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Doldingers Tribut an die DJ-Kultur

31. Januar 2002

Emotionen sind für Klaus Doldinger auch nach über 45 Jahren Karriere noch immer das Wichtigste an seiner Musik. Die Jazzlegende ist derzeit mit neuen Versionen alter Stücke auf Tour.

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Der Jazzmusiker hat sein Saxophon wieder zur Hand genommen

"Ich wollte nie intellektuelle Musik nach dem Baukastenprinzip machen, sondern Energien und Gefühle austauschen", sagte der 65-Jährige zum Auftakt seiner Deutschland-Tournee in Köln. Der gebürtige Berliner, der als Jazzmusiker und Komponist von Filmmusik ("Tatort", "Das Boot", "Die unendliche Geschichte") berühmt wurde, sieht Musik als "riesengroße Spielwiese". Doldinger hat bereits mit 19 Jahren seine erste Platte aufgenommen - müde fühlt er sich aber bis heute nicht. Sein Motto: "Wenn der liebe Gott einem die Frische gibt, dann muss man das auch ausnutzen."

Das Experiment

Die Zusammenarbeit mit jungen Musikern sieht Doldinger als Experiment an. Gemeinsam mit sechs Nachwuchskünstlern hat er die neue Platte "Passport RMX Vol. 1" aufgenommen. Zu hören sind moderne Remixes seiner bekanntesten Stücke. "Es war spannend zu sehen, wie andere meine Musik neu umgesetzt haben." Dabei habe er stets Einfluss auf die Ereignisse gehabt.

Die Tour mit den neu abgemischten Songs ist für Doldinger eine neue Herausforderung. "Ich möchte versuchen, meine Stücke aus heutiger Perspektive live umzusetzen." Auf den kommenden Konzerten bieten Doldinger und Band zwei Stunden lang ein Arrangement aus Jazz und elektronischer Musik auf höchstem Niveau. Die sechsköpfige Formation "Passport" wird diesmal von einem DJ ergänzt. Dieser breitet einen elektronischen Soundteppich aus, auf dem sich Doldinger mit seinem Saxophon entfalten kann. Passgenau greifen die einzelnen musikalischen Bestandteile ineinander. So sind die Konzerte letztlich auch ein Tribut an die moderene DJ-Kultur.

Musikalisches Schubladendenken liegt ihm fern

Klaus Doldinger
Bild: BVV

Seine frühe Beschäftigung mit elektronischer Musik sieht Doldinger heute bestätigt. "Ich war Vorreiter für gewisse Dinge. Es ist eine Genugtuung zu hören, dass das, was ich vor 30 Jahren begonnen habe, so falsch nicht war." Der Jazz sei durch den Kontakt mit elektronischer Musik besonders um "Rhythmus und Tanzbarkeit" bereichert worden. Immerhin hat Doldinger bereits 1983 seine erste ausschließlich elektronische Platte produziert.

Seine eigene Laufbahn vom Schüler eines Konservatoriums zum weltbekannten Jazzmusiker und Filmkomponisten sei nie sein Plan gewesen. "Für mich war immer nur das nächste Konzert und die nächste Platte entscheidend." Den Strapazen der neuen Tournee sieht der 65-jährige Wahl-Münchner gelassen entgegen: "Vor Menschen auf der Bühne zu stehen, gehört für mich zur Musik dazu."

Doldingers Fans dürfen sich auf die Tour freuen. Die Konzerte werden mit einem überraschenden Brückenschlag zu Doldingers Schaffen als Filmkomponist beendet: eine siebenminütige Jazzversion der "Tatort"-Erkennungsmelodie. Sie wurde von Klaus Doldinger bereits 1970 komponiert. Bis Ende Juni wird der Saxophonist mit seinem Remixprojekt noch in Deutschland zu hören sein. Danach dürfen sich seine französischen Fans auf ihn freuen. Doldinger wird in Nizza und Monaco auftreten. In der zweiten Jahreshälfte wird "Passport" drei Wochen durch Südamerika touren. (fro)

Tourdaten:

Berlin (1.2.), Halle (15.4.), Leipzig (16.4.), Weimar (17.4.), Aschaffenburg (25.4.), Koblenz (26.4.), Detmold (27.4.), Hannover (9.6.), Halberstadt (15.6.), Quedlingburg (19.6.) und Düsseldorf (29.6.)