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Diplomatie für Anfänger

Patrick Tippelt, Bangkok9. Mai 2005

Bangkoks neuer Flughafen leidet noch vor seiner Eröffnung unter internationaler Korruption. Das bekommt weder Thailand noch einem Mann, der hoch hinaus will – bis zum Posten des UN-Generalsekretärs.

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Silbrig glitzernd erheben sich die zwei grazil ineinander verwobenen Terminals aus dem tropischen Umland. Das luftige Design des neuen Bangkoker Flughafens hat noch lange vor seiner Eröffnung – offiziell noch dieses Jahr, aber das glaubt kaum einer – Fans unter Architekten gefunden. Suvarnabhumi (Goldenes Land) ist einer der wenigen Flughäfen der Welt, die auch den Super-Jumbo von Airbus, A380, beherbegen werden können. Bangkoks veralteter Flughafen wird bald nur noch Asiens Billigst-Fluggesellschaften landen lassen. Thailand kann sich auf bis zu 45 Millionen Passagiere jährlich freuen.

Leicht zu übersehen sind dann schon mal Kleinigkeiten, die sich unter unglücklichen Umständen zu gewaltigen Skandalen ausweiten können. Wie zur Zeit in Thailand: Da hat der US-Riese General Electrics es doch gewagt, thailändische Beamten zu verpetzen. Eine von GE kürzlich aufgekaufte Firma hätte nur mittels kräftigen Bestechungen die deutsche Konkurrenz ausgestochen. Die Beamten hätten willig genommen, so GE, und Bangkoks neuer Flughafen bekam beinahe überteuerte Durchleuchtungssysteme verpasst. Die Beamten allerdings streiten ab, das Geld akzeptiert zu haben, Thailands Kabinett stellt sich hinter sie, und Premierminister Thaksin Shinawatra erwägt einen Boykott gegen General Electrics. Die Vereinigten Staaten runzeln die Stirn ob des Ungehorsams Thailands; immerhin sind George W. Bush und Thaksin bisher Busenfreunde gewesen, auch dank des Einsatzes von thailändischen Soldaten im Irak.

Danke Vaterland!

Solche Skandale sind in den Augen der Thais nichts, über dass man sich lange unterhalten müsste. Korruption ist Alltag in Thailand. Doch für einen Mann könnte dies das bittere Ende seiner Karrierepläne bedeuten. Surakiart Sathirathai, Ex-Außenminister und einer der Stellvertreter des Premiers, will hoch hinaus. Sein groβes Vorbild ist der Burmese U Thant, UN-Generalsekretär von 1961 bis 1971. Surakiart hofft auf den selben Posten. Wenn Kofi Annan nächstes Jahr abtritt, soll ein Asiate zum Nachfolger gekürt werden. Letzte Woche bekam Surakiart die offizielle Unterstützung der Veto-Macht China. Der Außeniminister des asiatischen Riesens, Li Zhaoxing, begründete die Unterstützung für den Thai damit, dass es schlieβlich keinen anderen Kandidaten in Asien gebe – was nicht stimmt: Südkorea ist interessiert, und Sri Lanka hat den UN-erfahrenen Jayantha Dhalapana.

Kein Parademitglied

Aber auch die ASEAN-Länder haben Surakiart als ihren Wunschkandidaten bestätigt. Nichtsdestotrotz sind dessen Chancen gering. Immerhin hat Thailand es wieder und wieder geschafft, sich bei UN-Diplomaten unbeliebt zu machen. Da war der Ausbruch Thaksins 2003, nahdem der UN-Kommissar für Menschenrechte Thailands Drogenkrieg, in dem die Regierung in drei Monaten 3000 Menschen tötete, kritisiert hatte; Thaksin reagierte trotzig – "Die UN ist nicht mein Vater" – und machte unbeirrt weiter. Auch lässt Thailand die UN nicht die Unruhen im Süden untersuchen. Dann ist da die innige Beziehung Bangkoks mit der Junta in Burma, die der UN – und auch den USA – bitter aufstöβt. Und: Auch bei aller Freundschaft zwischen Bush und Thaksin sieht das US-Außenamt Thailand derzeit als Handlanger Chinas. Der Skandal mit den teuren Bombendetektoren wird Surakiart nicht gerade helfen.

Schadensbekämpfung in Washington

Vor kurzem wurde dann bekannt, dass das thailländische Außenministerium mit der Idee spielte, Lobbyisten in Washington anzuwerben, die in den USA Surakiart als UN-Generalsekretär propagieren sollten. Die Lobby-Arbeit würde die Thais 40.000 Dollar monatlich kosten. Das Gerücht, dass Surakiart selbst hinter dem teuren Vorschlag steckt, hält sich wacker, selbst wenn er selbst es dementiert. Die Chancen des Mannes sinken. Aber die Hoffnung wird er nicht so schnell nicht aufgeben – dazu ist er viel zu selbstsicher. Schlieβlich steht sein groβer Bruder Thaksin noch hinter ihm. Und er weiss genau, dass jeder Thai stolz auf ihn wäre, bekäme er doch noch den UN-Posten. So stolz wie auf den neuen Flughafen. Was sind da schon die paar Skandale?