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WM beginnt neu

23. Juni 2010

Die deutsche Mannschaft hat die Vorrunde überstanden, muss sich aber noch deutlich steigern, will sie um den Titel mitspielen, meint Deutsche Welle-Sportredakteur Stefan Nestler.

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Deutschland steht im Achtelfinale der Weltmeisterschaft in Südafrika, als Gruppensieger – ein Grund zur Freude, aber nicht zur Euphorie. Denn nach der Niederlage gegen Serbien führte auch das letzte Vorrundenspiel gegen Ghana vor Augen, wo die Schwächen der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw liegen: vor allem in der Abwehr. Mehr als einmal hatte Innenverteidiger Per Mertesacker das Nachsehen gegen die flinken Stürmer Ghanas. Gut, dass Torwart Manuel Neuer trotz kleiner Unsicherheiten in den wirklich heiklen Situationen Ruhe und Übersicht behielt. Neuer deutete an, dass er auch in der bevorstehenden K.o.-Runde zum großen Rückhalt werden kann.

Zu langsam gespielt

Porträt Stefan Nestler Foto: DW/Per Henriksen
Stefan NestlerBild: DW

Zu denken gibt, dass der Druck, gewinnen zu müssen, die deutsche Mannschaft über weite Strecken der Partie lähmte. Sie versäumte es, schnell von Abwehr auf Angriff umzuschalten und damit die Ordnung der Ghanaer durcheinander zu bringen. Bastian Schweinsteiger erfüllte seine Aufgabe im defensiven Mittelfeld sehr ordentlich. Der Mann an seiner Seite, Sami Khedira, und auch der offensiver aufgestellte Lukas Podolski fielen jedoch vor allem durch ihre ungestümen Vorstöße auf, die fast immer mit Ballverlusten endeten. Sie müssen sich unbedingt steigern.

Schlüsselspieler Özil

Auch die Kreativabteilung des deutschen Spiels ließ bis zum Führungstreffer nur gelegentlich ihre Klasse aufblitzen: Das galt nicht nur für Thomas Müller, sondern auch für Mesut Özil, der immer mehr zum Schlüsselspieler des Teams wird. Vor allem von seinen Ideen lebt das deutsche Offensivspiel. Spielt Özil schwach, bleibt der Angriff stumpf. Nicht zufällig hatte der 22-Jährige die beste und eigentlich einzige klare Tormöglichkeit in der ersten Halbzeit, die er allerdings leichtfertig vergab. Nicht zufällig erzielte Özil den entscheidenden Treffer des Spiels. Im Sturmzentrum mühte sich Cacau als einziger echter Angreifer, blieb aber wenig torgefährlich. Vielleicht sollte Joachim Löw im Achtelfinale gegen England den Mut haben, mit zwei Spitzen zu stürmen.

Auf Stärken besinnen

Das Team aus dem Mutterland des Fußballs hat mit Mühe und Not die Vorrunde überstanden. Doch gegen den alten Rivalen Deutschland werden die englischen Profis hoch motiviert zur Sache gehen. Gefordert ist ein konzentrierter und mutiger Auftritt der jungen deutschen Mannschaft, die durchaus das Potential hat, in diesem Turnier sehr weit zu kommen. Sie muss sich auf ihre Stärken besinnen. Schwächen werden bestraft, womöglich mit der Heimreise. Die WM beginnt jetzt von Neuem.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Arnulf Boettcher