1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Diese Gruppe steht hinter mehreren politischen Attentaten und Auftragsmorden"

22. Mai 2003

- Serbiens neuer Premier Zoran Zivkovic zu den Ermittlungen gegen den Zemun-Clan

https://p.dw.com/p/3R2b

Belgrad, 27.3.2003, GLAS JAVNOSTI, serb.

Der serbische Ministerpräsident, Zoran Zivkovic, hat gestern auf einer Pressekonferenz erklärt, der Zemun-Clan habe monatlich in Serbien 100 Kilogramm Heroin, Kokain und Extasy in zweistelligem Millionen-Dollar-Wert vertrieben. Die Polizei verfüge über eine Liste mit sämtlichen Drogenhändlern, die mit dem Zemun-Clan in Verbindung standen. Die meisten Dealer seien verhaftet. Es seien ferner auch die Geschäftspartner von Milorad Lukovic und Dusan Spasojevic (den Anführern des Clans – MD) identifiziert, mit denen sie weltweiten Drogenhandel vereinbarten. "Der Drogenhandel und die übrigen kriminellen Aktivitäten sind der Grund, weswegen Premier Djindjic ermordet wurde. Bei den Ermittlungen ist festgestellt worden, dass diese Gruppe hinter mehreren politischen Attentaten, Auftragsmorden steht sowie gewaltsam gegen Bandenmitglieder vorgeht, die den Versuch unternehmen, der Kriminalität den Rücken zu kehren. Wir verfügen über ausreichend rechtskräftige Beweise für eine adäquate Strafe für die Anführer dieser kriminellen Gruppierung", so Zivkovic.

Zivkovic sagte ferner, "wir haben nicht erst darauf gewartet, dass Premier Djindjic ermordet wird, damit wir dann den Kampf gegen das Verbrechen aufnehmen. Einen Tag vor dem Attentat (11.3.) hatte der Sonder-Staatsanwalt die Vernehmung eines geschützten Zeugen beendet. Daher sind Lukovic und Spasojevic sowie die Mittäter nicht zufällig nur einige Stunden später für das Verbrechen vor dem Regierungsgebäude Serbiens (dort fand das Attentat auf Zoran Djindjic statt – MD) verdächtigt worden. Die Ausgangsbasis für diese kriminelle Gruppe war die Hoffung auf ein politisches Chaos, das nach dem Mord an Djindjic entstehen würde. Die Regierung hat sich indes als verantwortungsbewusst erwiesen, was auch die Voraussetzung für einen guten Start der Ermittlungen war. Ende der Woche, in der das Attentat verübt wurde, ermutigten sich die Verbrecher gegenseitig mit den Worten: ‚Halt noch 48 oder 72 Stunden aus!‘. Denn sie haben nicht erwartet, dass der Ministerrat gebildet und die Regierung gewählt würde. Danach fing die Gruppe an, auseinander zu fallen, was auch dazu führte, dass sich die meisten Mitglieder in Kürze hinter Gittern wiederfanden", so Zivkovic.

Ihm zufolge sind auch einige Angehörige der Polizei und des Sicherheits- und Informationsbüros wegen Verbindungen zum Zemun-Clan verhaftet worden. Einige von ihnen sind nach den Worten des Premiers direkt an der Arbeit der Gruppe und am Attentat beteiligt. Zivkovic schloss außerdem die Möglichkeit nicht aus, dass auch einige Politiker mit dem Zemun-Clan in Verbindung stehen. Allerdings lägen noch keine Beweise vor, auf der Grundlage der Sonder-Staatsanwalt ein Gerichtsverfahren einleiten könnte. Er klagte die politischen Kräfte an, die durch "ihr Nichtstun und durch ihre Verzögerungstaktik dazu beigetragen haben, dass das Gesetz über den Sonder-Staatsanwalt verspätet verabschiedet wurde"". "Wegen der Behinderung durch diejenigen, die sich halb in der Regierung halb in der Opposition befinden, haben wir sechs Monate verloren, bevor das Gesetz verabschiedet wurde. Das war Zeitvergeudung; und in dieser Zeit sind die Voraussetzungen für den Mord an Djindjic und an vielen anderen geschaffen worden", sagte Zivkovic und rief alle politischen Parteien dazu auf, den Kampf gegen die organisierte Kriminalität zu unterstützen. (md)