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"Donald Trump ist verwirrt"

8. Dezember 2015

Hat der US-Milliardär diesmal endgültig überzogen? Für seine Forderung nach einem Einreiseverbot für alle Muslime bezieht der Präsidentschaftsbewerber einmal mehr verbale Prügel. Aber auch seine Partei geht auf Distanz.

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US-Kandidat Trump fordert Einreise-Stopp für alle Muslime (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der in Umfragen führende republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat wegen des Massakers von Kalifornien die "vollständige und komplette Schließung" der Grenzen für Muslime gefordert. Der Geschäftsmann verwies dabei auf Umfragen, die "in breiten Teilen der muslimischen Bevölkerung" einen "großen Hass auf Amerikaner" feststellten, der "jenseits aller Vorstellungskraft" liege. Solange diese "gefährliche Bedrohung" bestehe, "darf unser Land nicht das Opfer von schrecklichen Attacken von Leuten sein, die nur an den Dschihad glauben."

Trumps Wahlkampfleiter Corey Lewandowski bestätigte derweil per E-Mail, dass nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Touristen und Studenten unter das Verbot fallen sollten. Der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater Ben Rhodes sagte dem Sender CNN in einer ersten Reaktion der US-Regierung, Trumps Vorschlag "widerspreche amerikanischen Werten". Der Chef des Rates für amerikanisch-islamische Beziehungen, Ibraham Hooper, sprach von einer "faschistischen Aussage".

Die Mahnung des Präsidenten

In seiner Rede am Sonntag hatte Präsident Barack Obama gerade erst zu religiöser Toleranz nach den Anschlägen aufgerufen. Seine Landsleute sollten Muslime nicht unter Generalverdacht stellen und den Kampf gegen Extremisten nicht zu einem "Krieg zwischen Amerika und dem Islam" machen. Obama erklärte, die IS-Miliz spreche "nicht im Namen des Islams". Ihre Anhänger seien "Gauner und Mörder".

Trump hatte in den vergangenen Wochen wiederholt mit islamfeindlichen Äußerungen für Empörung gesorgt. Ende November antwortete er bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Iowa auf die Frage, ob er eine zentrale Erfassung von Muslimen in den USA unterstütze: "Ich würde das sicherlich umsetzen, absolut." Muslime könnten an verschiedenen Orten registriert werden, "nicht nur in Moscheen". Später sagte er, dass "tausende Muslime" in den USA am 11. September 2001 den Anschlag auf das New Yorker World Trade Center bejubelt hätten.

"Geradezu gefährlich"

Anders als bislang gehen Trumps innerparteiliche Rivalen für die Nominierung der Republikaner mehrheitlich auf Distanz. "Donald Trump ist verwirrt", schreibt Jeb Bush auf Twitter. Senator Marco Rubio sprach von einer "beleidigenden und befremdlichen" Erklärung Trumps. Lindsey Graham hält die Forderung sogar für "geradezu gefährlich". Nach Ansicht ihres Parteifreundes Ben Carson sollte der Glaube zwar nicht zu einem Kriterium gemacht werden, wer einreisen dürfe. Jedoch sollte jeder Besucher während seines Aufenthalts in den USA überwacht werden. Dies sei in anderen Staaten eine gängige Praxis, sagte Carson.

Trump führt in Umfragen vor den anderen Republikanern im Rennen um die Kandidatur der Republikaner. Welche Folgen seine Aussage für ihn hat, ist noch unklar. In einer nach dem Angriff in Kalifornien erhobenen Reuters/Ipsos-Umfrage erklärten jüngst 69 Prozent der Republikaner, sie hätten eine gewisse Angst vor Muslimen. Bei den Demokraten waren es 39 Prozent.

In den USA leben nach Schätzungen des Rats für Amerikanisch-Islamische Beziehungen (CAIR) bis zu sieben Millionen Muslime. Demnach gibt es fast 2000 Moscheen, islamische Zentren und Schulen.

rb/kle (afp, ap, dpa, rtr)