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Diktatorensohn kritisiert Erbfolge in Nordkorea

12. Oktober 2010

Der älteste Sohn des nordkoreanischen Machthabers, Kim Jong Nam, hat in einem Fernsehinterview öffentlich die Erbfolgeregelung innerhalb des Kim-Clans in Frage gestellt. Eine Ohrfeige für das Regime in Pjöngjang.

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Kim Jong Nam im Juni 2010 in Macau (Foto: AP)
Kim Jong Nam im Juni 2010 in MacauBild: AP

Eigentlich hätte Kim Jong Nam als ältester Sohn des Diktators an Nummer Eins gestanden, er wäre der logische Nachfolger auf dem Stuhl des nordkoreanischen Staatschefs gewesen. Aber: Der Erstgeborene ist schon lange in Ungnade gefallen, weil er im Ausland für peinliche Schlagzeilen gesorgt hatte. Im Jahr 2001 hatte Kim Jong Nam versucht, mit gefälschtem Pass nach Japan einzureisen - angeblich, um mit seiner Familie das Disneyland in Tokio zu besuchen. Und auch jetzt dürfte Vater Kim nicht gerade erfreut sein über das, was sein ältester Sohn im japanischen Fernsehen sagte.

Kein Interesse

Familienfoto 1981 - in der vorderen Reihe Kim Jong Il und sein ältester Sohn Kim Jong Nam (Foto: AP)
Familienfoto 1981 - in der vorderen Reihe Kim Jong Il und sein ältester Sohn Kim Jong NamBild: AP

An diesem Dienstag (12.10.2010) zeigte der Sender "TV Asahi" Ausschnitte aus einem Interview, das am Samstag in Peking aufgezeichnet worden sein soll. Darin lässt sich Kim Jong Nam über die Erbdynastie in seinem Heimatland aus und kritisiert die offenbar mittelfristig anstehende Machtübergabe an den jüngsten Diktatoren-Sohn Kim Jong Un. Er persönlich sei gegen eine Erbfolge an der Staatsspitze in der dritten Generation.

"Aber ich denke, es gibt einen internen Grund dafür. Wenn das so ist, müssen wir das wohl befolgen." Darüber hinaus betonte Kim Jong Nam, er selbst habe keinerlei Interesse an diesem Amt, und zwischen seinem Halbbruder und ihm - die beiden jungen Männer sollen verschiedene Mütter haben - habe es keinen internen Machtkampf gegeben. "Ich werde meinen Bruder aus dem Ausland unterstützen, wann immer er mich braucht."

Ungünstiger Zeitpunkt

Die öffentliche Kritik an der Erb-Dynastie der Kims kommt zu einem für das Pjöngjanger Regime sehr sensiblen Zeitpunkt: nur wenige Wochen nachdem Kim Jong Il seinen jüngsten Sohn zum Nachfolger auserkoren hatte. Ende September hatte er ihn beim ersten Parteikongress in dem international weitgehend isolierten Land zum Vier-Sterne-General ernannt und in die Parteiführung der regierenden kommunistischen Arbeiterpartei aufgenommen.

Kim Jong Un bei der Militärparade in Pjöngjang am 10. Oktober (Foto: AP)
Kim Jong Un bei der Militärparade in Pjöngjang am 10. OktoberBild: AP

Am Sonntag wurde der "Thronfolger" bei einer pompösen Militärparade anlässlich des 65. Gründungstags der Partei ins Rampenlicht gerückt und dabei auch erstmals öffentlich der nordkoreanischen Bevölkerung präsentiert. Das nordkoreanische Staatsfernsehen übertrug live. All das werten Beobachter als untrügliches Zeichen dafür, dass Kim Jong Un langsam aber sicher in Stellung gebracht wird, um eines Tages die Nachfolge seines durch Krankheit geschwächten Vaters anzutreten. Der 68-jährige Diktator soll im Jahr 2008 einen Schlaganfall erlitten haben und gilt seitdem als gesundheitlich angeschlagen.

Autorin: Esther Broders (rtr, dapd, afp)
Redaktion: Thomas Kohlmann