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Die Wiederentdeckung von SAP

Johannes Beck13. Januar 2002

13 Prozent Plus an einem Tag - das kommt bei den 30 Dax-Werten nicht oft vor. Ein derartiges Husarenstück gelang der Softwarefirma SAP aus dem nordbadischen Walldorf bei Heidelberg am Mittwoch (9. Januar 2002).

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Hauptsitz von SAP in WalldorfBild: AP

Die Euphorie lösten unerwartet gute Zahlen des Unternehmens aus. Der Software-Konzern konnte im vergangenen Jahr seinen Umsatz deutlich steigern, wozu vor allem hohe Software-Lizenzeinnahmen beitrugen. SAP geht von einem Umsatzwachstum von mehr als 16 Prozent und einer Marge beim Betriebsergebnis von ungefähr 20 Prozent aus. Die Börse war jedenfalls begeistert. Denn diese Zahlen sahen nicht nach dem befürchteten Einbruch auf Grund der weltweit lahmenden Konjunktur aus.

Mit dem satten Plus auf über 160 Euro konnte sich SAP deutlich vom 52-Wochen-Tief bei 100,49 Euro im September 2001 absetzen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 50 für das Jahr 2002 lässt die Aktie aber auch nicht mehr billig aussehen. Die US-Investmentbank Merrill Lynch sieht dennoch weiteres Kurspotential auf bis zu 185 Euro. Das Ergebnis sei außergewöhnlich gut gewesen und habe wohl selbst SAP überrascht, zeigten sich die Analysten optimistisch.

DAX nach unten gezogen

Euphorie bei SAP, Katerstimmung bei den anderen Technologie-Werten. Sie zogen den Dax im Wochenverlauf von über 5300 auf etwa 5200 Punkte nach unten. Vor allem der Bauelementhersteller Epcos verlor deutlich, nachdem sich die Perspektiven für die Mobilfunkhersteller - sie sind die Hauptkunden von Epcos - eintrübten.

Auch die Deutsche Telekom musste ansehen, wie der Kurs ihrer T-Aktie in den Keller ging. Mit etwa 18 Euro ist sie inzwischen weit von ihrem 53-Wochen-Hoch von über 38 Euro entfernt. Für die Investoren hat die einstmals gefeierte "Volksaktie" an Glanz verloren. Hohe Schulden drücken die Gewinne. Dazu erschrecken Medienspekulationen über eine ausbleibende Dividende so manchen treuen Aktionär des ehemaligen Telefon-Monopolisten.

Dennoch lassen sich manche Analysten nicht ihren Optimismus nehmen. Bei einigen Technologiewerten sei das Potenzial immer noch nicht ganz ausgeschöpft, schreiben die Börsen-Experten der Commerzbank. Allerdings rechnen auch sie mit einer weiter sehr hohen Volatilität, das heißt schwankenden Kursen. Hier sind also starke Nerven der Anleger gefragt.

Neuer Markt hält sich stabil

Stark schwankende Kurse gab es die ganze Woche am Neuen Markt, der sich von den Verlusten im Dax etwas abkoppeln und sein Niveau der Vorwoche verteidigen konnte. Der Nemax50 hat inzwischen eine Art Eigendynamik entwickelt und hält sich recht stabil über 1200 Punkten, weit entfernt von seinem Tief bei 645 Zählern im Herbst des vergangenen Jahres.

Die Anleihen konnten vom Minus der Standardaktien im Dax, den so genannten Blue Chips profitieren. Daran änderte auch der Ärger der Rentenmarkt-Händler über die deutsche Bundesregierung nichts. Sie hatte eine 30jährige Anleihe nicht wie erhofft um 7 Milliarden Euro, sondern nur um 5 Milliarden Euro aufgestockt. Dafür emittierten private Firmen große Unternehmensanleihen: BMW begab eine siebenjährige Anleihe im Volumen von 750 Millionen Euro, Infineon emittierte eine Wandelanleihe über eine Milliarde Euro und DaimlerChrysler begab Anleihen in Höhe von insgesamt rund drei Milliarden Dollar.

Allerdings schwanden gegen Wochenende die Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen durch die Europäischen Zentralbank. Damit verlieren die aktuellen Anleihen an Attraktivität, was den Auftrieb der Anleihekurse begrenzte.

Euro büßte Kursgewinne wieder ein

Nachdem der Euro in der ersten Januar-Woche angesichts des recht reibungslos verlaufenen Bargeldumtausches deutlich gegenüber dem US-Dollar anziehen konnte, büßte er einen Großteil seiner Kursgewinne wieder ein. Er pendelte die meisten Tage um einen Kurs von 89 US-Cent. Positiv wirkte sich die Ankündigung der Volksrepublik China aus, ihre Euro-Devisenreserven aufzustocken. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde dagegen von der Argentinien-Krise belastet, die vor allem spanische Unternehmen wie den Ölkonzern Repsol YPF oder den Telefonriesen Telefónica in Mitleidenschaft zieht.

Die weltweiten Devisenmärkte könnten durch die Peso-Abwertung in den nächsten Tagen durcheinander gewirbelt werden. Offiziell hat die Regierung Argentiniens den Peso um etwa 30 Prozent von 1,00 auf 1,40 Pesos pro US-Dollar abgewertet. Allerdings gilt dieser Kurs nur für "offizielle Geschäfte" wie Exporte und Importe. Für alle anderen Geschäfte wie Tourismus-Einnahmen wurde ein zweiter, freier Wechselkurs geschaffen. Auf diesem so genannten Parallel-Markt wird sich in den kommenden Tagen nach dem Ende der wegen der Krise verhängten Bankfeiertage zeigen, ob die Peso-Abwertung so kontrollierbar ist, wie das die argentinische Regierung gerne hätte.