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Doping nicht ausblenden

20. August 2009

Bisher hat es während der Leichtathletik-WM nur zwei positive Dopingbefunde gegeben. Vielen kommt das gelegen, denn das Thema Doping soll das Großereignis nicht überschatten. Eine Aktion will genau das aber verhindern.

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Helfer verteilen die Brillen der AktionBild: DW

Sie sind weder blauäugig, noch sehen sie schwarz. Lilafarbene-Pappbrillen sind bei den Leichtathletik-WM-Besuchern derzeit gefragt. Aber nicht wegen der Farbe, sondern wegen des Spruchs, der darauf steht: "Ich will das nicht sehen" oder wahlweise auch auf englisch "I don’t want to see cheats". Vier Studentinnen und Studenten verteilen vor dem Olympiastadion über 20 000 dieser so genannten Doping-Schutzbrillen. Wer hinter dieser Aktion steckt? Der Doping-Opfer-Hilfe-Verein.

Aktion Dopingopfer WM Berlin 2009
Fans mit der AktionsbrilleBild: DW

"Wir wollen darauf hinweisen, dass Doping nach wie vor hinter verschlossen Türen stattfindet und das Leute immer aufmerksam hinschauen sollten, wenn Sportler bei großen Wettkämpfen antreten", erklärt Mitinitiator Uwe Trömer vom Doping-Opfer-Hilfe-Verein. Der ehemalige Vizeweltmeister im Bahnradfahren, der durch das DDR-Zwangssystem beinahe gestoben wäre, will jedoch mit dieser Aktion den Leuten nicht den Spaß an der Weltmeisterschaft vermiesen.

Nicht alle unterstützen den Anti-Doping-Kampf

"Die Leute sollen die WM genießen. Es geht auch nicht darum, den Sport als solches zu verdammen. Es geht darum, dass man sich bei jedem Wettkampf bewusst macht, dass der Sportler möglicherweise gedopt ist. Uwe Trömer geht davon aus, dass rund 80 Prozent der Athleten bei der WM illegale Substanzen zu sich nehmen. "Noch aber sind die Dopingfahnder nicht so weit, um sie zu schnappen." Das sei aber kein Grund, das Thema Doping auszublenden.

Das würden einige Menschen, unter anderem auch Sportler anscheinend aber gerne tun. Nach seiner erfolgreichen Qualifikation hat der deutsche Diskuswerfer, Robert Harting, gesagt: "Ich hoffe, dass wenn der Diskus aufkommt, dass er dann noch mal Richtung Brille springt. Dann gibt es wirklich nichts zu sehen." Für Uwe Trömer eine inakzeptable Aussage.

Verbände reagieren nicht

Diskuswerfer Robert Harting EPA/KAY NIETFELD EPA/KAY NIETFELD (c) dpa - Report
Aktionskritiker Robert HartingBild: picture-alliance/ dpa

"Wir sind es gewohnt, von Robert Harting unter der Gürtellinie angegriffen zu werden. Aber er sollte endlich begreifen, dass man nicht nur in seinem kleinen Diskusring die Welt beherrschen kann und das man bestimmte Dinge einfach nicht sagen sollte." Uwe Trömer fordert, dass Robert Harting wegen seiner Aussagen aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen werden sollte. Das ist aber mehr als unwahrscheinlich, nachdem Harting gerade erst den WM-Titel gewonnen hat.

Da seien der Deutsche Leichtathtletik-Verband und der Deutsche Sportbund gefragt, meint Uwe Trömer. "Die WM soll mit einem schönen Schein über die Bühne gehen und glanzvoll zu Ende gehen. Erst danach wird man sich eventuelle mit solchen Problemen beschäftigen."

Auch wenn das Thema Doping von den Verbänden währen der WM am liebsten verdrängt wird, bei den meisten Besuchern kommen die Doping-Schutzbrillen gut an.

"Anti-Doping? Ganz hervorragend. Ich bin ein erklärter Gegner des Dopings, das muss ich ganz offen sagen", meint einer der Besucher. "Eine tolle Aktion, ich werde die Brille gleich im Stadion tragen, wenn auch als Stirnband", sagt ein anderer Leichtathletik-Fan. Die Doping-Problematik ist mit so einer Aktion natürlich nicht zu lösen. Ein Zeichen setzt sie aber alle mal.

Autor: Sarah Faupel
Redaktion: Wolfgang van Kann