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Fußball-Experte Günter Netzer in DW-Interview

7. Februar 2011

Die Entwicklung des Herren-DFB-Teams ist noch nicht abgeschlossen. Die Frauen-WM wird ein großer Erfolg. Und Borussia Dortmund kann nur noch ein eklatanter Einbruch stoppen. Das meint Günter Netzer im DW-Interview.

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Günter Netzer (Foto: dpa )
Günter NetzerBild: picture alliance / dpa

Günter Netzer ist eine Fußball-Legende. Seine größten Erfolge: 1972 gewann er mit der deutschen Nationalmannschaft die Europameisterschaft und 1974 im eigenen Land die Weltmeisterschaft. Und nicht nur bei Borussia Mönchengladbach und Real Madrid ist er als Spielmacher noch heute in glänzender Erinnerung. Als ARD-Fußball-Experte sorgte er zudem über viele Jahre für fachkundige Unterhaltung. Im Gespräch mit Arnulf Boettcher äußerte sich Günter Netzer jetzt zu den Höhepunkten des aktuellen Fußball-Jahres.

DW-WORLD.DE: Günter Netzer, das Fußball-Jahr steht bei den Herren ganz im Zeichen der Qualifikation für die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Die deutsche Mannschaft war bisher sehr erfolgreich. Geht der Weg so weiter?

Günter Netzer: Ja, ich denke schon, dass wir uns so gut wie qualifiziert haben.

Es gibt aber noch schwere Spiele in der Türkei und zweimal gegen Österreich?

Trotzdem, die Voraussetzungen sind geschaffen. Die Österreicher suchen ihren Weg auch noch. Natürlich ist das immer eine besondere Rivalität. Aber schauen Sie sich unsere Mannschaft an, die sich stetig weiterentwickelt, die so viele junge Talente auch hat, die fast zu Weltklassespielern geworden sind. Das ist schon eine sehr, sehr tolle Entwicklung. Und warum soll die urplötzlich vorbei sein? Das erwarte ich nicht.

"Dortmund hat keine Angst vor der Meisterschaft"

Borussia Dortmund hat auch eine sehr junge Mannschaft. Die sind klarer Tabellenführer der Bundesliga. Ich nehme an, an den Dortmundern führt in der Meisterschaft kein Weg vorbei?

Jubel der Spieler von Borussia Dortmunder. (Foto: dpa)
Dortmunds Höhenflug ist wohl kaum noch zu stoppenBild: picture alliance/dpa

Jeder, der halbwegs denken kann, muß so etwas sagen. Es gibt aber keine Garantie für so etwas. Das werden sich die Dortmunder und vor allem Trainer Jürgen Klopp Tag für Tag in Erinnerung rufen, wenn es notwendig ist. Aber diese Mannschaft macht mir einen sehr gefestigten Eindruck. Die müssen nicht jeden Tag daran erinnert werden, dass es noch nicht geschafft ist. Die sind mit Begeisterung dabei und glauben selbstverständlich an ihre Chance. Aber sie haben auch keine Angst davor, Meister zu werden. Das ist entscheidend. Man muß sehen, ob das im letzten Drittel der Rückrunde immer noch so ist und wie viele Punkte sie jetzt irgendwo liegenlassen. Der Weg geht nur über Borussia Dortmund. Da verrate ich nichts Neues.

Und wenn eine Mannschaft die Dortmunder noch abfangen kann, welche wäre das?

Leverkusen ist näher dran als die Bayern. Trotzdem habe ich irgendwie die Bayern immer noch im Kopf, die dann allerdings nur mit einer grandiosen Rückrunde das Unmögliche möglich machen könnten. Aber wie gesagt, das geht nur über einen eklatanten Einbruch der Dortmunder. Das geht nicht mehr über eine große Leistung der Bayern.

"Eine Frauen-WM in Deutschland ist etwas Außergewöhliches"

Zur Frauen-Weltmeisterschaft, dem großen Höhepunkt in Deutschland in diesem Jahr. Wie sehen Sie dieses Ereignis?

Das wird ein Riesenerfolg werden. Das sage ich aber schon seit einiger Zeit. Eine Weltmeisterschaft auch der Frauen in Deutschland ist etwas Außergewöhnliches. Die Leute werden sich an 2006 erinnern, obwohl so etwas nicht legitim ist. So etwas macht uns keiner mehr nach. Auch andere Nationen werden uns diese WM nicht mehr nachmachen können. Das war einzigartig in Allem, was stattgefunden hat. Das kann man vom Frauenfußball auch nicht verlangen. Der hat einen anderen Stellenwert, hat sich aber doch in den letzten Jahren entwickelt. Es ist wirklich sehr interessant, ein Frauenfußball-Länderspiel der Deutschen zu sehen, weil die jetzt schon eine gewisse Qualität haben. Dazu kommt eine WM im eigenen Land. Die wird erstklassig besucht. Da können Sie sicher sein."

Günter Netzer lost in Frankfurt am Main die Gruppen für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland aus. (Foto: dpa)
Glücksfee Günter Netzer lost die Gruppen für die Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland ausBild: picture alliance / dpa

Was fehlt den Frauen noch zum perfekten Fußball?

Nun, ich bin kein derartiger Kenner des Frauenfußballs, dass ich da im Einzelnen darauf eingehen könnte. Nur gibt es einfach auch biologische Hindernisse. Sepp Herberger hat das gesagt: Der Körper der Frau ist für den Fußball denkbar ungeeignet. Sepp Herberger hat fast nur gute Sachen gesagt, aber da lag er falsch. Zumindest hat er den Frauen nicht zugetraut, dass sie eine Qualität entwickeln wie es jetzt der Fall ist. Aber es gibt natürlich noch immer Grenzen, die sie nicht erreichen werden im Vergleich mit den Männern. Und dieser Vergleich bietet sich eigentlich nicht an. Der ist nicht legitim."

Das Gespräch führte Arnulf Boettcher
Redaktion: Wolfgang van Kann