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Die Welt vergreist

Rolf Wenkel1. Oktober 2002

Nach UNO-Prognosen werden bis 2050 weltweit doppelt so viele Menschen über 60 sein wie heute. Ein riesiges Problem für Industrie- und für Entwicklungsländer.

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Ältere Menschen werden künftig immer stärker unsere Gesellschaft bestimmenBild: Bilderbox

Noch steht Europa mit der höchsten Lebenserwartung an der Spitze der Altersstatistiken. In der Zeit von 1960 bis 1995 ist in der EU die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern um acht und bei Frauen um sieben Jahre gestiegen. War 1995 noch fast ein Fünftel der Bevölkerung über 60 Jahre, gehört bis zum Jahr 2020 voraussichtlich jeder Vierte zu dieser Gruppe.

Deutschland ist ein Spiegelbild dieser Entwicklung in den Industrieländern. Heute kommen etwa 40 Rentner auf 100 Erwerbsfähige, im Jahr 2050 werden es 80 sein. Dem Rentensystem, in dem die Erwerbstätigen die Renten der Ruheständler finanzieren, droht der Kollaps.

1. Oktober: Tag der alten Menschen

Doch auch die Entwicklungsländer stehen vor enormen Herausforderungen. Im Vergleich zu Westeuropa wächst der Anteil älterer Menschen in diesen Regionen viermal so schnell. Bis zum Jahr 2030 werden voraussichtlich drei Viertel aller älteren Menschen in Entwicklungsländern leben. UN-Generalsekretär Kofi Annan warnt : "Zwischen heute und 2050 wird die Zahl der älteren Menschen von etwa 600 Millionen auf fast zwei Milliarden ansteigen. In weniger als 50 Jahren wird es auf der Welt erstmals in der Geschichte mehr Menschen über 60 Jahren geben als unter 15."

Kofi Annan
UNO-Generalsekretär Kofi AnnanBild: UNO

Das Interesse der Vereinten Nationen an den Auswirkungen des gesellschaftlichen Alterns ist keineswegs neu. Schon vor 20 Jahren wurde in Wien ein Internationaler Aktionsplan zur Frage des Alterns verabschiedet, der so geannnten Weltaltenplan. Obwohl der Plan damals stark auf Industrienationen bezogen war, hat dieses Dokument bereits sehr früh auf Notwendigkeiten zum Handeln hingewiesen, allerdings ohne große Resonanz. Anfang der 90er Jahre unternahmen die Vereinten Nationen erneut den Versuch, den Weltaltenplan aufzugreifen. Damals beschloss die UN-Generalversammlung, den 1. Oktober zum Internationalen Tag der älteren Menschen zu machen. Die Mitgliedsländer wurden aufgefordert, ihre Bemühungen zur Umsetzung des Weltaltenplans fortzusetzen.

Doch auch die Verabschiedung seniorenpolitischer Grundsätze im Sinne allgemeiner Grundrechte älterer Menschen sowie die Ausrufung einer Dekade zur Umsetzung globaler altenpolitischer Ziele blieben ohne größere Wirkung. Erst das Internationale Jahr der Senioren 1999, das in Deutschland und vielen anderen Mitgliedstaaten aktiv aufgegriffen wurde, bezeichnen Beobachter als einen Wendepunkt. Seitdem wird das Thema "Alter" wirklich ernst genommen. Auf der zweiten Weltbevölkerungskonferenz in Madrid im Frühjahr 2002 wurde ein Aktionsplan verabschiedet, der sich mit den Herausforderungen des Alterns für Politik und Gesellschaft auseinandersetzt.

UNO-Aktionsplan

In diesem Aktionsplan werden politische Prioritäten zur Verbesserung der Lebenssituation älterer Menschen gesetzt, die im Prinzip jedoch für jede Generation gelten sollten. Etwa die Armutsbekämpfung, Teilhabe an der Gesellschaftspolitik, individuelle Selbstverwirklichung, Einhaltung von Menschenrechten und Gleichstellung von Männern und Frauen. Die Solidarität zwischen den Generationen, Beschäftigung, soziale Sicherung, Gesundheit und Wohlbefinden, aber auch das Zusammenspiel von Regierung und Zivilgesellschaft stehen im Vordergrund. UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte in Madrid vor allem eine stärkere Beteiligung älterer Menschen am Gesellschaftsprozess: "Indem wir ihre aktive Teilnahme an der Gesellschaft fördern, können wir sicher sein, daß ihre unschätzbaren Erfahrungen zum Einsatz kommen. Ältere Personen, die arbeiten können und wollen, sollten die Möglichkeit haben, das zu tun. Und alle Menschen sollten die Möglichkeit haben, ihr Leben lang weiter lernen zu können."