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Dirty Honkers

22. Dezember 2010

Das multinationale Trio Dirty Honkers mischt seit gut einem Jahr mit seiner elektrifizierten Neo-Swing-Melange die Berliner Szene auf und spielt mittlerweile auch für die Tanzwütigen in Paris, London und New York.

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Das Trio Dirty Honkers Credit: Johanna Landscheidt
Swingende Dirty HonkersBild: Johanna Landscheidt

Schon lange ist weltweit ein Revival der Swingmusik zu beobachten. In vielen Metropolen Europas und der USA zelebrieren besonders die jungen Leute diese in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts entstandene Musik, die dazugehörige Kultur, den Tanz und den Kleidungsstil. Auch in Berlin swingt es an allen Ecken und Enden: Es gibt wöchentliche Swing-Parties und Tanzkurse sowie zahlreiche Swing- bzw. Neo-Swing-Bands. Die Dirty Honkers gehören zu den jüngsten Blüten dieser Berliner Szene.

Die multinationale Crew besteht aus der Sängerin Andrea Roberts aus Kanada, die wie ihr französischer Compagnon Florent Mannant auch Saxofon spielt, und dem rappenden und singenden DJ und Produzenten Gad Hinkis aus Israel. Das Trio hat in dem einen Jahr seines Bestehens die Kiezkneipen und Clubs seiner Wahlheimat Berlin mit seinen elektrifizierten Swingsounds, die auch vor HipHop oder Balkanmusik nicht haltmachen, unsicher gemacht. Und so war es für den gut aufeinander eingespielten Kreativverbund an der Zeit, seine Songs auf CD zu bannen. "Death by Swing" heißt das im Eigenverlag erschienene und kürzlich mit einer großen Party gefeierte Debüt.

Rapper Gad Hinkis mit Band im Hintergrund Credit für Bilder: S&W Fuchs von: Benjamin Pritzkuleit
Rapper Gad HinkisBild: Benjamin Pritzkuleit

Musikalische Cartoons

Nicht nur der altertümlich klingende Bandname und die Titel der Songs, auch die Musik an sich offenbart den Spaß, den die Musiker an Comics und Cartoons haben. Zu Beginn und zum Ausklang von "Death by Swing" wird ein comicähnlicher Werbespot kredenzt. Die neun Tracks dazwischen warten ebenfalls mit allerlei Gags und Klangüberraschungen auf. Mit viel schwarzhumorigem Slapstick gespickt sind auch die Konzerte der Dirty Honkers. Handgemachte und elektrifizierte, mit Balkanflair oder Calypso versetzte Swing-Sounds und treibende Jazzsoli provozieren schweißtreibende Schwofnächte - und das längst nicht mehr nur in den kleinen Clubs und Kneipen ihrer Berliner Kieze. Auch in Paris, London oder New York findet das umtriebige Trio mittlerweile sein tanzwütiges Publikum.

Andrea und Florent landeten vor vier Jahren in Berlin, spielen auch bei "Les Haferflocken Swingers" mit, einer wahren Swing-Institution. Aus der Sicht der beiden hat diese Band um die Jahrtausendwende die heute florierende Neo-Swing-Szene in der Hauptstadt angezettelt. Und auch der in Israel vor allem als HipHop-DJ aktive Gad Hinkis wollte seit längerem "was mit Swing machen". Nach einigem Hin und Her zog es ihn 2009 vollends an die Spree, wo er durch Musikerfreunde auch seine beiden seelenverwandten Mitstreiter eher fand als suchte.

Dirty Honkers im Porträt Credit: Johanna Landscheidt
Swingendes TrioBild: Johanna Landscheidt

And the Swing goes on…

Der Swing war schon in seinen nunmehr 80 Jahre zurückliegenden Anfängen ein Bastard. Durch die Jahre wurde diese originär afro-amerikanische Tanzmusik immer wieder in andere Fahrwasser manövriert, verleibten sich etwa Rock- oder Punkmusiker Elemente aus Swing und Boogie Woogie in die eigenen Sounds ein. Die in den Neunzigern in Gang gekommene Neo- bzw. Elektro-Swing-Bewegung scheint stilistisch und geografisch grenzenlos, wie man an Bands wie den Dirty Honkers sehen und hören kann. Und dem Trio, wie überhaupt der gesamten, gut vernetzten Szene, wird womöglich so bald nicht die Luft ausgehen. Das verdankt sie der Verträglichkeit der Musik mit anderen Stilen und Sounds und nicht zuletzt den jungen partylaunigen Menschen gegenüber. Die Swingmusiker aller Länder und Zeiten eint der Wille, die Menschen zum Tanzen, genauer: zum Paartanz zu animieren. Nach Rock'n & Roll und Techno besinnt man sich aus Gad Hinkis Sicht auf dem Dancefloor wieder mehr auf menschliche "Verbindlichkeit". Die Leute begriffen allmählich, dass man nicht nur für sich allein sein könne.

Autorin: Katrin Wilke

Redaktion: Matthias Klaus