sie in Deutschland immer noch eher die Ausnahme. Ist das in den USA anders?
In den USA ist der Anteil an Frauen in wissenschaftlichen Führungspositionen viel größer als in Deutschland. Die Frage ist, warum.

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Und warum?

Wenn eine Wissenschaftlerin nicht sieht, dass sie es bis nach oben schaffen kann, und wenn dann auch noch die Zeiten wirtschaftlich schwierig sind, dann ändert sie ihre Karrierepläne und versucht was anderes. Ich denke, wir brauchen da in Deutschland mehr Unterstützung für diese jungen Frauen.
Wir müssen ihnen zeigen, dass sie es schaffen können. Ehrlich gesagt, wenn ich in Deutschland kein Vorbild gehabt hätte, hätte ich es hier auch nicht geschafft. Aber ich hatte das Glück, solch ein Vorbild zu finden, eine Frau, die mich verstanden hat, wenn ich erklärt habe: das läuft schlecht und das ist schwer ... und sie hat mir dann klargemacht: ja, es ist schwer - aber halte durch.

Sie leben jetzt seit 2005 in Leipzig und haben wahrscheinlich viele Deutsche kennengelernt. Wie kommen Sie mit denen klar?
Es passiert oft, dass Deutsche, die ich kennengelernt habe und die in meinem Alter sind, weggehen, in die USA oder nach London. Ja, ich habe mit vielen Deutschen zu tun. Sehr viele kenne ich aber nicht über die Uni, und das ist gut so. Was ich bei den Deutschen mag, das ist ihre Geradlinigkeit. Bei den Deutschen weiss man, woran man ist. Sie sind ehrlich und offen, und es ist toll, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Leipzig ist ja die Stadt von Johann Sebastian Bach, eine Stadt der Musik. Nutzen Sie das aus?
Ich mag jede Art von Musik, alles vom Rap bis zur Klassik, und ich bin versessen auf Jazz. An einem Tag kann ich 5 verschiedene Musikstile hören, das hängt ganz von meiner Stimmung ab. Manchmal höre ich mir ein klassisches Konzert an. Leipzig ist voll mit Bach. Aber ich bin schlecht im Planen. Oft ziehe ich einfach los und schau, was es gibt. Und dann finde ich auch was.

Wie fühlen Sie sich in Leipzig?
Ich liebe Leipzig. Es ist ein wunderbarer Ort zum Leben. Und man hat alles, was man braucht. Leipzig liegt zentral, man kommt überall hin. Ich liebe die Innenstadt. Wir haben gute Geschäfte zum Einkaufen, es gibt viele historische Gebäude und etliche Museen, die Fußballweltmeisterschaft wird hier stattfinden - es ist toll hier, man kann unheimlich viel unternehmen.
Mein erster Eindruck, als ich nach Leipzig kam. war, dass ich hier nie bleiben könnte. Es war damals ein trüber Tag, und ich kannte hier niemanden. Aber im Lauf der Jahre hat sich das geändert, und heute, nach 5 Jahren, kann ich mir kaum vorstellen, woanders zu sein.

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