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Tod eines Druckers für Kontoauszüge

Marko Langer
16. Februar 2017

Was nun kommt, ist eine traurige Geschichte. Teile unserer Leserschaft könnte sie verstören, andere anwidern. Wir haben es trotzdem nicht zurückhalten können, sie aufzuschreiben: die Story eines Wildpinklers. "So sad."

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Symbolbild Kontoauszugsdrucker
Dieses Bild zeigt NICHT den betroffenen Drucker. Und das eigentliche Verbrechen hätten wir auch nicht zeigen wollen. Oder vielleicht doch?Bild: picture-alliance/dpa/B. Gindl

Es ist nicht so, dass die Deutsche Presse-Agentur arm an originellen Geschichten ist. Aber nun hat der Nachrichtenchef der dpa, Froben Homburger, etwas entdeckt, was in der 68-jährigen Historie seines Arbeitsgebers seinesgleichen sucht. Es geht um die "Kombination dieser vier Wörter in einer Überschrift" einer Agenturmeldung:

  1. Mann.  
  2. pinkelt.
  3. Kontoauszugsdrucker.
  4. kaputt.

Wir haben, stets dem Verständnis verpflichtet, die Reihenfolge der Wörter hier unverändert gelassen. Also: "Mann pinkelt Kontoauszugsdrucker kaputt". Gesendet vom Basisdienst der Agentur, am 15.Februar, 17.30 Uhr. Verantwortlich: das Ressort Vermischtes, das trotz (oder wegen) des druckvollen Themas die Kategorie "Dringend" wählte.

Soweit die journalistischen Interna. Tatsächlich trug sich die Geschichte so zu - wenn man der dpa Glauben schenken möchte, was wir an dieser Stelle eigentlich regelmäßig empfehlen können: In der Stadt Celle ist der Kontoauszugsdrucker in einer Bank also durch Urinieren zerstört worden. Das Gerät sei so stark beschädigt worden, dass es ausgetauscht werden musste, wie die Polizei in der niedersächsischen Stadt mitteilte.

Ein Wasserschaden? Unwahrscheinlich!

Wir hier bei der Deutschen Welle wissen nicht, wie der Polizeibericht formuliert war, den der dpa-Autor für seine Meldung - pardon - benutzte. Wir könnten den Agenturkollegen aber küssen für seinen Satz: "Der mit der Reparatur beauftragte Techniker ging von einem Wasserschaden aus." Die Bank habe das aber für unwahrscheinlich gehalten.

Eine Sichtung des Überwachungsvideos habe dem Techniker recht gegeben. Zu sehen war dort, wie ein Mann auf den Drucker pinkelt. Das will man nicht sehen, selbst als regelmäßiger Betrachter von Bankautomaten-Überwachungsvideos nicht.

Der Täter? "Amtsbekannt". Aha!

Mitunter werden Wildpinkler inzwischen ja von besorgten Baumschützern und anderen - im übrigen völlig zurecht empörten - Zeitgenossen zur Rede gestellt. In Celle war das zunächst nicht möglich. Die Polizei steht aber dennoch vor einem Fahndungserfolg. Dem dpa-Bericht zufolge handelte es sich bei dem Kontoauszugskiller um einen "amtsbekannten" 41-Jährigen. Wieso er ausgerechnet den Drucker als Pissoir missbrauchte, müsse noch geklärt werden.

Wildpinkler in Düsseldorf
Ein Wildpinkler in Düsseldorf. Eine Szene aus dem Karneval 2013Bild: picture-alliance/dpa

Dispo-Kredit überzogen? Oder vielleicht musste der Mann gerade in dem Moment mal. Oder er wollte die Festigkeit seiner Kundenkarte ... aber wir wollen hier nicht spekulieren.

Was sagt das StGB?

Schließlich können wir uns vorstellen, dass es unter unseren Lesern durchaus Leser gibt, die das hier Beschriebene nun überhaupt nicht witzig finden. Ihnen sei die trockene Information mitgegeben, dass unter Juristen das Wildpinkeln als sogenannte „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ gelten und dem deutschen Strafgesetzbuch (StGB) zufolge eine nicht unerhebliche Konsequenz nach sich ziehen kann. In der Regel ist eine Geldstrafe vorgesehen, aber bei besonders schweren Fällen ist sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr denkbar. 

Den Drucker aber macht das nicht mehr lebendig. 

P.S.: Für Leser, die wissen möchten, was aus "Prinz Pippi" wurde ( ... der Mann aus adligem Hause, der sich den türkischen Expo-Pavillon zum Ziel nahm): Das ist eine andere, auch sehr traurige Geschichte.