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Die Weihnachtsdrohne

Silke Wünsch11. Dezember 2013

Soso, bald sollen unsere Päckchen, die wir bei Amazon bestellen, von kleinen Fluggeräten zu uns nach Hause gebracht werden. So können deutsche Drohnen doch noch ihren Platz im Luftraum finden.

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Bild: amazon/picture-alliance/dpa

In der Weihnachtszeit sieht man ja schon mal merkwürdige Gestalten am Himmel herumfliegen; Männer mit Rauschebärten, die sich von Rentierschlitten durch die Lüfte ziehen lassen, an Bord haben sie Geschenke. Ich fliege auch zu Weihnachten, in die USA, mit einem Flugzeug, und auch ich nehme Geschenke mit. In den Harry Potter-Filmen, die an Weihnachten auf irgendeinem TV-Kanal zu sehen sein werden, fliegen Eulen durch die Gegend, mit Briefen und kleinen Päckchen im Schnabel. Sie sehen schon, in der Luft ist gerade richtig viel los, egal ob in der Phantasie oder im richtigen Leben.

Das neueste Flugobjekt, das in dieser besinnlichen Adventszeit durch unsere Lüfte geistert, entstammt ganz und gar nicht irgendeiner Phantasie eines durchgeknallten Technik-Nerds. Es ist Wirklichkeit – eine Drohne, ein kleiner (oder großer?) Quadrokopter, also ein Hubschrauber mit vier Rotoren, wie er schon bei Filmleuten und vielen ganz realen Hobbytüftlern in Gebrauch ist. Die schrauben kleine Action-Cams daran und filmen alles Mögliche von oben, vorzugsweise das Grillfest im Nachbarsgarten. Ein kleiner Spaß für das Spielkind im Manne.

Wenn es aber nach dem Willen von DHL, UPS und Amazon geht, wird aus dem Spaß bald eine ernsthafte Sache, dann werden in Zukunft nämlich ganz viele dieser lustigen Gesellen über unsere Köpfe hinweg fliegen. Und Briefe und Pakete transportieren. Wie elektronische Brieftauben. Und das verstärkt zur Weihnachtszeit. Einen Testlauf gab es bereits vor dem Postgebäude in Bonn.

Wobei sich die Frage stellt, wie viele verschiedene Größen es geben soll, denn eine Briefdrohne wird sicher kleiner sein als etwa eine Buchdrohne oder gar eine Teppichdrohne. Schon die kleinen machen allerlei Wind und Geräusche, sie klingen ein bisschen wie Staubsauger.

Nun können Sie sich vorstellen, wie sich das wohl anfühlen mag, wenn die vorweihnachtliche Adventsruhe permanent von dem lautstarken Summen hunderter Paket-Drohnen zerschnitten wird. Und ständig irgendwelche Schatten über Sie hinweg fliegen. Mit Fracht. Was ist, wenn die Ladung nicht hält? Was passiert, wenn der Empfänger gar nicht zu Hause ist? Wer steuert das Ding eigentlich?

Generell könnte der Straßenverkehr reduziert werden, frohlockte doch tatsächlich neulich ein Logistik-Experte; er warf allerdings auch ein, dass dann ja ganz viele Drohnen herumschwirren würden und dass man dann neue Verkehrsregeln brauche. Gut beobachtet.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag neue Technik und vielleicht ist es tatsächlich eine schöne Idee, vielleicht entlastet man wirklich den Straßenverkehr damit. Und findet im Drohnenluftraum über Deutschland auch entsprechende Verkehrsregeln.

Schön wäre es aber auch, wenn wir in der Vorweihnachtszeit auch zukünftig in Ruhe unseren Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt trinken könnten, ohne herumfliegende Drohnenschwärme abzuwehren und gegen eine Geräuschkulisse aus Staubsauger-Hundertschaften anzuschreien.