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Diplomatie von allen Seiten

21. Januar 2003

Nord- und südkoreanische Delegationen treffen sich für fünf Tage in Seoul und wollen über Wirtschaftsbeziehungen sprechen. Doch der Atomstreit des Nordens mit den USA stellt die Zusammenkunft unter keinen guten Stern.

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In Südkorea haben die USA Sympathisanten im Streit mit dem NordenBild: AP

Nach drei Monaten Krise sprechen sie wieder miteinander. Und der nordkoreanische Delegationsleiter Kim Ryong Song geht zudem optimistisch in die Gespräche mit dem Nachbarstaat. Am Dienstag (21. Januar 2003) ist eine Nordkorea-Delegation im südkoreanischen Seoul eingetroffen, um bis Freitag über den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen beider Länder zu sprechen. Doch der Atomstreit des Nordens mit den USA überschattet das Treffen.

Nordkorea will Einigkeit

Während Südkorea die Nuklearkrise zum Thema der Verhandlungen machen will, zeigte sich Nordkoreas Delegationsleiter nach der Ankunft nicht begeistert. Song schloss das zwar nicht aus, appellierte aber lieber an die koreanische Einigkeit gegenüber den USA: "Je stärker der Druck von außen und je schwieriger die Lage ist, desto mehr müssen wir zusammenarbeiten", sagte Song in Seoul. Der russische stellvertretende Außenminister Alexander Losjukow äußerte sich unterdessen zuversichtlich über die Aussichten der Beilegung des Streits zwischen den USA und Nordkorea. Losjukow hatte sich zuvor mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il getroffen.

Im Mittelpunkt der koreanischen Gespräche sollen jedoch wirtschaftliche Projekte stehen, wie der Bau einer grenzüberschreitenden Eisenbahnlinie und ein Industriepark im Norden für Unternehmen aus dem Süden. Mit dem innerkoreanischen Treffen auf Kabinettsebene wollen beide Seiten ihre Kontakte fortsetzen, die nach dem historischen Gipfeltreffen im Juni 2000 begannen.

Baut Pjöngjang die Bombe?

Die Krise um Nordkorea Nuklearprogramm spitzt sich weiter zu, seit das Regime in Pjöngjang seinen Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag erklärt hat und ankündigte, eigene Atomwaffen zu bauen. Seit die Atominspektoren der Vereinten Nationen (UNO) das Land verlassen mussten, weiß zudem niemand mehr, ob und wann Pjöngjang Atombomben baut – oder schon gebaut hat, wie die USA glauben.

Toshimitsu Shigemura glaubt jedoch nicht, dass Kim Jong Il Atomwaffen herstellen lassen kann. "Um dafür ausreichend Uran anreichern zu können, braucht er die gesamte Stromproduktion des Landes", sagt der Nordkorea-Experte von der Tokioter Takushoku-Universität im Gespräch mit der Deutschen Welle. Der nordkoreanische Machthaber, sagt Shigemura, führe nur mit Worten Krieg. Stattdessen ginge es Nordkorea darum, sich aus der Umklammerung durch Russland und China zu befreien. Dazu würden Beziehungen mit den USA helfen.

Die UNO kommt ins Spiel

Um eine friedliche Lösung des Atomstreits zu finden, traf am Dienstag, (21. Januar 2003) auch der US-Staatssekretär John Bolton zu Gesprächen in Seoul ein. Bolton hatte zuvor in Peking mit der chinesischen Führung verhandelt. Diese habe keine Einwände dagegen vorgebracht, den Atomstreit vor den Weltsicherheitsrat zu bringen, erklärte Bolton.

Russlands Abgesandter Losjukow verließ am gleichen Tag Pjöngjang und erklärte bei der Rückkehr von dreitägigen Gesprächen mit der nordkoreanischen Führung, die Vorschläge Moskaus zur Beilegung des Streits seien dort mit Interesse zur Kenntnis genommen worden. Aber der Dialog müsse in erster Linie zwischen den USA und Nordkorea stattfinden. Die Initiative Russlands sieht vor, dass Nordkorea sein Atomprogramm gemäß einem Abkommen mit den USA von 1994 stilllegt und dafür im Gegenzug Sicherheitsgarantien und Wirtschaftshilfen erhält. Auch der UNO-Generalsekretär Kofi Annan drängte Nordkorea bei der Eröffnung einer Konferenz zur Abrüstung in Genf erneut zur Achtung des Abkommens. (kap)