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Digitale Herausforderungen

Rolf Wenkel10. Dezember 2003

In Deutschland sollen bis zum Jahr 2005 alle Bürger Online-Zugang zu sämtlichen Institutionen des Bundes erhalten. Damit sollen unter anderem die wirtschaftlichen Vorteile des Internets besser genutzt werden.

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Ziel: Jeder soll einen Zugang habenBild: Bilderbox

Das Jahr 2003 ist eine Wendemarke: erstmals überwiegt in Deutschland die Zahl der Onliner diejenige der Offliner. Das heißt, etwas mehr als die Hälfte aller Bundesbürger verfügt über einen Zugang zum Internet. Doch was besagt das schon, wenn man genauer hinschaut: Nicht einmal die Hälfte der klein- und mittelständischen Unternehmen in Deutschland nutzt das Internet, und nicht einmal jedes Zehnte setzt das Internet auch da ein, wo es echte ökonomische Vorteile bringt: in der gesamten Wertschöpfungskette vom Einkauf bis zum Vertrieb.

Dank der Initiative "Schulen ans Netz" ist es gelungen, allen Schulen einen Internetzugang einzurichten - doch was besagt das schon, wenn man bedenkt, dass fast zwei Drittel aller deutschen Lehrer noch nie einen Computerkurs besucht haben und gerade mal 29 Prozent der deutschen Lehrer den PC auch tatsächlich im Unterricht einsetzen.

Bis 2005 vollständig Online

Bis zum Jahr 2005 will der Bund vollständig Online sein. Nicht die Bürger sollen laufen, sondern die Daten, hat der Kanzler versprochen. Doch was besagt das schon, wenn man weiß, dass Deutschland föderal aufgebaut ist und Bundesländer, Städte und Gemeinden eine IT-Landschaft aufgebaut haben, die einem Flickenteppich gleicht: Keiner versteht den Nachbarn, jedes mal wird das Rad neu erfunden.

Diese drei Beispiele zeigen: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klaffen noch einige Lücken. Die Bundesregierung hat deshalb Anfang Dezember ein "Aktionsprogramm Informationsgesellschaft Deutschland 2006" auf den Weg gebracht, um die Informations- und Kommunikationstechnologie noch schneller zu verbreiten.

"Die erste Marke ist: Wir wollen die Internetnutzung auf 75 Prozent steigern, wir liegen jetzt knapp über 50 Prozent“, sagt Martin Cronenberg vom Bundesarbeitsministerium. Die ökonomischen Vorteile des Internets könnten nur genutzt werden, wenn die Vernetzung auch den Mittelstand stärker erfasse. “Wir haben jetzt nur rund zehn Prozent der KMU's, die in der Tat in der ganzen Wertschöpfungskette vom Einkauf bis zum Vertrieb im vollen Umfang das Internet nutzen, wir wollen diesen Prozentsatz bis zum Jahre 2008 auf 40 Prozent steigern."

Wandel beschleunigen

Eine wichtige Rolle in diesem Aktionsprogramm soll die so genannte Initiative D 21 spielen. Das ist ein gemeinnütziger, branchen- und parteienübergreifender Verein von 300 Unternehmen und öffentlichen Institutionen, der das Ziel hat, Deutschlands Wandel zur Informationsgesellschaft zu beschleunigen und die Chancen zu nutzen, die der Einsatz von Informationstechnologie für Wachstum und Beschäftigung bietet.

Der Kanzler selbst hat den Vorsitz im Beirat des Vereins übernommen und wichtige Zielmarken gesetzt. So sollen durch den Einsatz von Informationstechnologie im Gesundheitswesen - die elektronische Gesundheitskarte - bis 2006 jene 20 bis 40 Prozent an Kosten eingespart werden, die durch mehrfache Datenerfassung und unzureichende Informationsverarbeitung und Kommunikation entstehen.

Mehr Beschäftige in Informationswirtschaft

Allein im Jahr 2000 wuchs die Zahl der Beschäftigten in der Informationswirtschaft um zehn Prozent, das entspricht über 100.000 Arbeitsplätzen. Zwar hat die Konjunkturschwäche der vergangenen zwei Jahre viele Arbeitsplätze gekostet, aber noch immer sind eine dreiviertel Million Menschen in der Informations- und Kommunikationsbranche beschäftigt.

Im Dezember hat die Bundesanstalt für Arbeit im Internet den "Virtuellen Arbeitsmarkt" gestartet, den sie vollmundig als "Europas größte Job- und Ausbildungsstellenbörse" bezeichnet. Untersuchungen haben ergeben, dass 80 Prozent der Onliner das Internet schon einmal zur Jobsuche genutzt haben und fast 20 Prozent von ihnen dabei erfolgreich waren.