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Diebe schänden das frühere KZ Auschwitz

18. Dezember 2009

Der berüchtigte Schriftzug "Arbeit macht frei" über dem Eingangstor des früheren NS-Konzentrationslagers Auschwitz ist gestohlen worden. Der Diebstahl löste in Polen, Deutschland und Israel Empörung aus.

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Eingang des früheren KZs Auschwitz nach dem Diebstahl der Inschrift "Arbeit macht frei" (Foto: AP)
Eingang des früheren KZ Auschwitz nach dem Diebstahl der Inschrift "Arbeit macht frei"Bild: AP

Unbekannte hätten den aus Eisen geformten Schriftzug am Freitagmorgen (18.12.2009) entwendet, teilte der Sprecher der Gedenkstätte Auschwitz, Jaroslaw Mensfelt, mit. Das Schild sei vorläufig durch eine Kopie ersetzt worden. "Dies ist nicht einfach ein Diebstahl, sondern eine schreckliche Entweihung eines Ortes, an dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurden", sagte Mensfelt.

Großfahndung der Polizei

Bei dem rund 40 Kilogramm schweren Schriftzug, der rund fünf Meter hoch hing, wurden nach Angaben der polnischen Polizei an der einen Seite die Schrauben gelöst, an der anderen Seite wurde er abgerissen. Eine intensive Fahndung sei eingeleitet worden, allein rund 50 Beamte seien deswegen rund um Auschwitz im Einsatz, teilte ein Sprecher mit. Hinweise auf die Täter und ihr Motiv gibt es offensichtlich noch nicht.

Auschwitz bildete mit dem benachbarten Vernichtungslager Birkenau im von der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg besetzten Polen die größte Mordstätte der Nationalsozialisten im Völkermord an den Juden. Nach Schätzungern von Historikern kamen dort 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen zu Tode. Sie wurden in Gaskammern ermordet, starben an Krankheiten und Seuchen, erfroren, verhungerten oder fielen Menschenversuchen zum Opfer.

Von Sowjetsoldaten aus dem KZ Auschwitz befreite Kinder (Foto: AP)
Von Sowjetsoldaten aus dem KZ Auschwitz befreite KinderBild: dpa

Mit der Parole "Arbeit macht frei" über dem Eingangstor wollten die Nazis ihre Opfer über den wahren Charakter des Mordlagers täuschen und sie zugleich verhöhnen. Am 27. Januar 1949 wurde Auschwitz von der Sowjet-Armee befreit. Nur einige tausend Häftlinge überlebten. In Deutschland und vielen anderen Ländern wird am 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

Teil des UNESCO-Welterbes

Heute ist das gesamte Lagergelände eine Gedenkstätte und ein Museum, das jedes Jahr von hunderttausenden Besuchern besichtigt wird. Zum ehemaligen KZ gehören 155 Gebäude, darunter die Gaskammern, 300 Ruinen und Hunderttausende persönliche Gegenstände der Opfer. Die Lagergedenkstätte ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

"Schändliche Tat"

Die Schändung des ehemaligen Konzentrationslagers ist in Polen, Deutschland und Israel auf Abscheu und Empörung gestoßen. Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski sagte nach einem Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen Guido Westerwelle in Berlin: "Es ist etwas Kriminelles, was passiert ist. Wir hoffen sehr, dass die Täter unverzüglich festgenommen werden." Westerwelle fügte hinzu: "Das ist eine schändliche Tat, die verfolgt werden muss."

Wachturm im Lager Auschwitz (Foto: picture alliance)
Die Schändung des Lagers stieß auf Abscheu und EmpörungBild: picture-alliance/akg

Der polnische Präsident Lech Kaczynski erklärte in Polen, er sei geschockt und wütend. Er forderte alle Polen auf, bei der Suche nach dem gestohlenen Schriftzug zu helfen. Der israelische Vize-Regierungschef Silvan Schalom sagte, die "scheußliche Tat" laufe auf eine "Entweihung" hinaus. Der Direktor der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem, Avner Schalev, meinte in Jerusalem: "Diese Tat ist eine wirkliche Kriegserklärung."

Autor: Michael Wehling (dpa/rtr/afp/apd)

Redaktion: Martin Schrader