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Smarte Energie für Afrika

Manuela Kasper-Claridge, z.Zt. Kigali13. Mai 2016

Eines der Topthemen auf dem Weltwirtschaftsforum für Afrika in Kigali ist die Energieversorgung des Kontinents, denn die ist immer noch mangelhaft. Aus Kigali berichtet Manuela Kasper-Claridge.

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Bildergalerie Solarenergie - Elfenbeinküste
Bild: AFP/Getty Images/S. Kambou

Die Sonne scheint über dem Tagungsort. Doch Solarpanels sucht man vergeblich. Stattdessen stehen in jedem Raum mobile Klimaanlagen, betrieben von Dieselgeneratoren. Für die Teilnehmer ist das angesichts der Hitze draußen angenehm. In Ruanda aber ist Energie knapp und die Stabilität des Stromnetzes nicht durchgehend gewährleistet. Deshalb musste das Weltwirtschaftsforum für die drei Konferenztage in Kigali auch Dieselgeneratoren einsetzen. Allerdings, so betonen die Veranstalter, liefen diese so wenig wie möglich.

Power Cut

Beim Besuch in einer Kaffeerösterei in Kigali fällt der Strom aus. "Power cut", sagt der Manager mit einem Achselzucken. Innerhalb weniger Sekunden springen auch hier die Generatoren an. Dabei ist die Energieversorgung Ruandas vergleichsweise gut, in anderen afrikanischen Ländern gibt es viel häufiger Ausfälle. Rund die Hälfte der Afrikaner haben keinen Zugang zu Elektrizität, berichten Experten auf dem Weltwirtschaftsforum.

"Elektrizität ist wie das Blut in unserem Körper. Das zeigt, wie wichtig Energie für Afrika ist",sagt der Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB), Akinwumi Adesina, mit Inbrunst.

Ruanda Kigali World Economic Forum 2016
Energie emotional: Die DW-Debatte auf dem Weltwirtschaftsforum in KigaliBild: World Economic Forum/Benedikt von Loebell

Emotionale Energie

Dass das Thema Energie für Afrika hoch emotional ist, zeigte auch die von der DW auf dem Weltwirtschaftsforum Kigali veranstaltete Debatte. Moderiert von DW-Afrika- Korrespondentin Edith Kimani ging es um den "Weg zu einer neuen Energiezukunft für Afrika", so das Thema des Forums.

"Es ist nicht akzeptabel, dass es heutzutage noch mehr als 600 Millionen Menschen in Afrika gibt, die keinen Zugang zu Strom haben. Das bedeutet, zwei von drei Menschen besitzen keine elektrischen Geräte. Im Fall von Nigeria fördert das Land Öl, muss aber Energie importieren", sagt Erastus Mwencha, Vizechef der Afrikanischen Union (AU), gleich zu Beginn der Debatte.

Öl und Sonne

Jubril Adewale Tinubu, CEO von Oando, einem der größten unabhängigen nigerianischen Energieproduzenten, machte klar, dass es nicht an mangelnden Ressourcen läge. Nigeria hätte noch für 100 Jahre Öl, für 600 Jahre Gas und für 400 Jahre Kohle. Dennoch sei der schnell Ausbau erneuerbarer Energien dringend nötig.

"Wir haben keine Wahl. Wir müssen konventionelle Energiequellen nehmen und ihnen erneuerbare hinzufügen. Und wir brauchen eine Politik, die erneuerbare Energien fördert und die Defizite von anderen Energiequellen wie Kohle, Gas oder Öl ausgleicht",sagt Tinubu.

Elektrizität Afrika
Alte Energie: Ein Stromkraftwerk von Shell in NigeriaBild: Getty Images/AFP/F. Plaucheur

Südafrika setzt auf Sonnenenergie

Doch der Ausbau erneuerbarer Energien muss schnell gehen. Südafrika hat innerhalb von nur dreieinhalb Jahren 2,5 Gigawatt erneuerbare Energien ans Netz gebracht. Ein Positivbeispiel - und es müssen nicht immer Großprojekte wie riesige Solarfelder sein. Moderne Technologien machen auch kleinere lokale Netze möglich, die sich zum Beispiel von der Sonne speisen und einige hundert Haushalte mit Energie versorgen.

"Die Zukunft von intelligenter Energie ist rosig. Es gibt großes Potential für intelligente Energie auf dem afrikanischen Kontinent. Wenn man die Wachstumsraten in Afrika bedenkt und die Tatsache, dass ein großer Teil der Bevölkerung in den kommenden 20 Jahren in die großen Städte ziehen wird, dann bietet das Chancen sowohl für netzgebundene, als auch für netzunabhängige Technologien", sagt Jasandra Nyker, CEO von BioTherm Energy.

Das südafrikanische Unternehmen ist auf erneuerbare Energien spezialisiert. Der Markt wächst und die Preise fallen. Der Wettbewerb hat zugenommen. Solarstrom ist heute rund 80 Prozent günstiger als noch vor wenigen Jahren. Das ist eine gute Nachricht für die Verbraucher. Aber Unternehmen investieren nur, wenn es sich auch rechnet, so Erastus Mwencha.

Kleine Lösungen sind gefragt

"Wir haben viele Technologien auf der Heimanlagen-Ebene, jetzt müssen wir sie skalieren. Bedenken Sie, dass Regierungen etwa 1000 Dollar investieren müssen, um einen ländlichen Haushalt ans Stromnetz anzuschließen und dass es mehrere Jahre dauern wird, um das Netz auszubauen. Auf der anderen Seite liegt der Preis bei fünf oder zehn Meilen großen Systemen eher bei 150 Dollar. Das kann ein Haushalt über einen Zeitraum von ein oder zwei Jahren selbst finanzieren. Damit verändern sich die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür, die Armen der Welt zu erreichen völlig", sagt Jaqueline Novogratz, CEO von Acumen, einer NGO, die sich für den Ausbau der Energieversorgung in Afrika engagiert.

Mehr Energie für Afrika bedeutet auch mehr Wohlstand für die Menschen, deshalb gelte es keine Zeit zu verschwenden, so die einhellige Meinung auf dem Weltwirtschaftsforum in Kigali.