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Director's Statement von Jörg Seibold

11. August 2016

Die Frage, was uns antreibt, beschäftigt mich schon seit langer Zeit: Warum wir so handeln, wie wir handeln – Personen des öffentlichen Lebens, Menschen in meinem Umfeld und natürlich auch ich selbst…

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Bild: DW

Zum Beispiel: Warum ich Dinge konsumiere, die ich eigentlich gar nicht brauche. Warum ich allzu gerne die Folgen des manchmal gedankenlosen Konsums verdränge, die letztlich auf uns selbst und unsere Kinder zurück fallen werden. Warum ich manchmal auf andere schaue, mich mit ihnen vergleiche - und dann ganz neue Bedürfnisse an mir entdecke. Und schließlich auch, warum es denn offenbar so wichtig ist, „etwas darzustellen“, ob durch Besitz, Status, Anerkennung…

Zugegeben: die Frage nach der menschlichen Natur ist ein „großer Brocken“, mit dem sich vor mir schon zahlreiche Andere beschäftigt haben – und genauso zahlreich sind wohl die Antworten.

Aber in einer Zeit, in der aus meiner Sicht der menschliche Irrsinn dramatisch zunimmt, lohnt es sich vielleicht doch, nicht nur den globalen Aberwitz zu hinterfragen – Terror, religiösen Fanatismus, größenwahnsinnige Politiker, sinnlose Kriege, hirnlose Umweltzerstörung, Finanzkrisen und Raubtierkapitalismus, Flucht und Vertreibung, ja sogar die Zerstörung der eigenen Lebensgrundlagen durch Aufheizung des Heimatplaneten...

Viel einfacher ist es, bei sich selbst anzufangen - zum Beispiel mit der schlichten Frage: Was macht mich wirklich zufrieden, wann genau fühle ich mich im Einklang mit mir und meinen Mitmenschen? Und was wurde mir nur von außen eingeredet - dass ich es brauche, dass man es haben muss, dass es mich glücklich macht…?

Ich glaube, in vielen Lebenssituationen bemerken wir gar nicht, wie sehr wir 'konditioniert' sind. Wie wir manipuliert, triebgesteuert oder reflexhaft etwas tun, was uns scheinbar Sicherheit und Stabilität verschafft.

Mein Verdacht war seit langem, dass Vieles an Unzufriedenheit mit unserem stetigen Wollen zu tun haben könnte - mit der weit verbreiteten Haltung, zu kurz zu kommen, mit der Gier nach mehr. Schließlich entstand die Idee, mich im Rahmen eines Films auf die Suche nach Antworten zu machen.

Die Begegnung mit den Protagonisten, insbesondere mit Sheldon Solomon, hat mich beeindruckt und mir in vieler Hinsicht die Augen geöffnet – vor allem seine Beschäftigung mit den Erkenntnissen von Ernest Becker und die daraus resultierende 'Terror Management Theory'. Letztlich ergab aber erst das 'Eintauchen' in so unterschiedliche Lebenswelten wie die des Ex-Bankers Rudolf Elmer, des Unternehmers Philip Chiyangwa, der buddhistischen Lehrerin Jetsün Khandro Rinpoche oder etwa des Schamanen Angaangaq im grönländischen Eis ein Gesamtbild, das meine Ahnung bestätigte, wo 'das gute Leben' wirklich zu finden sei.

Keiner der Protagonisten soll bloßgestellt oder idealisiert werden – und kein Zuschauer soll am Ende auf irgendeine Art „bekehrt“ werden. Und so ist Khandro Rinpoches und Angaangaqs Botschaft einfach und herausfordernd zugleich: “Die Antworten sind in Jedem selbst zu finden – tief im Inneren.“

Ich kann nur sagen, dass ich froh bin, mich auf die Suche gemacht zu haben. Und um die Frage einer Kollegin zu beantworten, ob ich denn jetzt ein anderer Mensch geworden sei: Ja. Der Film hat mich verändert…