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Domains mit Lokalkolorit

Kyle James / CF27. November 2003

Internetdomains werden ab März 2004 auch Sonderzeichen, Umlaute und Akzente enthalten. Das soll mehr lokale Kultur und Identität im Internet ermöglichen.

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Umlaute in Domainnamen sind künftig erlaubt

Bis jetzt war das Internet zu Sprachen mit Sonderzeichen nicht besonders freundlich. Der ASCII-Code, der die Möglichkeiten der Darstellung für Domainnamen begrenzt, kann nur 37 Zeichen darstellen – Umlaute und Akzente gehören nicht dazu.

Deutsche, die ihre Domains mit Umlauten schreiben wollen, müssen sich mit Doppel-Vokalen wie "ue" und "oe" zufrieden geben. Die Müllers und Schröders lassen ihre Websites dementsprechend als www.mueller.de oder www.schroeder.de registrieren.

Andere Sprachen wie Französisch haben kein System, ihre Akzente umzuschreiben – sie müssen sie einfach weglassen.

Neuer Standard

Das wird sich bald ändern. Ab dem 1. März 2004 sorgt ein neuer Internet-Standard dafür, dass die User Namen in ihren eigenen Sprachen – mit Umlauten und Akzenten – registrieren lassen können. Der neue IDN-Standard (Internationalisierter Domainname-Standard) wird für eine URL insgesamt 92 Zeichen mit verschiedensten Arten von Akzenten, Punkten, Haken und Schnörkel erlauben.

"Schon lange fordern User aus nicht englischsprachigen Ländern, dass Zeichen ihrer Sprachen erlaubt sein sollen", sagt Klaus Herzig, Sprecher der zentralen deutschen Registrierungsstelle für Domainnamen DENIC. "Das Internet wird globaler. Die Menschen werden ihre Namen aus dem realen Leben auch im Internet benutzen können."

Wirklich global

Die Entscheidung für den neuen Standard wurde im Februar 2003 von der "Technische Internet-Projektgruppe" (Internet Engineering Task Force) getroffen, eine Organisation von Netzwerkdesignern, Betreibern, Anbietern und Forschern, die sich um Fragen der Internet-Architektur kümmert.

Laut Herzig befand die Gruppe, dass das Ausweiten der Schreibweisen von Domainnamen hinsichtlich der Internet-Zuwachsraten längst überfällig sei. Für über die Hälfte der zurzeit weltweit über 500 Millionen Internetnutzer ist Englisch eine Fremdsprache.

Domains in der eigenen Sprache werden für die User mehr Bedeutung und mehr Akzeptanz auf der lokalen Ebene haben. Aber auch im geschäftlichen Bereich sind Vorteile zu erwarten: Firmen, die bisher im Internet ihre Firmennamen umständlich umschreiben mussten, können laut DENIC mit einer Aufwertung ihres Markennamens rechnen, wenn er in der realen und virtuellen Welt gleich lautet. Die Kunden vor dem Bildschirm werden sich freuen, wenn sie in ihren Internet-Browser den Namen tippen können, den sie auch auf Werbeplakaten oder Verpackungen sehen.

Eine Zugangshürde?

Doch kann genau dieses System den Zugang zu Websites mit Sonderzeichen auch einschränken: International wie das Internet ist, kann beispielsweise ein User in Kanada nicht auf eine bestimmte deutsche Website zugreifen, da seine Tastatur kein 'ä' oder 'ü' hat. Die Erfinder des neuen Standards hatten wohl angenommen, dass alle, die auf eine URL mit Sonderzeichen zugreifen wollen, auch die entsprechenden Umlaute und Akzente auf ihren Tastaturen wiederfänden.

"Ungefähr 80 Prozent der Internetnutzer sind Privatpersonen. Die meisten von ihnen erstellen Websites in ihrer eigenen Sprache für andere, die auch diese Sprache sprechen," erklärt Herzig. "Wenn sie das neue System benutzen, müssen sie wohl akzeptieren, dass es für Ausländer schwieriger wird, auf ihre Seiten zuzugreifen."

Schwieriger, aber nicht unmöglich. Es gibt Möglichkeiten, fremde Sonderzeichen durch dreistellige ASCII-Codes darzustellen. Herzig gibt jedoch zu, dass viele User mit dieser Methode ganz und gar nicht vertraut sind und dementsprechend Websites mit Sonderzeichen, die auf ihrer eigenen Tastatur nicht angezeigt sind, einfach nicht mehr aufrufen würden. Internationale Unternehmen mit Umlaut oder Akzent im Namen werden das IDN-System aus diesem Grund nicht attraktiv finden.

"Es ist kein ideales System, aber es ist das beste, das wir zurzeit haben," sagt Herzig, "und viele Menschen aus aller Welt werden es zu schätzen wissen."