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Geldflut berauscht Aktienmärkte

5. März 2013

Es scheint paradox: In den USA muss die Regierung zwangsweise sparen, in Europa schwelt die Schuldenkrise. Trotzdem steigen die Aktienkurse. Der Dow-Jones-Index klettert sogar auf den höchsten Stand seiner Geschichte.

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Wall Street: Dow Jones-Index auf Rekordniveau (foto: AFP/Getty Images)
Bild: picture-alliance/AP

Der US-Aktienindex Dow Jones ist am Dienstag mit 14.253 Punkten vom Parkett gegangen, ein Zuwachs um 126 Punkte und gleichzeitig das höchste Kursniveau seiner Geschichte. Schon zum Auftakt an der Wall Street war er auf mehr als 14.200 Punkte geklettert. Damit wurden die bisherige Höchstmarken vor der Finanzkrise Anfang Oktober 2007 klar übertrumpft. Seit Beginn des Jahres ist der Dow Jones-Index, in dem 30 der größten Konzerne der USA notiert sind, schon um nahezu neun Prozent gestiegen.

Der deutsche Aktienindex Dax schloss in Frankfurt/Main mit 7870 Punkten, das war der höchste Stand seit Anfang 2008. Auch an den Börsen von London und Paris schlossen die Indizes deutlich im Plus.

"Die Aktienmärkte reiten auf der Welle des billigen Notenbank-Geldes", sagte Investmentstratege Alan Gayle von Ridgeworth Investments. "Deshalb testen sie ihre alten Rekordhochs."

Hoffen auf die Notenbanken

Anleger stützten ihre Spekulationen unter anderem auf Aussagen der Vize-Chefin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen. Sie hatte am Montag betont, eine Fortsetzung der massiven Anleihekäufe durch die Fed sei weiterhin notwendig, weil die US-Konjunktur noch immer schwächele. Seit Herbst 2008 hat die Fed für mehrere hundert Milliarden US-Dollar Anleihen gekauft, um die Wirtschaft zu stimulieren.

Der designierte Chef der Bank von Japan, Haruhiko Kuroda, gilt ebenfalls als Verfechter einer lockeren Geldpolitik zur Ankurbelung der Konjunktur. Anleger scheinen zudem davon auszugehen, dass die Bank von England nach ihrer Ratssitzung an diesem Donnerstag neue Anleihekäufe ankündigen wird, um die drohende Rezession zu bekämpfen. Am gleichen Tag erläutert auch die Europäische Zentralbank EZB ihren weiteren geldpolitischen Kurs. Dass China seine Wirtschaft mit staatlichen Ausgaben in Rekordhöhe stimulieren will, ermutigte die Anleger zusätzlich.

Kaum Alternativen zu Aktien

"Die Liquidität, die in den Markt gepumpt wird, sucht sich am Aktienmarkt ein Ventil", erläutert Wolfgang Duwe von der Landesbank Bremen. Professionelle Anleger investierten ihr Geld stärker in Aktien, weil festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen wegen der geringen Renditen auf lange Sicht keine Alternativen seien.

Ähnlich äußerte sich der US-Investor Warren Buffet in einem TV-Interview zu Wochenbeginn. "Wenn Sie mich fragen, ob Aktien günstiger sind als andere Formen der Geldanlage, dann ist die Antwort aus meiner Sicht 'ja'", so Buffet. "Das dümmste Investment, aus meiner Sicht, ist eine lang laufende Staatsanleihe", fügte der der 82-Jährige hinzu.

Geldschwemmen durch die Notenbanken vergrößern normalerweise auch die Furcht vor einer Geldentwertung. Zurzeit scheint das Inflationsrisiko die Anleger jedoch kalt zu lassen, wie der Goldpreis zeigt. Das Edelmetall, das als sicherer Hafen bei Inflationsgefahr gilt, verteuerte sich nur kurzfristig. Am späten Nachmittag lag der Preis aber wieder fast unverändert bei 1574 US-Dollar je Feinunze.

bea/kis/sc (AP, rtr, dpa, afp)