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Doping-Nachbeben der Skandal-Tour '98

Calle Kops (sid/dpa)24. Juli 2013

Ex-Toursieger Jan Ullrich und Top-Sprinter Erik Zabel waren bei der Tour de France 1998 mit EPO gedopt. Das geht aus dem Untersuchungsbericht der Anti-Doping-Kommission des französischen Senats hervor.

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Jan Ullrich aus Deutschland, der Däne Bjarne Riis und der Deutsche Erik Zabel fahren auf der 13. Etappe der Tour de France 1998 (Foto: Alex Livesey /Allsport/Getty-Images)
Tour de France 1998 - Jan Ullrich, Bjarne Riis und Erik ZabelBild: Getty Images/Alex Livesey/Allsport

Eine wirkliche Überraschung war es nicht mehr: Deutschlands einziger Toursieger Jan Ullrich gehört ebenso wie Top-Sprinter Erik Zabel zu den rund vier Dutzend Profis, denen die Anti-Doping-Kommission des französischen Senats in Nachtests Manipulation mit EPO bei der Tour de France 1998 nachgewiesen hat. Nur drei Tage nach der rauschenden Jubiläums-Tour mit sechs deutschen Etappensiegen durch Marcel Kittel, Tony Martin und Andre Greipel holen den deutschen Radsport damit wieder die Schatten der Vergangenheit ein.

Die einstigen deutschen Radsport-Helden Ullrich und Zabel erwiesen sich mit diesen Enthüllungen als unglaubwürdig und versinken endgültig im Dopingsumpf. Ullrich, der 39-Jährige ehemalige Triumphator, hatte sich vor einem Monat zwar erstmals dazu bekannt, gedopt zu haben, dies aber nur mit Eigenblut. EPO-Doping stritt er stets ab.

Zabel hatte am 24. Mai 2007 gemeinsam mit Rolf Aldag in Bonn unter Tränen ein Doping-Geständnis abgelegt. Er erklärte damals aber, während der Tour 1996, zwei Jahre vor dem nun fraglichen Zeitraum, "einmalig" EPO genommen zu haben und danach nicht mehr. Er habe das Mittel nicht vertragen und deshalb wieder abgesetzt.

Fast alle Tests positiv

Neben Ullrich und Zabel enttarnt der in Paris veröffentliche Bericht weitere frühere Top-Profis als Betrüger: Demnach hatten auch der 2004 gestorbene Marco Pantani, 1998 Gesamtsieger der Tour vor Ullrich, der frühere italienische Super-Sprinter Mario Cipollini und der französische Volksheld Laurent Jalabert bei jener Frankreich-Rundfahrt EPO im Blut. Außerdem tauchten die Namen des spanischen Ex-Weltmeisters Abraham Olano und des früheren deutschen Edelhelfers Jens Heppner auf. Die damalige Tour galt angesichts des Festina-Skandals ohnehin schon als Skandalrennen sondergleichen.

Auf dem Weg nach Paris posieren die erfolgreichen Trikotträger der 85. Tour de France auf der 21. und letzten Etappe für die Fotografen: der Deutsche Erik Zabel (l.) vom Team Deutsche Telekom trägt das Grüne Trikot des Sprintbesten, der Italiener Marco Pantani (2.v.l.) vom Mercatone Uno-Team verteidigt das Gelbe Trikot des Gesamtführenden auch auf dem Schlußgang, und der Franzose Christophe Rinero (r.) vom Cofidis-Team trägt das Rotgepunktete Trikot für den besten Bergfahrer (Foto: Gero Breloer/dpa)
Auf dem Weg nach Paris bei der Tour 1998: Erik Zabel, Marco Pantani und Christophe Rinero (l.-r.)Bild: picture-alliance/dpa

Der Anti-Doping-Ausschuss hatte anonymisierte EPO-Nachtests aus dem Jahr 2004 den getesteten Profis zugeordnet, nachdem 1998 noch nicht auf diesen Wirkstoff getestet worden war. In den sechs Jahre nach der Tour durchgeführten Untersuchungen fielen fast alle Tests positiv aus.

Der ebenfalls im Senat-Report enttarnte Franzose Jacky Durant, 1998 und 1999 kämpferischster Fahrer der Tour, sagte: "Die heutige Generation sollte nicht für den Mist bestraft werden, den wir damals angestellt haben. Der Sport ist heute viel sauberer." Durants Wunsch wird ein frommer bleiben: Das Image des Radsports ist seit diesem Mittwoch wieder ein Stück verheerender.