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Diesel-Verkäufe brechen ein

5. September 2017

Aus Angst vor staatlichen Sanktionen schrecken vermehrt Kunden vor dem Kauf eines Diesel-Autos zurück. Nach einem kräftigen Verkaufsrückgang in Deutschland meldet noch ein wichtiger Absatzmarkt ein zweistelliges Minus.

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Automarkt Großbritannien Brexit Studie Export
Bild: picture alliance/dpa/A. Rain

Je mehr über staatliche Zwangsmaßnahmen wie Fahrverbote für Dieselautos diskutiert wird, desto mehr entwickeln sich Autos mit der Selbstzündertechnik zu Ladenhütern. Um mehr als ein Fünftel sind die Zulassungszahlen von Dieselfahrzeugen im August in Großbritannien eingebrochen, wie der Verband der britischen Kraftfahrzeughersteller und -händler am Dienstag mitteilte. Dagegen legten die Verkäufe von Pkw mit Benzinmotor um 3,8 Prozent zu. Unter dem Strich ging der Verkauf von Neuwagen in Großbritannien damit um 6,4 Prozent auf rund 76.400 Fahrzeuge zurück. Das ist bereits der fünfte Rückgang in Folge und damit die längste Serie mit fallenden Umsätzen seit 2011.

Der Einbruch von Dieselautos in Großbritannien fiel noch stärker aus als in Deutschland. Dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zufolge gingen in Deutschland die Neuzulassungen von Pkw mit Dieselmotor im August um 14 Prozent zurück. Damit lag der Dieselanteil im vergangenen Monat den Analysten von Evercore ISI zufolge hierzulande nur noch bei 37,7 Prozent nach mehr als 45 Prozent im Jahr zuvor. Bei den Briten liegt der Diesel-Anteil knapp unter 40 Prozent.

Damit haben die deutschen und britischen Autokäufer laut den Experten besonders stark auf negative Berichte über Dieselfahrzeuge sowie angebotene Abwrackprämien reagiert. In Deutschland verunsicherten vor allem diskutierte Fahrverbote für Diesel-Autos mit hohem Stickoxid-Ausstoß in Innenstädten die Käufer.

"Fahrverbote wahrscheinlich"

Vernichtendes Urteil in aktueller Studie für Euro 6-Diesel

Zur Verunsicherung der Verbraucher dürfte auch die aktuelle Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) beitragen: Neun von zehn modernen Diesel-Modellen halten danach nur im Labor die gesetzlichen Schadstoff-Grenzwerte ein und blasen dann im normalen Straßenverkehr viel zu viel Dreck in die Luft. Dies geht aus einer Messdaten-Auswertung der Umweltorganisation hervor, die den Abgasskandal 2015 mit ins Rollen brachte. Im Schnitt stießen Diesel mit Abgasnorm Euro 6 demnach 4,5 Mal mehr gesundheitsschädliches Stickoxid aus als vorgegeben.

Illegal ist das nicht. Erst seit dem 1. September ist in der EU für Neuzulassungen die Abgasnorm auch für den Ausstoß auf der Straße maßgeblich. Und auch jetzt dürfen die Stickoxid-Werte zunächst weiter über den Grenzwerten liegen. Doch gelten die teils drastischen Überschreitungen im Alltag als Grund dafür, dass die Luft in vielen Städten trotz immer strengerer Grenzwerte schmutziger ist, als die EU erlaubt. Gerichte könnten deswegen die Politik zu Fahrverboten zwingen. ICCT-Deutschlandchef Peter Mock hat seine Zweifel, wenn es um ein bloßes Software-Update schmutziger Diesel geht: "Die wirkliche Lösung , um Fahrzeuge sauber zu machen, die jetzt schon auf dem Markt oder auf der Straße sind, wären tatsächlich technische Nachrüstungen. Die sind aber sehr aufwendig und sehr teuer." Wenn es ganz blöd laufe, so Mock im Gespräch mit der DW, "dann bleibt den Städten gar nichts anderes übrig als an einigen Stellen, zu einigen Zeiten Fahrverbote zu erlassen." Sonst könnten die betroffenen Kommunen ihre Grenzwerte nicht einhalten.

tko/qu (rtr, dpa)